Paris

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Aufgebracht sprang Adrien vom Stuhl auf, der seinem Vater gegenüber stand. Nur der große edle Schreibtisch zwischen ihnen verschaffte beiden einen Sicherheitsabstand.
Er hatte Schwierigkeiten seine Kontrolle zu behalten und nicht wie ein irrer auf ihn zu springen.
Gabriel raubte ihn den letzten Nerv und ganz besonders heute, denn er zwang seinem Sohn etwas auf, was ihm so richtig gegen den Strich ging.
Wütend ballte Adrien seine Fäuste. Er wollte diesen Raum stürmisch verlassen und doch hatte er das Bedürfnis seinen Erzeuger zu schlagen. Noch immer hatte dieser Mann einen gewissen Teil seines Lebens unter Kontrolle und dabei wusste er, dass es Adrien wichtig war, aus freien Stücken für Aufträge zu arbeiten.
Aber das, was Gabriel nun von ihm verlangte, brachte das Fass zum überlaufen.

„Ich mache das nicht!“, schnauzte Adrien über den Schreibtisch hinweg. „Du weist genau, dass ich da keine Zeit habe!“ Gefühlt hundert Mal hatte er es seinem Vater gesagt und nun kam er mit einer Planänderung, die er nicht einhalten konnte und schon gar nicht wollte.

„DAS hier ist dein Hauptberuf, Adrien!“, blaffte er wütend zurück. Er hatte genug von den Eskapaden, die sein Sohn mit sich zog und er musste ihn wieder unter Kontrolle bringen.
Seine Nebentätigkeit hatte Gabriel bislang nur Geduldet. Am liebsten hätte er es ihm ganz verboten.
„Dieser Abend ist schon lange geplant und das weißt du auch. Wieder versuchst du gewaltsam da etwas zwischen zu schieben! Sie brauchen mich!“
Warum nur wertschätzte Gabriel es nicht, was er tat? Jeder andere wäre stolz auf ihn, aber das war sein Vater noch nie. Selbst jetzt nicht.

Spöttisch lachte Gabriel auf. Er nahm seinen Sohn bei weitem nicht mehr ernst. Hätte er früher nur geahnt was er so treibt, hätte er ihn womöglich eingesperrt.
„Ich habe genug davon, Adrien! Du solltest deinen Nebenjob aufgeben und dich voll und ganz auf das Wesentliche konzerntrieren!“

Wütend stampfte Adrien Richtung Tür, wandte sich aber noch Mal seinem Vater zu. Er war so unglaublich wütend, dass er es ihm nie recht machen konnte. Gabriel wusste, dass es sein Herzblut war, sich so ehrenamtlich zu bemühen und jetzt wollte er es ihm nehmen?
„Das wirst du mir nicht nehmen. Sei froh, dass du überhaupt davon weist! Nie hast du was davon mitbekommen, weil du keine Zeit hattest dich um deinen Sohn zu kümmern und jetzt willst du auch noch darüber bestimmen? Vergiss es, Vater!“
„Adrien!“, schrie sein Vater, als er gerade die Tür aufgezogen hatte und hindurchtrat. „Hör auf den Helden zu spielen!!“
Adrien hörte es noch als er ging. Und hätte er den Raum jetzt nicht verlassen, hätte ihn womöglich auch nichts mehr halten können, seinem Vater den Hals umzudrehen.

Er lief den Flur entlang, geradewegs auf sein altes Zimmer zu, wo er die Tür mit einem ohrenbetäubenden Laut zuschlug und öffnete das Fenster.
„Ich hasse ihn!“ Er spürte selbst, dass ihn die Wut zittern ließ. Wie viel Kontrolle sollte sein Vater noch über ihn haben? Vielleicht wurde es Zeit sich für immer von ihm abzukapseln…
„Es tut mir Leid, Adrien. Ich hätte gerne gesagt, er meint es nur gut mit dir, aber das würde wohl nicht mehr zutreffen“, hörte er Plagg, der aus seiner Hemdtasche herauslugte.
„Nein, er hat definitiv keine guten Absichten. Ich weiß nicht, was sein Problem ist“
Tief durchatmend, versuchte er seine Wut abzuschütteln.
„Lass uns einen Ausflug machen, damit du wieder runter kommst“, schlug ihm sein Kwami vor und das war genau das, was er jetzt brauchte, bevor er am Abend gebraucht wurde.
„Plagg, verwandle mich“

--*--

Eine unruhige Nacht lag hinter Marinette. Stürmisch hatten ihre Eltern sie in Empfang genommen und von den riesigen Werbeplakaten abgelenkt, auf die ihr Blick als erstes fiel, als sie das Flugzeug verließ. Nach einem redseligen Abend, an dem sie ihren Eltern alles erzählte, was in den letzten drei Jahren so bei ihr passiert sei, war sie müde in ihr altes Bett gefallen.
Müde streckte sich die Jungdesignerin und schwang sich aus dem Bett.
Heute stand ihre Wohnungsbesichtigung an und es gab noch so einiges zu erledigen.
Nach einer Dusche, schlüpfte sie in kurze Klamotten, denn der Sommer hatte auch in Paris kehr ein gemacht und erhitzte die Großstadt und vor allem ihr altes Zimmer, welches nun mal im Dachgeschoss lag.

Du-schon immer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt