Der erste Satz ist immer der wichtigste oder nicht?
Der erste Satz hilft dem Leser zu entscheiden, ob er oder sie oder wer auch immer mehr von der Geschichte hören will oder eben nicht.
Es ist der erste Satz einer Geschichte, der uns von Anfang an packt und nicht mehr loslässt. Der erste Satz einer Geschichte ist wie die Kostprobe einer Droge. Zwar erinnert man sich später nicht mehr an den genauen Wortlaut des ersten Satzes, wird aber immer wissen, dass dieser es gewesen ist, der uns die Geschichte erst so richtig schmackhaft gemacht hat.
Der erste Satz ist entscheidend und gleichzeitig ohne Bedeutung, denn der erste Satz kann noch so schön geschrieben oder erzählt sein, aber solange dahinter nicht noch mehr kommt, ist es null und nichtig.
Ich weiß nicht, ob diese Geschichte schön endet oder ob sie mit meinem Ende endet. Ich weiß gar nichts mehr. Außer vielleicht, dass die Flocken, die vor meinem Fenster tanzen, langsam zu Boden sinken werden und selbst in ihrer geringen Zahl ein heilloses Verkehrschaos anrichten werden.
Man könnte ja meinen, dass die hier in Massachusetts daran gewöhnt wären, dass es zu Schnee kommt, sobald es Kälter wird. Trotzdem sind sie jedes Jahr aufs Neue völlig überrascht und es gibt eine Breaking News Sendung nach der anderen über den ach so plötzlichen Wintereinbruch.
Eben eine solche läuft gerade tonlos im Fernseher, der an der Wand schräg gegenüber von meinem Bett hängt. Fox neuer Wetterfrosch Quincy McFadden hat eine Stimme, als würde Nägel über eine Tafel kratzen und sieht aus wie die Halloweenversion von Americas next Topmodel.
Deswegen ist jetzt auch der Ton aus.
Eigentlich interessiert es mich auch nicht, was im Fernseher läuft, es ist nur besser, als den schwarzen Bildschirm oder die steril weiße Wand anzustarren.
Alles ist besser, als die weiße Wand anzustarren! Und seit es angefangen hat zu schneien, ist das mein Unterhaltungsprogramm. Ich kann nicht aufhören, aus dem Fenster zu starren und wie gebannt zuzusehen, als ginge es um das Finale der Play-offs.
Ich bin jetzt seit nicht einmal drei Tagen hier und bin mir jetzt schon sicher, dass, falls ich drauf gehe, dass nichts mit der Weintraube, die definitiv nicht in meine Leber gehört, zu tun hat, sondern mit einem Fallschirmsprung ohne Fallschirm vom Dach. Mein einziger Fehler war nur, dies in Anwesenheit meines Vaters, meiner Ärztin, ihres Assistenzarztes und einer Schwester auszusprechen.
Doktor Lopez-Montgomery ist großartig, wirklich großartig und laut meinem Vater eine der besten auf ihrem Gebiet, obwohl sie halbe Latina ist – seine Worte nicht meine – allerdings kam sie nach diesem kleinen Witz auf den Gedanken, es wäre ratsam und für die Heilung förderlich, wenn ich mit jemand professionellem über meine Diagnose sprechen würde.
(Und nein, sie meinte keine Prostituierte – jetzt sind es meine Worte.)
Anscheinend weise ich typische Merkmale dafür auf, mit meiner Diagnose nicht umgehen zu können, was ja auch völlig verständlich ist! Schließlich denkt man, wenn man so jung und noch dazu so aktiv ist, nicht daran, wie schnell alles vorbei sein könnte! Ihre Worte.
Und jetzt liege ich hier, während ein Haufen Onkologen und Chirurgen mit meinem Vater darüber streiten, wie sie die weintraubengroße Wucherung aus meiner Leber kriegen, ohne allzu viel wegzuschneiden und noch bevor sie auf die Größe eines Baseballs wächst.
Wenn es nach meinem Vater ginge, könnten die mir eigentlich gleich eine Neue geben. Gibt bestimmt irgendwo eine Leiche mit passender Blutgruppe, die die seine nicht mehr braucht. Laut Doktor Lopez-Montgomery soll mein Vater das tatsächlich genau so gesagt haben. Sie mag ihn nicht, aber das ist kein Wunder, ich ihn schließlich auch nicht besonders. Bis auf meine Mutter kenne ich niemanden, der ihn mögen würde.
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Puck you!
Teen Fiction"Maybe we can fix each other." Seit acht Jahre schon sind Wesley und Elliot durch einen ganzen Kontinenten getrennt. Wes verlor bei Elliots Umzug an die Ostküste seinen besten Freund. Und Elliot verlor, alles was er je Zuhause genannt hatte. Dana...