Zweiundzwanzigste Verzierung

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VAHAP

"Some people have a corner of your heart reserved in their name. Nobody can take their place. Nobody comes even close to making you feel the way they do."

Sonia Sabnis

„Sie hat also zuerst »Ich liebe dich« gesagt?", will Aurelio grinsend wissen und beugt sich vor, um nach seiner Kaffeetasse zu greifen, die er vor ein paar Minuten auf dem Beistelltisch links von ihm abgestellt hat. Wir haben gestern seinen Geburtstag gefeiert und haben uns heute erneut getroffen, um ernstere Gespräche führen zu können, denn seit meinem letzten Heilbronn-Besuch ist viel Zeit vergangen. „Darauf kommt es auch nicht mehr an, wenn Blicke Bände sprechen", Said stupst mich zwinkernd an, setzt gleich darauf seine Tasse an seine Lippen und nimmt einen großen Schluck von seinem Kaffee. „Da muss ich ihm Recht geben. Ich kann es kaum erwarten, euch beide nebeneinander zu sehen. Bestimmt bist du richtig niedlich in ihrer Anwesenheit", Ejup strahlt übers ganze Gesicht und ich weiß, dass es mir nicht anders geht. „Ich weiß nicht, ob ich wirklich anders bin, als in eurer Anwesenheit, aber ich fühle mich bei ihr komplett. Als hätte ich das fehlende Puzzlestück gefunden, das aus meinem Leben doch noch ein schönes Gesamtbild werden lässt", ich senke den Blick auf meine Kaffeetasse und lächle breit. „Ein schöne Landschaft, was?", fragt Aurelio und entlockt mir ein leises Lachen. „Die schönste, die ich jemals zu Gesicht bekommen habe", antworte ich ihm wahrheitsgetreu und greife nach meinem Wasserglas. Allein der Gedanke an Mina erfüllt mich mit Liebe, lässt mein Herz schneller schlagen und macht mich glücklich.

„Akhi", seufzt Said irgendwann und schlagartig wird die Situation, in der wir uns befinden, ernst. „Ja?", ich schaue fragend zu ihm, setze mich dafür leicht um, damit ich mir nicht den Hals verrenke. „Ich bin so froh, dass du die Gefühle zugelassen hast. Seitdem du das alles auf dich zukommen lässt, geht es dir besser. Du bist einfach glücklicher und sorgloser geworden, so wie du es schon seit Jahren verdienst. Stoß sie bitte nicht von dir, tu dir bitte diesen Gefallen", fleht er mich förmlich an, weswegen ich meinen besten Freund wortlos in eine Umarmung ziehe.

„Und was gibt's bei euch so? Was habe ich verpasst?", unterbreche ich die Stille, die nun seit einigen Minuten herrscht. „Belma hat mir in der Nacht geschrieben, kurz nachdem ihr gegangen seid", flüstert Aurelio und überrascht reiße ich die Augen auf. „Was hat sie geschrieben?", forscht Ejup nach und schluckt schwer. „Sie hat mir zum Geburtstag gratuliert", Aurelio kratzt sich am Nacken, lehnt sich vor und will gerade nach seinem Kaffeebecher greifen, als er in seiner Bewegung innehält, schließlich nach seinem Handy greift und einige Stille Minuten auf den Bildschirm starrt. „Ich weiß nicht, was ich ihr antworten soll und würde euch am Liebsten um Rat fragen und gleichzeitig ist ihre Nachricht so intim, dass ich nicht weiß, wie richtig das wäre", er seufzt laut und hält mir schließlich sein Handy hin.

„Alles Gute zum Geburtstag! Ich weiß, ich bin einen Tag zu spät dran, aber gestern war ich viel zu sehr damit beschäftigt sauer auf dich zu sein. Ja, ich bin sauer auf dich. Aber dieses Gefühl kommt nur dann, wenn mir bewusst wird, wie dumm ich war, wie viel ich von dir erwartet habe, obwohl ich kein Recht darauf hatte", lese ich die ersten Zeilen ihrer Nachricht laut vor und befinde mich gedanklich schlagartig in meinem ersten Ausbildungsjahr, das gleichzeitig das erste Jahr vom Studium der Jungs war.

Belma war schon immer eine gute Freundin von uns allen, wir lebten in der gleichen Gegend und besuchten die gleiche Grundschule und letztendlich auch das gleiche Gymnasium. Ihre Bindung zu Aurelio war aber eine ganz andere, denn sie war seine beste Freundin. Sie waren schon fast unzertrennlicher als wir vier es waren und doch hatte das Leben sie auseinander gebracht.

„Aber heute möchte ich an deine guten Seiten denken. Du warst mir ein unfassbar guter bester Freund, obwohl du mich manchmal vernachlässigt hast. Du warst immer ein guter Zuhörer, immer interessiert an meinem Wohlergehen", ich unterbreche meinen Lesefluss, weil sich meine Augen mit Tränen füllen. Ich hasse es so nah am Wasser gebaut zu sein und dennoch weiß ich, dass genau diese Eigenschaft an mir etwas ganz besonderes ist.

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