Pt. Six: Come in.

785 154 21
                                    

Unsere Dancemoves wurden immer cringiger, aber wir hatten die Zeit unseres Lebens. Meien Mittänzer hießen Soonyoung, Raffael und das Mädchen hieß auch Jimin, was ich persönlich sehr witzig fand. Park Jimin. Wir hatten Wetten darüber abgeschlossen, wer zuerst zur Ikone aufsteigen würde, aber irgendwie hatten alle auf das hübsche Mädchen gesetzt, einschließlich meiner Selbst, denn Jimin weiblich war zur Ikone geboren. Sie war ein bisschen größer als ich, das war eigentlich ziemlich gemein von ihr. 

Wie dem auch sei, Soonyoung gehörte eigentlich auf die Redside, aber ähnlich wie Hoseok schien er an Donnerstagen im Pit zu gammeln. Er zeigte mir gerade einen Move, von dem er meinte, dass er mir gut stehen würde, als ich von hinten auf die Schulter getippt wurde. Verwirrt drehte ich mich um und sah erst mal nur eine Brust. Ich blinzelte und hob den Kopf dann um noch ein Stück aufschauen zu können. 

Von Nahem war der ja noch riesiger. "Z-Zelo", stotterte ich und er nickte nur kurz. Dann sagte er gar nichts. Das ging ungefähr vier Sekunden so. Dann hielt ich 'die Stille' nicht mehr aus. "Hi", piepste ich unsicher (Goddamn, Jimin!) und er sagte nur: "Komm rein."

Damit ging er wieder. 

Ich sah ihm nach, bis Soonyoungs Lachen meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zog. "Das macht er jedes Mal so, der Spinner. Du sollst ihm folgen, Kleiner. Na los." Ratlos schaute ich den dunkelhaarigen an und dann fragte ich geistreich: "Warum?" Gefühlt klatschte sich jeder im Club gegen die Stirn, tatsächlich machte das aber nur Jimin weiblich. "Du bist gecircled worden, Mann. Also ab auf die Red Side." 

Geschockt riss ich die Augen auf. Wenn es das war, was diese Mädchen in den Supermodelshows immer fühlten, wenn sie eine Runde weiter kamen, dann konnte ich plötzlich verstehen, warum sie sich immer Luft zuwedelten. Denn ich wedelte mir Luft zu. Ich hörte wieder auf, als ich es merkte. Dieser kleine verknorkelte Kreis, den ich gehabt hatte, sollte schon genug gewesen sein? Wirklich? Ich hatte schon andere Circle gesehen, welche, die sich minutenlang nicht aufgelöst hatten. Doch es war mir egal, wie groß oder rund mein Kreis gewesen war. Ich war glücklich. 

Ich nahm also nach einem kleinen Winken endlich meine Beine in die Hand und folgte Zelo, der schon am Rande der Red Side auf mich wartete. Er öffnete Band, mit dem die Red Side eingekreist war und ich hopste schnell rein, bevor er sich das anders überlegte. Dann ging ich die paar Stufen rauf auf die Nebenbühne, die eingeteilt war in Red Side und in Blue Side. Ich betrachtete fasziniert das rötliche Licht auf meiner blassen Haut und konnte gar nicht glauben, dass ich es geschafft hatte. 

Die Red Side war schon deutlich leerer geworden, weswegen es einfach war, Zelo zu folgen. 

Er ging an eine Truhe und stieß diese mit dem Füß auf, bevor er sich dazu bequemte, die Hände doch mal aus den Taschen zu nehmen und sich hinzuhocken, um den Inhalt dieser zu durchsuchen. "Zeig mal dein Handgelenk", meinte er und ich hielt ihm mein Handgelenk hin. Dann kramte er weiter, ehe er ein Violettes Armband hervorzog. Diese aus Gummi, die es oft als Werbegeschenke gab, oder auch oft mir dem Logo von Bands bedruckt wurden. 

Schnell schnappte er sich meinen Arm und streifte mir das Band über. 

"Das ist deine Eintrittkarte, also verliere es nicht", wies er mich an und stand dann wieder auf. Ich betrachtete das Band fasziniert genauer. Auf diesem Stand in ziemlich schnörkeligen Lettern in schwarzer Schrift der Names des Clubs und VIP. Ich war jetzt ein VIP! Ich war mir noch nie wichtiger vorgekommen.

"Das Band gilt nur hier unten, oben haben die VIPs andere. Wie du siehst ist der VIP-Breich sehr luxuriös", er drehte sich einmal um seine eigene Achse und lachte dann leicht ironisch. In der Ecke Standen zwei abgesessene Sofas, falls doch mal wer sitzen wollte und man hatte einen Steg, der zur Bar führte, wenn man sich denn traute mit Getränken wieder zurück zu balancieren. "Aber ernsthaft", sprach er weiter, "Das worum es uns doch geht, ist der Weg auf die Bühne, nicht wahr?" Ich nickte. Auch wenn ich mir plötzlich nicht mehr so sicher war, denn ich bekam Lampenfieber, allein bei dem Gedanken. 

"Das Schmuckstück unseres VIP-Bereichs befindet sich auf der Blue Side", er grinste und deutete auf einen riesigen Kühlschrank. "Der ist für Alle auf der Red oder Blue Side und kann kostenfrei benutzt werden, um Wasserflaschen kalt zu stellen. Wasser. Nicht Wodka. Wasser. Ich sah das nicht umsonst. Wer dagegen verstößt, kann sein Bändchen wieder abgeben." Ich nickte. Es war sehr nett, den Betreibern von den Betreibern des Clubs, dass sie eigene Getränke erlaubten, damit die Tänzer auf der Bühne nicht dehydrierten.

Auf der anderen Seite hatten sie hier unten die Hütte immer voll mit Schaulustigen, die sicherlich nicht wenig tranken und auf der Bühne hatten sie junge Menschen, die sie nicht mal bezahlen mussten. Was ein geniales Konzept eigentlich. Ich nickte anerkennend. Ich würde das meiner Mutter erzählen, denn sie als Geschäftsfrau konnte sicher was damit anfangen. 

Vielleicht würde wieder etwas cooles, gemeinnütziges dabei rauskommen. 

Ich lächelte Zelo zu. "Danke", sagte ich und er grinste halb und deutete dann nur noch auf eine Tür. "Da ist das VIP-Klo." Ich lachte leise. "Gibt es da was besonderes drin?", fragte ich und Zelo zuckte mit den Schultern. "Es wird von weniger Menschen benutzt." Ja, das machte Sinn. Es waren nur noch vielleicht sechs Paare auf der Red Side. Die Battels wären also bald vorbei. 

"Okay, Kleiner. Mehr ist es nicht. Wir sehen uns die Tage", damit kopfte er mir auf die Schulter, "Willkommen auf der Red Side." So stolz wie nie zuvor sah ich ihm hinterher und stand dann verloren auf der Red Side, wo mich die Paare komisch anstarrten, weil ich allein war. Das war er also gewesen. Mein glorreicher Moment. Jetzt wurde es wieder awkward. Also beschloss ich schnell aufs Klo zu huschen und dann nach Hause zu gehen, denn es war schon später, als was ich gewollt hatte. 

Blue SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt