Kapitel 6

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Am Nächsten Morgen wachte ich schon sehr früh auf und stand um 6:30 schon angezogen in meinem Zimmer. Ich vertrieb mir bis 7:15 die Zeit im Internet und schlich mich dann mit leisen Sohlen in die Küche, wo ich mir mein Frühstück machte und dem Radio lauschte, während ich mein Müsli aß. Um halb acht schlurfte dann auch mein Onkel in die Küche herein. Er zwang sich das glaubwürdigste Lächeln auf, was er um diese Uhrzeit aufbringen konnte und wandte sich dann der Kaffeemaschine zu. Er sah noch schlimmer aus als ich, die Haare komplett zerzaust und einen leichten Schatten unter den Augen. Tony setzte sich mit seiner Tasse zu mir an den Tisch und schlürfte leise an seinem Getränk. Allmählich wurde auch er wach und gesprächig. " Für heute wäre bis Mittag die Werkstatt geplant und danach müsste ich kurz in die Firma, etwas aus meinem Büro holen. Möchtest du mich begleiten?", fragte Tony und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse. Ich nickte als Antwort, weil ich den Mund noch voll hatte und stand dann auf um mein Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. "Wo hast du den deine Krücken gelassen?", fragte mein Onkel und lies seinen Blick durch den Raum wandern. "Oben neben dem Bett, ich hasse sie wie die Pest und nach dem ich sie jetzt um die drei ein halb Wochen benutzt habe und mein Fuß nicht mehr schmerzt, habe ich sie heute einfach stehen gelassen." sagte ich mit etwas mehr Selbstbewusstsein in der Stimme als sonst.
Tony erhob sich nun auch von seinem Stuhl mit seiner Kaffee Tasse und ich folgte ihm in den Keller. Er tippte eine Zahlenkombination in ein Schloss ein und die Glastür vor der wir standen öffnete sich. Ich bemerkte gar nicht, dass mein Mund leicht geöffnet war, als ich mich in der Werkstatt um sah, erst als Tony mit seiner freien Hand unter meinem Kinn ansetzte und ihn wieder schloss. Es war ein riesiger Raum mit einer eigenen Küche, einem Boxring, einer riesigen Werkbank, vielen Werkzeugen und Robotern,... . An einer Wand standen die ganzen teuren Autos, und an einer anderen Wand waren die Iron man Anzüge brav in einer Reihe aufgestellt.
Mein Onkel schmunzelte leicht über meine Reaktion. Er setzte sich auf einen Werkzeugwagen und beobachtete mich beim Erkunden der Räumlichkeiten. Ich sah mir alles genau an, auch den kleinen Roboterarm namens Dum-E, welchen ich sofort in mein Herz geschlossen hatte, als er mir den Greifarm zur Begrüßung gab und dabei fröhlich piepte.
Tony stellte seine Kaffeetasse weg und lies einen seiner Anzüge aus dem Regal treten um mir an diesem Beispiel alles zu erklären, was ich wissen wollte. Und so verging dieser Vormittag und noch ein paar weitere wie im Flug.
Als die Uhr 13:00 schlug, stiegen wir in den weisen Porsche ein, welcher bei den anderen Autos geparkt war und fuhren, nach dem sich Tony versichert hatte, das ich angeschnallt war aus der Einfahrt der Villa. Denn er und Pepper waren sich einig, dass diese Sportwagen viel zu gefährlich wären, um damit ein kleines Mädchen mitzunehmen, weswegen Tony eine Woche später einen Range Rover kaufte. Was ich zwar zu schätzen wusste, aber ich liebte die Fahrten in den Sportwagen.

Es war ein Heiser Sommertag, als wir an der Strandpromenade entlangfuhren. Aus dem Radio klang leise AC/DC und der Higway war ziemlich leer. Ich hatte mich mit dem Arm an das Fenster gelegt und beobachtete aufmerksam die Landschaftskulisse, die an meinem Fenster vorbeizog. Es vergingen eineinhalb Stunden in denen wir fast nichts miteinander sprachen, bis wir endlich an dem großen Industriegelände ankamen. Mein Onkel parkte sein Auto direkt vor der großen Glastür und stieg aus. Sofort folgte ich ihm. Mit einer kleinen Spur von Ehrfurcht trat ich an der Seite meines Onkels in das Große Gebäude ein.

Es war sehr modern eingerichtet und man hätte sich gut darin verlaufen können, wenn man sich nicht auskannte, denn es gab tausende Gänge und Korridore auf drei Etagen, welche alle gleich aussahen. Tony grüßte die Frau am Empfang, und begann mit ihr irgendetwas über seine Termine zu besprechen, während ich meine Aufmerksamkeit auf das große Wasserspiel richtete, was in der Eingangshalle leise vor sich hin plätscherte. " Kommst du?, Oder ist die Deko spannender?", witzelte Tony und riss mich aus meinen Gedanken. Sofort eilte ich zu ihm und folgte ihm wie ein kleiner Hund seinem Besitzer bei jedem Schritt. Wir gingen durch einige der Gänge und wurden von jedem gegrüßt, der uns auf dem Weg dorthin begegnete. Endlich kamen wir an einer großen Schwarzen Holztür an und traten ein. Tony ging auf den Schreibtisch zu und lies sich in den schwarzen Bürosessel sinken, während ich mich umsah und mich dann auf den zweiten Stuhl gegen über setzte und Tony leise beobachtete, wie er etwas auf seinem Computer herum tippte. Etwas gelangweilt lies ich meine Beine baumeln und meinen Blick über den Tisch wandern. Neben den Stiftehaltern und Noizzetteln stand am Rande des Tisches auch noch ein Gestell aus vier komisch angeordneten Metallsiften, welches mit ein paar kleinen Ordnern zugestellt war. Da mein Onkel mit seiner Arbeit beschäftigt war zog ich vorsichtig die Ordner von dem Gestell weg und beobachtete es verwundert, als es sich zu drehen begann. Manchmal änderte es die Richtung oder kam fast zum stehen, aber es war irgendwie interessant. Nach ein paar Minuten schnappte sich Tony einen großen braunen Umschlag und stand von seinem Stuhl auf "So, fertig. Entschuldige, es hat etwas länger gedauert, da ich noch ein paar Mails durchlesen musste und..." Er stoppte sein Gerede und sah auf das Mobile hinab, welches ich mir emotionslos ansah. "wenigstens hatte dieses komische Ding jetzt einen weiteren Zweck außer mir auf die Nerven zu gehen. Wenn es nicht ein Geschenk von Pepper gewesen wäre, hätte ich es schon längst entsorgt. Es macht mich wahnsinnig, wenn sich etwas auf meinem Schreibtisch bewegt." Nach dieser Aussage baute ich das Mobile wieder mit den Ordnern zu und bracht es zum Stillstand. "Gut so?", fragte ich mit einem leichten Lächeln. Mein Onkel wuschelte mir durch meine braunen Haare und schmunzelte, "Ja, Perfekt". Er hielt mir die Holztür auf und wir gingen wieder zurück zum Haupteingang. Happy kam uns an der Tür entgegen. "Hallo Mr. Happy." grüßte ich den Mann als er zu uns Kam. "Wow, Tony die Kleine hat bessere Manieren als du." witzelte er leise und lächelte freundlich. Mein Onkel legte den Kopf etwas schief, verängte seine Augen und lächelte seinem Freund mit einem gespielen Lächeln zurück. " Ich soll dir von Pepper ausrichten, dass sie wahrscheinlich ein paar Tage früher Nachhause kommen wird." sagte Happy, was Tony nun mit einem echten Lächeln erwiderte. Nach diesem kleinem Gespräch verabschiedeten wir uns wieder von einander und ich und mein Onkel stiegen wieder in der Weisen Porsche ein. Tony warf den braunen Umschlag auf den Rücksitz: "Und hast du noch Lust irgendetwas zu unternehmen?" fragte er und sah dabei zu mir als ich aufgeregt zu nicken begann. "Hunger?" fragte er und lächelte leicht. "Ja" antwortete ich schnell und griff nach meinem Anschnallgurt. "Cheeseburger?" fragte er, als er mir beim Anschnallen zusah. "Oh ja, die mag ich am liebsten.", jubelte ich erfreut und mein Onkel startete den Wagen.
Nach dem kurzen Abstecher bei Mc Donalds, hatten wir uns auf den Heimweg gemacht. Die Sonne stand schon tief über dem Meer und der Himmel färbte sich langsam gelblich. Wir fuhren eine Landstraße entlang, welche direkt neben dem Meer verlief. Ich traute mich erst gar nicht zu fragen, doch nach kurzer Zeit überwog der Mut. " Tony?" Mein Onkel sah mich kurz an. "Hm?" Antwortete er. " Haben wir vielleicht 5 Minuten Zeit kurz anzuhalten?", fragte ich ohne ihn anzusehen.
Er schien von meiner Frage ziemlich verwirrt. "Äh,... klar" sagte er und fuhr zu nächsten Ausfahrt. Ich stieg wie er aus und sah auf den Sandstrand vor uns hinab. "Weswegen warten wir denn hier?", fragte er und lehnte sich gegen das Auto. Aufgeregt zog ich meine Schuhe aus und stellte sie in den Fußraum des Autos und schloss die Beifahrer Tür. "Ich bin gleich wieder da." sagte ich aufgeregt und doch mit leiser Stimme. Sofort joggte ich die Böschung hinab und lief dem Meer entgegen. Der weiche Sand schmiegte sich an meine Füße und verlangsamte meine Schritte.
Kurz vor dem Wasser blieb ich stehen und beobachtete die Welle, welche auf mich zukam und ihre Weiße Schaumkrone stolz über den Sand trug und sich nach kurzer Zeit wieder zurückzog. Mit langsamen Schritten trat ich in das blau glitzernde Wasser und genoss das Gefühl, wie die Wellen über meine kleinen Füße hinweg zogen.
Ich war in meiner eigenen Welt und glücklich, als mich jemand von hinten leicht nasspritzte. Sofort sah ich mich nach meinem Onkel um, welcher mit einem leichten Grinsen hinter mir stand. "Was?", fragte er lachend. Er hatte seine Schuhe genau wie ich ausgezogen und stand ein paar Meter hinter mir, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Langsam trat er zu mir vor und sah auf das Wasser hinab. "Wegen dem sind wir jetzt stehen geblieben?" fragte er und sah mich an. Verlegen blickte ich auf das Wasser und lächelte leicht. Es vergingen ein paar Minuten, in denen wir wieder einmal schwiegen. "Wie ich letztens gesehen habe spielst du noch Violine?" fragte er um mit mir einen Smalltalk anzufangen, um die Stille zu unterbrechen. "Jap", antwortete ich und nickte dabei "Klavier und Schlagzeug kann ich auch etwas spielen." "Du weist, das du jetzt fällig bist und mir wenn wir zuhause sind, etwas vorspielen musst." klärte er mich mit einem kleinen Lächeln auf : "Und keine Ausreden." Ich musste etwas über seinen gespielten strengen Ton lächeln.

Ich nutzte meine Situation aus, endlich einmal wieder an einem Strand zu sein und begann das zu tun, was Zehnjährige halt tun,... Spielen."

Mit langsamen Schritten ging ich aus dem Wasser heraus und griff nach ein paar Muschelschalen, welche ich ohne Glück, versuchte über das Wasser hüpfen zu lassen. Nach dem es mir nicht geglückt war, begann ich über die weißen Schaumkronen zu hüpfen, welche durch jede Welle an dem Strand gespült wurden. Mein Onkel sah mir nur mit einem leichten Lächeln im Gesicht zu und schaute ab und zu zurück auf die Sonne, welche hinter dem Meer verschwand. Als es dunkel wurde machten wir uns wieder auf den Weg zum Auto. "Wenn du Lust hast können wir ja mal in die Bucht runter gehen." "Welche Bucht?" fragte ich interessiert. "Na die unter dem Haus." "Oh ja, das wäre toll. Ich war noch nicht so oft am Strand." fügte ich vielleicht mit etwas zu leiser Stimme Hinzu.

Vor dem Auto klopfte ich mir den Sand von den Füßen, bevor ich einstieg, die Autotür hinter mir schloss und mich anschnallte. "Jetzt aber ab nach Hause." fügte Tony hinzu und fuhr los. Doch von der restlichen Fahrt bekam ich nicht mehr all zu viel mit, denn ich schlief ein paar Minuten danach auf meinem Autositz, zusammengerollt ein.

Als wir in der Villa ankamen, parke Tony seinen Wagen, stieg aus, kam einmal um das Auto herum und öffnete leise meine Tür. Mit zärtlicher Stimme versuchte er mich zu wecken, "Hey, wir sind da. Na komm,.. " langsam wachte ich auf und stemmte mich etwas hoch, doch ich war nur halb wach. "Hm?" nuschelte ich nur leise vor mich hin und versucht meine Augen wenigstens etwas zu öffnen. Mein Onkel musste Mitleid mit mir gehabt haben. "Na komm,.. " wiederholte er und hob mich aus meinem Sitz heraus. Ich spürte wie mein Kopf auf seine Schulter sank und dort liegen blieb. Tony trug mich die Teppen in mein Zimmer hoch, zog mir meine Schuhe aus und legte mich in mein Bett. Behutsam zog er mir die Bettdecke über die Schultern, damit ich nicht fror.

Er stand noch einen kurzen Moment an meinem Bett, dann ging er leise aus dem Raum und schloss vorsichtig die Tür. Doch das bemerkte ich schon nicht mehr, denn ich war schon in einer weit weit entfernten Welt.









Danke an meine Bisherigen Leser : )

Rose Stark - We're going through this togetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt