Es tut mir Leid

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Schwerfällig holte die Schwarzhaarige Luft, als sie aus dem Schlaf erwachte. Alles wirkte so schwer und lastete bedrückend auf ihrer Brust. Ihre Augenlider waren geschlossen vor Müdigkeit und nur mit Mühe bekam sie sie auf. Ein schummriges Gefühl saß noch tief in ihrem Kopf.
Verwirrt griff sie mit ihrer freien Hand ins Gesicht und ertastete den dünnen Plastikschlauch, der um sie gebunden war. Merkwürdig… sowas hatte sie noch nie an sich gehabt.
Ihr Blick erfasste die weiße Wand ihr gegenüber, die auch in der dunklen Nacht ihre Farbe verriet. Nur schemenhaft nahm sie die Umrisse des Zimmers wahr, wobei sie langsam verstand, dass es nicht ihr Zuhause war. Sie war nicht daheim!
Ein unangenehmes Ziehen in ihrer Lunge zwang sie ruhig zu bleiben, als ihr bewusst wurde, dass sie sich in einem Krankenhaus befand.
Die letzten Erinnerungen sprangen der Schwarzhaarigen durch den Kopf, wie sie am Vormittag erwachte war und keine Luft mehr bekam. Das panische Gefühl schoss durch ihre Glieder, als sie ihr Bein anwinkeln wollte und über eine Berührung an ihrer Hand stutzte.
Vorsichtig hob sie ihren Oberkörper ein Stück an um nach der Quelle zu sehen. Der Anblick ließ sie ruckartig ihre Hand zurückziehen, die bis eben von dem schwarzen Kater vor ihrem Bett gehalten wurde.
Was machte er hier? Er konnte doch nicht riskieren hier erwischt zu werde. Wieder erwies sich ihr Partner als leichtsinnig, indem er mitten in der Nacht hier herumgeisterte.
Etwas unbeholfen setzte Marinette sich auf und betrachtete Chat. Wieso war er hier? Er war doch jetzt hoffentlich nicht hinter ihrer Maske gekommen, weil er eins und seins zusammen rechnete?
Sein Gesicht vergrub sich halb in seinem Arm und die andere Hälfte wurde von seinen losen Haarsträhnen verdeckt. Ihr war es ein Rätsel wie er so atmen konnte.
Vorsichtig schob sie seine Haarpracht aus seinem Gesicht, als er tief Luft holte und seinen Kopf bewegte. Sie wollte ihn dabei nicht aufwecken, doch offensichtlich hatte sie es geschafft.

Still sah sie mit an, wie der Held seinen Kopf hob und sich gähnend die Augen rieb. Doch dann sank seine Hand, als sein Blick an ihrem hingen blieb.
Ehe sie sich versah, hatte er ihre Hand erneut ergriffen und war näher herangerückt.
„Du bist wach“, flüsterte er sanft und strich ihr beruhigend über den Handrücken. „Wie geht es dir?“
Ja, wie ging es ihr? Sie fühlte sich deutlich besser und gesünder, als in den vergangenen Tagen.
„Besser. Ich… Ich bin in einem Krankenhaus, oder?“ Ihr brannten noch so viele Fragen auf der Seele, weil sie nicht wusste was geschehen war. Doch ob ihr Partner die Antworten auf ihre Fragen hatte, bezweifelte sie.
„Ja, seit heute Vormittag“, gestand Chat und stockte etwas. Irgendwas wollte er noch sagen, das sah sie.
„Was ist passiert? Wie bin ich hierhergekommen? Was machst du hier?“
Er erhob sich vom Stuhl und trat näher zu ihr, dabei behielt er ihre Hand fest in seiner. Sie spürte die sanften Streifzüge über ihren Handrücken. Warum sorgte er sich nur so um sie?
„Ich hätte mich gestern nicht abwimmeln lassen dürfen von dir. Ich wusste, dass irgendwas passieren würde.“ Seine bedrückte Stimme wurde immer leiser. Es erschrak Marinette doch mehr, als sie je glauben wollte. Er wollte sich doch jetzt keine Vorwürfe machen?
„Das-Das hat nichts mit dir zutun, Chat. Ich hätte selbst auf mich achten müssen.“
Er schüttelte abwehrend den Kopf und öffnete den Mund, doch kein Ton verließ diesen. Es wäre wahrhaftig nicht klug gewesen mitten in der Nacht über Schuldeingeständnisse zu streiten, zumal sie sich noch unfassbar müde fühlte.
Mit der Hand, die ihr Partner hielt, zog sie den Kater näher zu sich, der sich zu ihr aufs Bett setzte.
Eigentlich musste sie gar nicht mehr fragen, was er hier machte. Offensichtlich sorgte er sich sehr um sie, doch die Frage nach dem ´Warum´ lag ihr auf der Zunge.
Sie strich ihm beruhigend über die Schulter, denn sie wollte nicht, dass er sich selbst belastete. Er sollte sich an nichts Schuld geben und zu gern hätte sie ihm diese Gedanken abgenommen.
„Du bist kalt“, stellte sie fest, als ihre Hand seinen Arm hinunter fuhr. Eigentlich hatte ihr Mund nur zu schnell diesen Gedanken ausgesprochen, eher sie es verhindern konnte.
Seine Augen waren starr auf ihr Gesicht gerichtet und seine Körperhaltung wirkte sehr verspannt auf sie.
„Kannst du mir sagen was passiert ist?“, wollte sie wieder wissen.
Seine Augenlider schlugen nieder, als er tief durchatmete, als suchte er angestrengt nach den Erinnerungen. Doch als er sie wieder ansah, schüttelte er langsam den Kopf.
„Deine Freunde waren bei dir, als du umgekippt bist. Du wurdest sofort ins Krankenhaus gebracht.“
Es lag ihm sichtlich schwer im Magen, das auszusprechen. Ihr Freunde. Ja, da waren Alya und Nino, die an ihr vorbei gelaufen waren. Wieder spürte sie diese tiefe Enge in ihrer Brust, als sie die Bilder vor Augen sah. Ihre Hand legte sich sogleich auf ihre enge Brust. Und dann… war Adrien da? Für einen Moment sah sie ihn, in diesem schrecklich schlechten Film, den sie geträumt zu haben glaubte.
„Was ist?“, fragte Chat alarmierend, als er ihre Geste beobachtete und schnell schüttelte Marinette den Kopf, um zu verdeutlichen, dass nichts sei.
„Ich hab die letzten Minuten noch vor Augen“, erklärte sie etwas verstört und winkelte ihre Beine an.
Plötzlich neigte er sich ihr zu, die Hand an ihrer Wange, als sie einen Kuss auf ihrem Scheitel spürte.
„Es wird alles gut. Ich pass auf dich auf.“ Chats flüsternde Stimme, lief ihr wie ein Schauer über den Rücken. Sie wich nicht zurück, sondern hob ihren Kopf, um ihn ansehen zu können.
Seit wann reagierte ihr Herz nur so verrückt auf diesen Kater. Warum berührten seine Gesten sie so?
„Warum?“ Es war nicht mehr als ein Hauch und doch stand diese Frage im Raum, worauf beide keine Antwort kannten, oder wollten. Es war wie elektrisierend, dass sie beide so an einer Antwort zu nagen hatten, doch Chat durchbrach die Stille.
„Du bedeutest mir sehr viel, Prinzessin. Ich könnte es nicht verkraften, dich zu verlieren.“
Sie sahen sich an. Seine Worte berührten das Mädchen, doch noch immer war ihr nicht klar, was es zu bedeuten hatte.
„Warum ich?“
„Warum nicht? Warum muss alles immer hinter einem bestimmten Grund stehen?“
Das hatte gesessen. Peinlich berührt wandte Marinette ihren Blick ab und knapperte leicht auf ihrer Unterlippe. Sie musste ja schon immer alles in Frage stellen und wollte nie verstehen, warum sich jemand so sorgen sollte um sie. Manchmal fiel es ihr einfach schwer zu glauben, dass sie für jemanden von großer Bedeutung wäre. Er hatte Recht.
„Hör auf.“ Sein Finger glitt leicht über ihre Lippe, die sie sogleich entließ, dabei kam ihr diese Geste so unglaublich vertraut vor.
Nervös strich Marinette sich über die Wange, als sie gegen den störenden Schlauch kam.
Vorsicht löste sie ihn hinter ihren Ohren, doch wurde prompt aufgehalten.
„Was machst du da? Lass das dran!“
„Er stört mich. Hilf mir bitte“ Unentschlossen sah er seiner Freundin entgegen. Er störte sie wirklich, besonders, wenn sie sich wieder hinlegen wollte. Sie konnte eigenständig und genug Atmen.
„Mach das nicht“, bat er nochmal und sie sah schon seine Verzweiflung. Er hatte Angst ihr würde wieder etwas passieren. Nach den Erlebnissen konnte sie es ihm auch nicht verübeln, aber sie war sich sicher und er brauchte sich darum keine Gedanken zu machen.
„Chat“, beide Hände ergriffen seine, wobei sie sein leichtes Zittern spürte. „Es tut mir leid, dass ich dich weggeschickt habe und du dir jetzt Vorwürfe machst, aber es ist wirklich okay. Er ist überflüssig.“
Seine angespannte Haltung bewies ihr, dass er mit der Entscheidung rang, als sie erneut das Wort erhob. „Bleib heute Nacht bei mir“, bot sie ihn an. So konnte sie sich selbst das Gefühl verschaffen, wieder etwas gut zu machen. Wobei sie selbst den Wunsch verspürte, ihn bei sich zu haben.
Resigniert senkte Chat kurz den Kopf, woraufhin er ihr half, den Schlauch um ihren Kopf zu lösen und ihn zur Seite legte.
„Sollten wir nicht eine Krankenschwester informieren?“, unsicher deutete er auf den Schlauch und sah wieder zu der Schwarzhaarigen.
„Du hast Recht. Ich brauch auch dringend was zu trinken“, bestätigte sie. Sie hatte fürchterlichen Durst und wusste nicht, ob ihr drückender Kopf vom Durst oder von dem langen Schlaf kam.
Einen Moment dachte sie nach und traf eine Entscheidung.
„Versteck dich kurz im Bad. Ich hole sie und lasse kurz über mich drüber sehen.“ Aufmunternd lächelte sie dem Kater entgegen. Damit tat sie sich selbst, aber auch ihm einen Gefallen. Wenn die Schwester das OK gab, ohne Sauerstoff weiter zu schlafen, würde es auch ihn beruhigen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 25, 2021 ⏰

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