Kapitel 7

253 6 0
                                    

Ich befand mich wieder in der großen Firma meines Onkels, und zwar genauer gesagt in seinem Büro. Verwundert sah ich mich um, doch ich war allein. Ich stand vom Boden auf, auf welchem ich aufgewacht war und ging zu der großen Holztür. Mit einem festen Ruck zog ich an der Klinke und öffnete die Tür. Plötzlich stand ich in einem der vielen Korridore der Firma, doch dieses mal wimmelte es dort nur so von Personen. Hunderte von Männern und Frauen in schwarzen Anzügen drängten sich in dem Gang. Ich wollte wieder zur Klinke greifen, aber die Tür hinter mir war weg und alles was hinter mir war, war nur eine weiße Wand. Ich spürte einen Schmerz an meiner Schulter, als mich jemand anrempelte. Ängstlich drehte ich mich um und versuchte aus der Masse zu fliehen. Denn ich war so klein, das ich den meisten Leuten nur bis zur Hüfte ging und so war ich den tausenden Aktenkoffern und Ellenbogen hilflos ausgesetzt. Machtlos versuchte ich in der schwarzen Menge nicht zertrampelt zu werden. Als mir schon Tränen über das Gesicht liefen hörte ich plötzlich eine leise Stimme. "Rose?......Rose!?", hörte ich Tony leise, mit einem sorgenden Unterton sagen. Suchend blickte ich mich um, musste mich doch sofort von einem weiterem Aktenkoffer ducken. "Tony?!", schrie ich, während ich das Gesicht in meinen Händen vergrub. "Wo bist du?", konnte ich die Stimme meines Onkels deutlich in meinen Ohren hören. "TONY?!", schrie ich erneut, so laut ich konnte, "Ich bin hier! TONY, Hilf mi....", plötzlich verstummte meine Stimme. Ich konnte zwar den Mund öffnen, aber nicht schreien, es kam kein Ton aus meiner Kehle. Ich blickte von meinen Händen auf und konnte schwören, dass ich die Silhouette meines Onkels zwischen ein paar Menschen sah, er ging von mir weg und rief meinen Namen. Sofort versuchte ich ihm zu antworten, doch so laut ich auch versuchte zu schreien, ich bekam keinen Ton raus. Ein Ellenbogen, auf den ich nicht geachtet hatte, wurde mir in mein Gesicht geschlagen und lies mich hinfallen. Es war schwarz vor meinen Augen geworden und abrupt auch leise, keine lauten Gespräche oder Schritte mehr, es war einfach nur still. Ich erhob mich erneut von meinem neuen Standort und sah mich um. Es war Nacht, ich stand auf einer kleinen Wiese neben einer Straße und hinter mir war ein dichter Wald.

Irgendwie kam mir der Ort bekannt vor. Auf der Straße stand ein Auto, es hatte die Scheinwerfer an und sah aus als wäre kein Fahrer darin gewesen. Vorsichtig machte ich ein paar Schritte darauf zu, als wie aus dem Nichts drei vermummte schwarze Gestallte hinter dem Auto hervor schossen und mit Taschenlampen und Pistolen auf mich zu rannten. Sofort wurde mir bewusst, wo ich mich befand und ich ergriff sofort die Flucht in den Wald.

Wieder rannte ich, über Stock und Stein. Hinter mir hörte ich die Stimmen meiner Verfolger und ihre Munition, welche die Bäume neben mir traf. Ich konnte die Lichter der Stadt schon durch die Bäume sehen und wischte mir kurz mit dem Ärmel über meine Augen, um durch die Tränen der Angst wenigstens noch etwas zu sehen, als ich stolperte und somit aufwachte.

Schwer atmend saß ich aufrecht in meinem Bett und spürte nur wie mir die warmen Tränen über mein Gesicht liefen. Hektisch begann ich in meiner Bedecke nach meinem kleinen Stoffhasen zu suchen. Ich glaube ich hatte Eddi noch nicht erwähnt, er war mein bester Freund, mit dem ich seit meinem ersten Lebensjahr durch dick und dünn ging. Eddie war ein ungefähr 25 cm großer Plüschhase mit grauem Fell und langen Schlappohren. Ich hatte ihn immer dabei, wenn ich für längere Zeit von Zuhause weg ging.
Hastig griff ich nach dem Plüschtier und drückte es fest an mich, doch irgendwie wurde es nicht besser, denn ich zitterte immer noch etwas vor Angst und die Tränen wollten nicht trocknen. Ich wandte meinen Blick zu meinem Wecker auf dem Nachttisch, welcher mir die Uhrzeit 5:30 anzeigte. Langsam rutschte ich von meinem Bett, den Hasen immer noch fest im Arm und machte mich auf den Weg in die Küche um mir ein Glas Wasser zu holen. Als ich mit meinem rosa farbenem T-shirt und meiner kurzen Stoffhose vom Vortag im Wohnzimmer ankam, sah ich das unten im Keller noch Licht brannte. Also machte ich mich auf den Weg nach unten.
Mein Onkel saß an seinem Schreibtisch und arbeitete mit dem Computer und dem braunem Umschlag. Leise öffnete ich die Tür und trat ein. Er drehte sich kurz verwundert zu mir um, richtete seinen Blick dann aber doch wieder auf den Bildschirm. "Schon Wach?", fragte er ohne mich anzusehen. "Ja,..." antwortete ich leise und mit brüchiger Stimme.
Mein Onkel hatte es wohl bemerkt und drehte sich nun richtig zu mir um. Er musterte mich einen Augenblick, bis er etwas verwirrt und besorgt zu sprechen begann "Hast du geweint Kleines?"
Etwas beschämt wischte ich mir die Tränen weg und nickte, während ich meine Hasen etwas fester umklammerte."Hey, kid,... komm mal her.", forderte er mich auf und winkte mir mit seiner Hand zu. Ich befolgte seine Anweisung und ging zu ihm hinüber. Tony hob mich auf seinen Schoß und umarmte mich, zwar anfangs etwas zögerlich aber liebevoll, um mich zu trösten. Mit einen Arm presste ich Eddi an mich und mit der anderen klammerte ich mich an Tony fest. Ich spürte wie sich mein Herzschlag wieder normalisierte. Nach einer ganzen Weile löste sich Tony wieder von mir "Ich denke, wir haben das beide gebraucht kid,...", er lächelte mich etwas an und wischte mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Was ist los?", fragte er mich mit einem aufmunternden Lächeln. "Nichts schlimmes,...", wollte ich antworten, wurde allerdings unterbrochen. "Sieht aber nicht so aus.", erwiderte mein Onkel und runzelte die Stirn.
"Ich hatte nen Albtraum,...", nuschelte ich in meinen Plüschhasen. "Hm, war er so gruselig?", fragte mein Onkel mitfühlend. Ich nickte leicht.
"Willst du's mir erzählen, oder eher nicht,...?", fragte er, was ich ihm mit einem Kopfschütteln beantwortete.
Tony nickte verständnisvoll " Ok.", brummte er. "Willst du hier unten bei mir bleiben, oder wieder hoch gehen?"," Kann ich hier bleiben?" fragte ich mit einer kleinen Schnute im Gesicht. "Klar, aber zieh dir vielleicht noch einen Pulli und Socken an, hier unten ist es nicht gerade warm.", sagte er, wieder einmal mit seiner gespielten, Kinder-Erziehungsstimme.
Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, rutschte von seinem Schoß, legte den Hasen auf den Schreibtisch und hastete hoch um mir meine Klamotten zu holen.
Als ich 2 min später wieder in der Werkstatt war, saß Tony immer noch auf seinem Stuhl und betrachtete Gedankenverloren den kleinen Plüschhasen, welcher auf seinem Schreibtisch saß.

Rose Stark - We're going through this togetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt