Ich hatte nie was schöneres gesehen. Er war elegant und doch kraftvoll und ich kam nicht umhin seine ganze Erscheinung zu verehren. Ihm zuzusehen war toll und es machte Spaß und es zeigte mir, wo ich vielleicht auch mal hin wollte, wenn ich mal groß war (ich hoffte inständig ich würde noch ein bisschen wachsen, das mit dem Stimmenbruch hat ja schon noch soooo gut funktioniert). Nach einer Weile stand ich jedoch auf, denn ich hatte Hunger. Ich hatte wirklich Hunger und wenn man bedachte, dass Hosoek schon genauso lange wie ich hier war, dann hatte er sicher auch Hunger.
Er warf mir einen fragenden Blick zu und ich lehnte mich an die Wand. "Was willst du vom Bäcker?", fragte ich ihn und für einen Moment dachte ich, dass er mich ignorieren würde, doch dann kam er zu mir rüber, oder eher zu seiner Tasche und kramte erst sein Portmone hervor, dann einen Schein. "Irgendein belegtes Brötchen und ein Schweineohr." Ich nahm den Schein. "Wird gemacht." "Vom Rest kannst du dir was aussuchen." Ich biss mir auf die Lippe. Sollte ich mich freuen, oder verlegen werden, oder einfach beides, oder ... ?
Ich entschied mich dafür los zu gehen und gerade als ich zur Tür raus wollte, kam eine junge Frau rein. Sie war hübsch, hochgewachsen, hatte lange dunkle Haare, freundliche Augen und war bestimmt schon Mitte zwanzig. "Hallo", grüßte sie mich kurz mit einem kleinen Lächeln und ging dann durch zu Hosoek. Sie küsste ihn zur Begrüßung auf die Wange und ich wusste, dass mir das nicht zustand, aber ich fühlte einen Schwall Eifersucht hochkommen.
Ich musterte sie und wie nah sie an Hosoek stand und ich konnte es einen Moment lang gar nicht wirklich aushalten.
"Ist sie deine Freundin?", fragte ich unschuldig, "Du stehst also auf Noonas?", hakte ich weiter nach und Hoseok gab mir eine über den Hinterkopf. Ich wuschelte mir den Hinterkopf und sah ihn mit dem besten Puppyblick an, auch wenn ich die Kopfnuss verdient hatte. "Jimin. Bäcker. Jetzt. Tschüss." Die junge Frau kicherte nur. Sie schien freundlich. Das machte es nur schlimmer. Scheinbar war sie einer dieser Menschen, die man nicht mal in Ruhe hassen konnte, weil sie zu süß waren. "Sei nicht so hart zu ihm", forderte sie und ich grinste nur in einer Mischung aus verlegen und akward. "Ich geh dann mal", meinte ich und verließ den Saal, ohne auf Antwort zu warten.
Ich sah zu, dass ich zum Bäcker kam. Auf dem Weg machte ich mir Gedanken um die Frau. War sie vielleicht sogar wirklich seine Freundin? Hoseok war älter als ich und vielleicht wirkte er ja attraktiv auf... Was machte ich mir vor, klar wirkte er attraktiv auf Frauen.
In Gedanken versunken betrat ich schließlich wieder das Studio und als ich an den Tanzsälen vorbei ging bemerkte ich, dass inzwischen reger Betrieb in jedem von ihnen war. Logisch, Tanzschulen hatte auch Kurse an Samstagen. Ich ging langsam an den Türen vorbei und spähte in das Innere. Ein Kurs, der begonnen hatte, war sowas wie ein Frauentanzkurs und dieser wurde angeleitet von der jungen Frau die Hosoek vorhin begrüßt hatte.
Schnell ging ich in den hintersten Raum. Hoseok war wieder allein und als er mich sah unterbrach er sich, um zu mir zu kommen. Ich reichte ihm seine beiden Tüten und er nahm sie dankend an. Ich stellte noch zwei Mal Wasser dazu, was ich einfach so besorgt hatte, denn seins war sicherlich bald leer. Er nahm das Wasser entgegen, sagte aber nichts dazu. Dann setzte er sich. Kurz zögerte ich, doch dann setzte ich mich zu ihm und kramte auch meine Tüte hervor.
Ich sah mich in den Raum um, dann überlegte ich. "Wie kommt es, dass der Raum frei ist?", fragte ich und er warf mir nur einen Blick zu. "Was meinst du?", stellte er sich dumm, doch ich wusste, dass er wusste, was ich meinte. Doch er wollte wohl wieder keine Fragen beantworten. Wieso hatte er den Schlüssel? Warum konnte er hier her kommen, wann er wollte und was war der Grund, dass er hier einfach einen Saal für sich reserviert hatte, während in den anderen Tanzkurse abgehalten wurden? Sollte der Raum nicht auch für einen Kurs herhalten müssen?
"Wen hast du bestochen, um hier proben zu können?", fragte ich und er sah mich böse an. "Das denkst du also ist es, was ich tue, ja?", fragte er angepisst und ich riss die Augen auf. "Was? Nein!!", intervenierte ich sofort, "Das war nur ein Spruch. Das ist wie, wenn man fragt: 'Mit wem muss ich schlafen, um hier rein zu kommen?' Dann schläft man doch auch nicht wirklich mit dem, oder doch? Ich würde nie mit jemandem schlafen, um irgendwo rein zukommen? Würdest du? Ich hab noch nie mit jemandem geschlafen, das wäre doch voll bitter..."
"Chill. Ich verarsch dich nur. Zu viele Infos, halt die Klappe." Er biss in sein Brötchen. Mein Herz schlug wie wild. Ich hatte wirklich einen Moment Angst, dass er dachte, dass ich dachte, dass er so jemand wäre. Er hatte mir mal den Arsch gerettet. Er war nur mäßig gemein zu mir. Ich wusste doch bereits, dass mehr in ihm steckte, als was die Leute auf den Schulfluren laberten.
Ich versuchte meine Gedanken wieder in den Griff zu bekommen und beinahe entging mir, dass er es wieder geschafft hatte, meine Frage zu umgehen. Er war ein mysteriöser Typ. Wahrscheinlich würde es sich lohnen, ihm hinterher zu spionieren, denn er schrie danach, dass es was zu entdecken gabt. Doch er hatte Glück. Ich war nur ich. Ich wollte das kennenlernen, was er mir lieferte. Ich wollte tanzen. Ich verehrte ihn so oder so.
Der Rest war mir egal und er konnte sich beruhigt zurück lehnen, ich würde nichts auf Teufel komm raus versuchen herauszufinden, denn ich war sehr wohl in der Lage zu erspüren, was es war, was der mir gegenüber am meisten fürchtete. Bei Hoseok war es wohl eindeutig, dass er Angst hatte, dass seine Privatsphäre verletzt wurde.
Ich war zu loyal um mich darüber hinwegzusetzen. Darüber hinaus war es mir auch ein bisschen egal. Ich interessiere mich nicht für schmutzige Wäsche anderer.
Ich interessierte mich überhaupt nicht für Wäsche.
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Blue Side
FanfictionEs gibt Menschen, von denen hält man sich besser fern und einer dieser Menschen ist Jung Hoseok. Auch Jimin macht - wie es für vernünftigen Jungen gehört - einen großen Bogen um den rauchenden, schwänzenden und rebellischen Taugenichts. Doch plö...