Prolog: Left Behind

1.3K 174 35
                                    

Es gibt diesen Moment, kurz bevor die Sonne aufgeht. 

Diesen Moment, wo man die Sterne verblassen sieht, doch die Sonne noch nicht stark genug ist, den Himmel in ein sanftes Violett umzufärben. Dieser Moment, wenn alles noch schläft, aber man weiß, dass bald die ersten Lichter in den Fenstern der Häuser angehen werden. Nach und nach, als wollten sie das Licht der verschwindenden Sterne ersetzen.

Es zog mich oft nach draußen. Immer dann, wenn ich nicht mehr schlafen konnte. Immer dann, wenn meine Gedanken zu laut waren, aber doch nicht reichten, um die Stille um mich herum zu übertönen.

Ich hatte einen Ort gefunden, der mir Frieden gab. Einen Hügel, ein bisschen oberhalb der Stadt, von dem aus ich in das Tal blicken und der Stadt beim aufwachen zusehen konnte. Ich saß im taufeuchten Gras und ließ die Stimmung auf mich wirken, die mich komplett für sich einnahm.

Niemand würde mich hier oben finden. Ich konnte für immer hier bleiben, wenn ich wollte.

Langsam verfärbte sich der Himmel und die Dämmerung trat ein. Mit ihr kamen meine Tränen, denn ein neuer Tag brach an. Der nächste Tag ohne ihn. Hilflos zog ich meine Beine an und erstickte den Schluchzer, der mir entkam an meinem Arm. Ich wollte nicht, dass die Sonne aufging, aber sie tat es ja doch. Fröstelnd umarmte ich mich selbst.

"Hoseok...", murmelte ich und die kaum hörbaren Worte wurden vom Wind weggetragen, "ich schaffe das nicht ohne dich."

Blue SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt