Anruf

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Marinette ließ sich auf ihr kleines Sofa fallen und drückte sich das provisorische Kühlkissen an den Hinterkopf. Der pochende Schmerz wurde weniger und das Schwindelgefühl verschwand nach einer Weile. Sie konnte sich an den Sturz nicht mehr richtig erinnern, aber sie musste mit dem Rücken und Kopf voran durch die Scheibe geschlagen sein. Anders ließen sich die Schmerzen nicht erklären.

Damian kehrte aus der Küche mit zwei Tassen Tee in der Hand zurück und setzte sich schräg zu der Schwarzhaarigen gerichtet dazu, nachdem er ihr eine Tasse gereicht hatte.
Marinette hatte sich in den ersten Jahren unzählige mal überlegt, was sie den Leuten sagen sollten, die irgendwann hinter ihr Geheimnis gekommen waren, doch bisher war dieser Fall nie eingetreten und irgendwann hatte sie sich nicht mehr den Kopf darüber zerbrochen.
Als sie nach Paris zurückgekehrt war, war ihr auch nicht bewusst, wie schnell ihr dieser Moment  bevorstand.
Skeptisch betrachtete sie den Schwarzhaarigen aus dem Augenwinkel, als er an seinem Tee nippte und keine Anstalten machte, das Gespräch zu eröffnen. Sie atmete hörbar aus und ließ das Kühlkissen sinken.

„Hör mal, es tut mir Leid wie es gekommen ist, aber du musst mir versprechen es niemanden zu erzählen“, bat sie ihn und sah ihn mit fehlen Blick an.
Überrascht sah er zu dem Mädchen und zog seine Augenbrauen zusammen, als hätte er sie nicht verstanden.
„Ich weiß nicht wo das Problem ist, ehrlich gesagt. Ich hatte nicht vor es publik zu machen. Es ist ja allgemein bekannt, dass ihr eure Identitäten von der Öffentlichkeit fern haltet“ Er zuckte mit der Schulter, um seine Worte zu bekräftigen.
Seufzend lehnte Marinette sich zurück. Ihr fiel schon ein kleiner Stein vom Herzen, dennoch reichte es ihr nicht aus. „Und das nicht ohne Grund“, sagte sie leise.
Damian betrachtete das Mädchen neben sich ehe er seine Frage stellte. „Warum? Ich habe nie verstanden, warum ihr es niemanden sagt. Wissen nicht mal eine Eltern oder Freunde davon? Wie lange schon?“
Empört zuckte Marinette zusammen, wobei ihr Tee gefährlich ins Wanken geriet und fast auf ihrem Schoß gelandet wäre. Sicherheitshalber stellte sie ihn zur Seite.
Bis eben war ihr nicht bewusst, warum manche Menschen die offensichtlichen Gründe nicht erkannten.
„Wirklich? Es geht doch nicht darum, dass wir Angst haben von der Presse oder Fans verfolgt zu werden!“, empörte sie sich. „Sobald jemand das Wissen besitzt, hat Hawk Moth Mittel und Wege diese Informationen aus jemanden herauszuquetschen und uns zu erpressen!“
Sie schluckte schwer bei dieser Vorstellung. „Und unsere Familien wären nicht mehr sicher, weil er uns damit erpressen könnte. Wir hätten keine Chance mehr gegen ihn“
Sie wollte nie darüber nachdenken, was geschehen würde. Welches Leid sie und vielleicht sogar ihre Freunde und Familie durchleben würden. Bei dieser Vorstellung schüttelte es sie.

„Verstehe“, Damian kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Jetzt kann ich es auch nachvollziehen“

„Und zu deiner Frage: Mit 14 begann alles und nein, bisher wusste es ausnahmslos keiner…“
Sie konnte es nicht verhindern, dass der Ärger über sich selbst, in ihrer Stimme mitschwang. Immerhin hatte sie sich diese Suppe selbst eingebrockt.

„Wow, Respekt“, lässig schlug der Junge die Beine übereinander und trank seinen Tee aus. „Mit 14 und nicht mal deine Familie hat etwas mitbekommen…“ Marinette sah ihm an, dass es ihn ziemlich beschäftigte. Sie betete, dass es ein gutes Ende nehmen würde und Damian vertrauenswürdig war. Ändern konnte sie es jetzt nicht mehr.

„Hey, da fällt mir ein…“, er suchte nach den richtigen Worten und Marinette wartete ungeduldig, was nun folgen würde. „Es könnte sein, dass ich deinem Partner gegenüber geäußert habe, dass du meine Nachbarin bist“ Marinettes Augen weiteten sich und sie öffnete bereits ihren Mund, um ihn wohl Feuer zu geben, aber er kam ihr zuvor. „Er hatte es aber schnell wieder abgetan und gesagt, es war nur ein Versehen, dass du hier gelandet bist. Also alles cool!“ Er hob beschwichtigend die Hände vor sich.
„Oh man“ Angespannt senkte Marinette den Kopf und vergrub ihre Finger in den Haaren. Hoffentlich behielt er recht und hatte Chat nicht auf sie aufmerksam gemacht.

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