Ich betrat das Zimmer und sah mich um. "Diese Frau war deine...." "Meine Nanny." Oh well. Ich nahm eine Schneekugel in die Hand, die einsam auf einem Regal stand. Er ließ mich einfach, sagte nichts, warf seinen Rucksack wieder in irgendeine Ecke und sich selbst dann aufs Bett. Sein Bett war riesig. Alles hier war riesig. Wenn man sich so umsah, dann war das auf den ersten Blick der Traum eines jeden Jugendlichen. Fancy und durchgestyled. Aber das war mit Sicherheit auch der Grund, warum er es so hasste. Das Einzige, was nach Hoseok aussah, war das nicht gemachte Bett.
Je genauer ich mich umsah, desto mehr bemerkte ich, dass es gar nichts zu sehen gab. Keine Bilder, nichts Persönliches, nichts was etwas verriet über die Person, die hier wohnte. Ich setzte mich schüchtern auf das Sofa, das in seinem Zimmer stand und ließ die Augen durch den Raum wandern. "Warum verheimlichst du, wer du bist?", fragte ich und wandte mein Blick dem Bett zu, auf dem er lag. Er schüttelte nur den Kopf. "Weil das hier nichts mit mir zu tun hat. Das bin ich nicht. Ich habe nie in diese Welt gepasst." Er seufzte. "Außerdem macht Geld so viele falsche Freunde, auf die ich alle verzichten kann. Ich mag keine Menschen und als es noch allgemein bekannt war, dass meine Eltern ein Imperium leiten, sind sie alle um mich herum gesprungen, wollten meine Aufmerksamkeit. Als ich dann die Schule wechselte, baute ich mir ein anderes Image auf."
Ich dachte darüber nach. "Warum dieses?", fragte ich und er zuckte die Schultern. "Erstens, weil einen alle in Ruhe lassen, zweitens, weil niemand denkt, dass es bei einem wirklich was zu holen gibt und drittens... Die Mädchen stehen drauf." Ich sah schnell weg. Ich wusste nicht warum, aber das letzte verletzte mich auf irgendeine Art und Weise, die ich nicht greifen konnte. Mein Herz wurde einfach mit einem Mal so schwer, meine Brust zog sich zusammen und ich wusste nicht mal, was ich darauf sagen sollte. Ich hatte mir bisher nur Gedanken drüber gemacht, was ich von ihm hielt und redet mir ein, dass ich keine Chance hatte, weil er mich nicht mochte, doch das war ja inzwischen vom Tisch. Er hatte mir hier ein Geheimnis anvertraut, was ich auch für mich behalten würde. Vielleicht konnte ich seine Gründe nicht ganz nachvollziehen, denn es gab sicher auch andere Wege, zu umgehen, was er nicht haben wollte, doch wer war ich darüber zu urteilen? Doch ich verstand auch, dass es ihm wichtig war, also konnte er sich sicher mit mir fühlen.
Ich hatte also den Gedanken daran, warum ich eigentlich keine Chance hatte, verdrängt. Doch ihn einfach so an den Kopf geschmissen zu bekommen, machte ihn real. Von einem auf den anderen Moment wurde ich ziemlich gloomy. Ich presste die Lippen aufeinander und nickte das einfach ab. "Verstehe", murmelte ich und versuchte zu überspielen, was in mir vorging, doch ich bezweifelte, dass ich besonders gut darin war. Ich versuchte mich gegen die Wolken zu wehren, die dabei waren mein sonst so sonniges Gemüt zu verdecken, aber irgendwie konnte ich nicht. Okay, er hatte mir lowkey das Herz gebrochen, dabei konnte er nicht mal was dafür.
Verdammt, wann hatte ich angefangen ihn mehr als nur zu fanboyen? Ich sollte mich dringend auf die Reihe bekommen, ich wusste doch von Anfang an, dass wir nur Freunde sein konnten. Mir war nicht mal bewusst gewesen, dass ich angefangen hatte, von etwas mehr zu träumen. Ich sollte das im Keim ersticken, solange es nicht so sehr wehtat, wie es wohl wehtun würde, wenn ich mich so richtig in ihn verliebte. Ich sollte dankbar sein für den Ich-bin-hetero-Reminder.
"Wo ist die Anlage?", frage ich also, um das Thema auf was Unverfängliches zu bringen. "Er setzte sich auf. "Huh?", hakte er nach und ich machte eine allumfassende Geste. "Sollte in ein solches Zimmer nicht eine... fette Stereoanlage gehören?" Er grinste. "Die hab ich abgebaut und im Studio wieder aufgebaut." Ich lachte auf. "Okay. Wie kommt es, dass du da einfach deine Anlage aufbaust?", hakte ich nach und er grinste nur.
Ich sah ihn an. Er sah mich an.
"Ohhhhhhhhh", sagte ich nur und blinzelte. "Nein?" "Doch." "Wow." Ich wusste gar nicht was ich dazu sagen sollte. "Du bist erst achtzehn!", protestierte ich und er zuckte mit den Schultern. "Und damit vollständig geschäftsfähig. Ich hab zum Achtzehnten ein scheiß teures Auto bekommen, was ich nicht haben wollte, hab es am nächsten Tag für noch teureres Geld verkauft, dann bin ich einen Tag später zu Yongguk und hab sein Studio gekauft, denn er war kurz vor Pleite. Er kümmert sich um alles, ich habe Rechte, ich verdiene daran auch noch und die Leute haben sichere Jobs. Fertig." Wow. Ich sah ihn schon wieder mit neuen Augen. "Ich habe den Ort gerettet an dem ich eh die meiste Zeit verbrachte, aber daraus ist noch viel mehr geworden."
Ich grinste verhalten. "Das ist so cool irgendwie." Ich sah wieder zu ihm auf und musterte ihn. In ihm steckte so viel mehr, als man auf den ersten Blick sah. Er setzte sich wieder auf und wechselte in den Schneidersitz. Er fuhr sich durch sein immer noch leicht schwitziges Haar und während er das tat, konnte man seinen Muskeln einfach fabelhaft dabei zusehen, wie sie sich bewegten. Seine Finger steiften durch seine Haare und ich folgte ihnen mit dem Blick. Er hatte wunderschöne Hände. Das war unfair. Ich hatte so kleine Wursthändchen verglichen mit seinen. Sein T-Shirt verrutschte etwas und gab den Blick auf sein Schlüsselbein frei. Ich atmete tief durch.
"Hör auf zu droolen." Ich riss die Augen auf. Hatte ich...? Hatte er... Ich biss die Zähne zusammen. Dann sollte er aufhören, so gottverdammt hot zu sein. Wie peinlich ich einfach war. "E-Es tut mir l-leid", stotterte ich und wo auch immer der Fluchtreflex herkam, ich wollte dem nachkommen. Hirn so: lass flüchten. Körper: Heck yeah. "Ich sollte dann jetzt auch gehen", meinte ich. "Ich muss noch unter die D-Dusche und du sicher auch und Ciao Hyung." Ich machte mich auf den Weg zur Tür und gerade als ich sie aufziehen wollte, drückte er sie wieder zu. Oh weia.
Das war ein Ding zwischen uns, hm?
Ich drehte mich zögerlich um. "Was?", fragte ich und er neigte nur neutral den Kopf. "Das war nicht böse gemeint, tut mir leid." Ich schluckte nur. Das änderte nichts dran, dass mir das peinlich war. "Jimin, mach dir nicht so viele Gedanken deswegen, ich weiß, dass du mich bewunderst. Auch, wenn das gar nicht nötig ist." Bewundern.... haha. Genau. Also nicht, dass ich das nicht tun würde, aber da war mehr. Dennoch nickte ich. "Ich denke schon, dass du verdient hast, bewundert zu werden." "Danke", sagte er würdevoll und grinste. Er wuschelte mir durch die Haare. "Und jetzt hör auf zu denken, ich ärgere dich doch nur." Er ging mit mir um, wie mit einem kleinen Bruder, was mit auf der einen Seite gefiel, denn es war wohl das engste, was ich von ihm bekommen konnte, doch zeitgleich machte es mich traurig.
"Weiß ich doch, Hyung", murmelte ich und rang mich zu einem Lächeln durch. "Ich sollte aber wirklich los, wenn ich heute noch zur Red Side will." Er nickte das ab. "Wirkliche alles okay?"; hakte er in einer Mischung aus misstrauisch und forschend nach. "Ja", sagte ich nur und lachte leise mit einem leichten Augenrollen. "Lässt du mich dann raus?" "Gib Hyung eine Umarmung und du kannst vielleicht passieren." Jeez, ich war doch ein Masochist. Das würde mir sicher nicht guttun, seine Worte machten mich viel zu glücklich. Scheinbar machte er sich noch immer Gedanken über das, was ich zuvor zu seiner Nanny gesagt hatte. Ich zögerte auch gar nicht und umarmte flüchtig seine Mitte, was er leicht erwiderte, ehe er die Tür aufzog und mich rausschob.
"Und jetzt raus."
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Blue Side
FanfictionEs gibt Menschen, von denen hält man sich besser fern und einer dieser Menschen ist Jung Hoseok. Auch Jimin macht - wie es für vernünftigen Jungen gehört - einen großen Bogen um den rauchenden, schwänzenden und rebellischen Taugenichts. Doch plö...