Pt. Eighteen: You better get well soon.

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Ich sah ihr nach und als die Tür hinter ihr ins Schloss viel, sah ich langsam zu Hoseok. Eine Weile starrten wir uns stumm an.

"Oh Gott sei Dank, dein Gesicht ist wieder normal", meinte ich und er zog nur eine Augenbraue hoch. "Halt die Klappe", wies er mich an und stellte seinen Rucksack neben dem Bett ab. Ich sah ihn an und setzte den besten Babykatzenblick auf, den ich drauf hatte. "Ich kann heute nicht zum Training kommen", sagte ich, als sei das nicht offensichtlich.

"No Shit Sherlock, ich dachte, das ziehst du durch. Wie kannst du es wagen, krank zu werden?" Ich zog einen Schmollmund und rieb mir die Augen. "Da war so ein Straßenhändler und der verkaufte so Sachen aus seinem Mantel heraus und ich hab so 'krank sein' gesehen und das hat mich auch nur 3000 Won* gekostet, also konnte ich nicht widerstehen. Wer ist nicht gern halb tot?"

Hoseok schnaubte. "Tu nicht so. So schnell stirbt es sich nicht." Er zog eines seiner Beine an und ich musterte ihn kurz. Er hatte nicht mal seine typischen Badboyklamotten an. "Dress to impress?", fragte ich und er grinste selbstbewusst. Harrrrrrr. Okay, aufhören, Jimin. "Ich weiß, was ich tue", meinte er nur und lehnte sich zurück. Das sah ich. Ich zog mir die Decke über den Kopf. "Ich fühle mich furchtbar", murrte ich und versuchte zu ordnen, was er eigentlich vor hatte.

"Was hast du eigentlich?", hakte Hyung nach, "Fieber? Übelkeit? Schon wieder Liebeskummer?" Ich kam nicht unter der Decke hervor, denn errötete vollends. "Ich hab kein Liebeskummer!", widersprach ich, "Ich hab alles andere. Ich habe eine tödliche Seuche, Hyung." "Iss was und trink Wasser", antwortete er trocken. "Nein, ich sterbe hier." Er schnaubte.

Er hob die Decke wieder an. "Du musst was essen, Jimin", sagte er streng, "glaub nicht, dass du um das nächste Training drum herum kommst. Mir scheißegal, wie es dir dann geht, du kommst." Ich sah ihn unschlüssig an, doch er sprach einfach weiter. "Also sieh zu, dass du bis dahin wieder gesund wirst. Ich dulde keinen Ausfall. Aber um gesund zu werden, musst du was essen, du Volltrottel." Worauf wollte er hinaus? "Meinst du, ich kann eure Küche benutzen, ich muss was fertig machen."

Was? Mit großen Augen sah ich ihn an und er ließ die Decke einfach wieder fallen. "Schon gut, ich frage deine Mama", klang es gedämpft durch die Decke, "schlaf weiter."

Ich wühlte mich unter der Decke hervor. "Solltest du nicht in der Schule sein?", fragte ich ihn und er hockte sich zu mir und legte den Kopf auf seine Arme. "Ich hab eine Freistunde." "Hast du nicht." Er grinste nur wohlwollend.

"Ich mach das Essen fertig - ein Originalrezept meiner Nanny - und du isst, wenn ich wieder komme, oder ich kipp dir den Scheiß ins Bett", meinte er zuckersüß, ging mir durch die Haare, was mich erröten ließ und stand dann auf. Er holte zwei Schüsseln aus seinem Rucksack und verließ mein Zimmer. Das war es also. Deswegen seine Ansage. Alles nur, um zu verschleiern, dass er mir Suppe gemacht hatte. Die hatte er nur mitgebracht, damit ich beim nächsten Training wieder da war. Natürlich. Verdammt er wollte doch unbedingt, dass ich mich in ihn verliebte.

Je näher ich ihn kennen lernte, desto mehr konnte ich feststellen, dass unter seiner rauen Schale ein wirklich weicher Kern steckte. Vielleicht nicht generell, aber ein Stück weit wurde er soft für mich und das machte mich glücklich. Ich drehte mich auf die Seite und kuschelte mich wieder an Snaky. Ich wollte weiter darüber grübeln, doch ich war zu müde. Ich döste einfach weg und wachte wieder auf, als irgendwer sich an meiner Tür zu schaffen machte. Nach dem zweiten Versuch schwang sie auf und Hoseok trug eine Schüssel rein. Lässig versetzte er der Tür mit dem Fuß einen Stoß und diese klappte wieder zu.

Erneut rieb ich mir die Augen. "Sei nicht so widerlich niedlich", wies er mich an. "Okay, Hyung", stimmte ich zu und gähnte. Er stellte die Schüssel auf meinen Nachttisch und legte Stäbchen dazu. "Du machst mich soft." Jetzt hatte er es sogar gesagt. "Dabei habe ich noch nicht mal meinen Katzenpulli an", meinte ich leichthin und setzte mich auf. "Deinen was?", hakte er nach und ich grinste nur. "Ich habe einen Pulli. Mit Öhrchen." Er sah mich oberflächlich gesehen emotionslos an, doch sein Mundwinkel zuckte ganz leicht. "Ich will dich niemals in diesem Ding sehen", meinte er. "Ich zieh ihm zum nächsten Training an", antwortete ich nur und er zischte leise. "Iss. Nervensäge."

Ich nahm mir die Schüssel vor. Er hatte eine Reissuppe mit Gemüse gemacht. Nichts besonders kompliziertes, aber ich wusste es zu schätzen. Ich probierte vorsichtig und schloss die Augen. "Das ist voll lecker!", lobte ich glücklich und Hoseok verdrehte nur die Augen darüber, aber er gönnte sich ein kleines Lächeln. "Natürlich?", meinte er nur selbstbewusst und schein zufrieden mit sich selbst. "Wie hast du meine Mama dazu bewegt, dich an den Herd zu lassen?", fragte ich. Es war nicht so, als sei das ein großes Problem, aber es war schon komisch, wenn ein junger Mann, den man nicht kannte, einen Krankenbesuch abstattete und oben drauf noch anfing zu kochen.

"Ich bin einfach der perfekte Schwiegersohn", antwortete Hyung und zupfte sich selbst an dem Hemd, dass er sich extra angezogen hatte, wahrscheinlich, um seriöser zu wirken. "Ich habe mich doch auch extra hübsch gemacht", setzte er hinzu und lachte leise. "Mamas beeindrucken ist easy. Ich musste nur sagen, dass es für dich ist und ich das extra gemacht habe, dann hab ich ihr noch ein Lächeln geschenkt und sie ist geschmolzen. En voilà. Ladies lieben nette Jungs. Hab sie in den Kühlschrank geschoben und derweil gekocht. Da drin kann sie jetzt wieder fest werden."

"Du bist unglaublich", meinte ich beeindruckt und aß meine Suppe. Ein bisschen was zu essen, machte es tatsächlich etwas besser. "Ja so bin ich", wiegelte er das ab und ging sich mit der Zunge über die Lippen. Ich schluckte und konzentrierte mich wieder auf meine Suppe. Es war unfair, dass ihm jeder Style stand, selbst wenn er einen auf Boy next door machte. "Das ist eine sehr leichte Suppe, die solltest du eigentlich behalten, sodass du was im Bauch hast. Hast du genug Wasser getrunken?" Ich setzte die Schüssel an und trank. Dann sah ich ihn kritisch an. "Du bist voll gruselig gerade", zog ich ihn auf, "so kenn ich dich gar nicht, sicher, dass du nicht auch krank bist, Hyung?" Er schnaubte leise. "Halt den Rand, du Penner", wies er mich zurecht, "du wolltest unbedingt, dass ich dein Hyung bin, also mehr Respekt. Schön fertig essen, dann wieder hinlegen und nichts tun."

Ich kicherte. "Schon besser", meinte ich nur und schenkte ihm ein Lächeln. "Du siehst echt fertig aus." Ich antwortete darauf nichts. Das war so schon peinlich genug. "Danke, dass du gekommen bist, Hyung", flüsterte ich und stellte die Schüssel an die Seite. Er betrachtete mich einen Augenblick.

"Kein Problem", antwortete er dann nicht viel lauter und wir verfielen in eine Art Schweigen, dass ich nicht ganz einordnen konnte. Ich gönnte mir einen flüchtigen Blick, um ihn zu mustern. Er war wirklich außergewöhnlich schön, das sah jeder, der sich einen Moment nahm, ihn zu betrachten. Es war nur nicht ganz offensichtlich, wenn er seine Augenbrauen zusammen zog und wütend durch die gegen stierte.

"Ich brauche noch was zum kuscheln", meinte ich, einfach um ihn zu ärgern. "Nein", ja was anderes erwartete ich auch nicht, "wir gehen ganz sicher nicht dahin."

"Weiß ich doch", ich winkte ab und ließ mich umkippen. "Ich habe jemand anderen zum Kuscheln."
"Achja?"
Ich nickte weise. "Ja, meinen allerbesten Freund, mit dem ich jede Nacht schlafe." Ich ließ das mal so stehen. "Das klingt super falsch", informierte mich der Braunhaarige trocken und ich wühlte Snaky hervor. Ich machte es mir mit meiner Plüschboa gemütlich und sah ihn unschuldig an.
"Wieso?", fragte ich und legte meinen Kopf auf den über die Jahre plattgewalzten Kopf von Snaky.
"Das sieht auch falsch aus", kommentierte er und ich schlang die Arme beleidigt um meine Schlange.
"Wiesooo? Du bist ja nur neidisch auf Snaky!" Er lachte mich aus. Er lachte mich allen erstes aus. "Snaky?! Wie kommt man auf sowas?"

"War in einem englischen Kindergarten und das englische Wort..." Er unterbrach mich nur mit einem Blick. "Verschone mich. Ich hasse Schlangen." Noch beleidigter als zuvor streichelte ich mitleidig meinen Snaky. "Er meint nicht dich, sei nicht traurig", murmelte ich, "er hätte nur auch gern einen so tollen Freund, wie dich." Er lachte nur wieder. "Woher willst du wissen, dass ich nicht auch ein abgegriffenes Stofftier in meinem Bett rumliegen habe, dass ich niemals hergeben würde?" Mit großen Augen sah ich ihn an. "Hast du?" Er grinste. "Erfährst du nie."

Damit stand er auf und sammelte seine Schüssel ein. Ohne Umschweife wanderte das Geschirr, was ihm gehörte wieder in seinen Rucksack. "Sieh zu, dass du wieder gesund wirst." Ich nickte. "Danke Hyung." Er sagte nichts mehr dazu, machte nur eine unbestimmte Handbewegung, die wohl sowas wie ein Abschiedswinken war und verschwand wieder aus meinem Zimmer.


*bisschen mehr als 2€ xD

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