M&Ms und Studium
„Es war so schwer, trotzdem so leicht
Denn du warst immer dabei"Clueso — Du warst immer dabei
„Jiyanamîn (Kurdisch: mein Leben)? Was ist los?", ich ziehe die Augenbrauen zusammen, während ich meinen besten Freund dabei beobachte, wie er seine Wut zu zügeln versucht. Wir haben uns nach seiner Vorlesung auf dem Schlossplatz getroffen und sitzen seit etwa 5 Minuten still im Schlossgarten. Seit dem Ende meiner Abiturprüfungen richten wir unsere Treffen nach Mehdis Vorlesungszeiten und verbringen die meiste Zeit damit, das schöne Wetter und die Sonne zu genießen. „Ich hab's so satt, ständig von irgendwelchen Leuten dumm angemacht zu werden, nur weil ich Schia bin!", Mehdis Stimme ertönt einen Ticken zu laut, zu aggressiv und zu gereizt. „Was geht dir durch den Kopf?", ich blicke ihn kritisch an und habe Angst vor seiner Antwort. „Ich werde mir einen Zülfikar stechen lassen", sein Gesichtsausdruck ist genauso entschlossen, wie seine Stimme, weswegen ich hart schlucke. „Lanetleneceksin (Du wirst verflucht — muslimische Sichtweise zu Tattoos)", murmele ich und versuche Mehdi zu verstehen. Er ist wutgeladen und deswegen weiß ich, dass mein Argument nichts nützen wird. „Mina, du verstehst das nicht. Du bist nicht-", fängt er an doch ich hebe meine Hand, um ihm am Weitersprechen zu hindern. „Du bist nicht davon betroffen. Ist es das, was du sagen willst? Vielleicht bin ich keine Schia, aber behaupte ja nicht, dass ich nicht davon betroffen bin. Wie oft bin ich heulend zu dir gekommen, weil mich jemand wegen meiner Zülfikar-Kette dumm angemacht hat?", ich schüttle mit dem Kopf und stehe auf, um einige Male hin und her zu laufen. „Wenn du dir ein Tattoo stechen lässt, dann tue ich das auch", ich kreuze meine Arme vor der Brust und blicke Mehdi entschlossen in die Augen. „Ganz sicher nicht!", seine Augen spucken plötzlich Feuer. „Wenn wir es nicht gemeinsam tun, gehe ich alleine ins Tattoostudio. Ich bin schließlich seit einer Woche volljährig und ich wollte sowieso schon immer ein Tattoo haben", ich zucke mit den Achseln und setze mich wieder auf die Wiese, mit dem Blick auf die Staatsoper gerichtet. „Wieso sind wir so dickköpfig", murmelt Mehdi und lässt sich rücklings auf die Wiese fallen. „Weil wir Mehdi und Mina sind", ich grinse meinen besten Freund an und im gleichen Moment fällt mir ein Gedanke ein, weswegen ich nach meinem Handy greife und nach M&M-Tattoos suche. „Ich werde mir zwei stechen lassen", informiere ich meinen besten Freund, während ich mir die Tattoos fasziniert anschaue. „Was willst du dir stechen lassen?", Mehdi setzt sich auf und späht auf mein Handy. „Das ist ja mal cool, ich mache mit", grinst er und nimmt mir das Handy aus der Hand. „Wollen wir uns die hier stechen lassen? Aber ich will's auf der Schulter haben", ich deute auf ein Freundschaftstattoo und begeistert nickt er. „So etwa fünf Zentimeter groß?", erkundige ich mich und schätze in etwa die Größe mit Zeigefinger und Daumen, die mir in den Sinn kommt. „Hört sich gut an! Und was wird das zweite?", fragt er und legt den Kopf schief. „Auch ein Zülfikar?", entgegne ich verständnislos und versuche schlauer aus dem Jungen zu werden, dessen Gehirn manchmal wirklich viel zu langsam arbeitet.
„Ich fasse es nicht, dass wir das gerade wirklich machen werden", murmele ich, während ich ungeduldig auf dem Sofa hin und her rutsche. Wir warten auf die beiden Tätowierer, die unsere Tattoos stechen werden, und je länger ich warte, desto gestresster werde ich. „Mina? Ich wäre dann soweit", die Tätowiererin, mit der ich vor etwa einer halben Stunde gesprochen habe, erscheint im Vorraum des Studios und holt mich somit ab. „Bis später", ich schlucke schwer, bevor ich mich erhebe und der Dame hinterher laufe. „Also einmal dieses Schwert und einmal das M&M?", erkundigt sie sich ein letztes Mal, woraufhin ich nicke. „Das wären die Schablonen, passt das so?", sie zeigt mir ihre ausgedruckten Vorlagen und begeistert nicke ich. „Deine ersten Tattoos?", fragt die Tätowiererin lächelnd, als sie mir meine Anspannung anmerkt. „Ja, und es war eine sehr spontane Entscheidung", beichte ich und beiße mir auf die Unterlippe. „Dann ist deine Aufregung völlig berechtigt. Wenn es dir passt, würde ich loslegen", sie nimmt eine der beiden Schablonen zur Hand, „mit dem M&M wenn es dir auch recht ist." Eifrig nicke ich und ziehe mein Langarmshirt aus, damit meine Schulter frei zugänglich ist.
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Geziert
Roman pour Adolescents„Wie beginnt wohl die Geschichte jeden Kriegers? Bei den meisten mit Menschen, die einem einreden wollen, dass man etwas nicht schafft. Und so war es auch bei meinem persönlichen Krieger, meinem Helden... Vahap." Zufrieden schaue ich auf die ersten...