Brief - Elliot Hayes

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Um es mal klar zu stellen! Ich halte das hier für eine absolut bescheuerte Idee.

Ich sehe darin keinen Wert, mich bei einer völlig fremden Person in Form eines Briefes auszukotzen. Also wer du auch bist, erwarte hier nicht die stilistische Briefform von mir, denn die wirst du nicht bekommen.

Ich mach das hier nur, damit sich dieser Irre mit den Jesus-Latschen nicht wie der Wunderpsychologe aufführt, für den er sich anscheinend hält und meinen Vater zu unseren sogenannten Therapiesitzungen einlädt. Ich gehe davon aus, dass du ähnliche Regeln von Doktor Bloom gehört hast, wie ich. Diese Regeln sind Gesetz, denn ich will gar nicht wissen, wer du bist.

Damit wir schon mal die Peinlichkeiten und das um den heißen Brei schreiben, in späteren Briefen vorbeugen können hier meine Diagnose: Leberkrebs.

Jetzt bist du dran.

Auch wenn das hier so gesehen kein Brief ist, weil ich nicht Lieber... oder Liebe... schreiben werde und erst recht nicht mit freundlichen Grüßen, ich deinen Namen nicht kenne und mich weigere, ständig du zu sagen, werde ich dir einen Namen geben.

Wie gesagt, ich halte das immer noch für eine dumme Idee, mit jemandem zu schreiben, der mir gänzlich unbekannt ist. Du bist ein Geist, der irgendwo in diesem Krankenhaus genauso gefangen ist wie ich. Und deswegen werde ich dich Geist nennen. Geister sind die, die uns verfolgen und uns gelegentlich quälen. Und solange wir nicht schreiben, wirst du für mich ein Geist sein.

Unsichtbar.

Wenn ich Doktor Bloom richtig verstanden habe, wirst du genauso wie ich wohl noch eine Weile hier sein. Also ist zu befürchten, dass das hier noch eine Weile lang funktionieren muss, bis entweder du oder ich hier rauskommen.

Und ich werde hier rauskommen, das steht außer Frage! Die einzige Frage, die sich jetzt noch stellt, ist:

Komme ich hier auf eigenen Beinen raus oder mit den Füßen voran?

Puck you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt