„Männer gleichen oft durch Wut aus, was ihnen an Vernunft fehlt."-William R. Alger
Ausnahmsweise beginne ich mal mit einem Zitat, nur weil es dir so gut gefallen hat. Keine Sorge, am Ende bekommst du noch dein richtiges Zitat.
Ich musste, seit ich dir geschrieben habe, oft und viel über dieses Zitat nachdenken und mir kamen dabei folgende Dinge in den Sinn:
Erstens, verdammt sexistisch, wenn du mich fragst. Als ob Frauen nicht ebenso wütend werden können, wenn es ihnen mal an Vernunft mangelt.
Zweitens, Amen.
Halt mich jetzt bitte nicht für einen megagläubigen Typen, denn das bin ich nicht. Oder vielleicht doch, ich habe keine Ahnung. Die Kirche und ich haben so unsere Schwierigkeiten. Und ich will jetzt auch gar keine fundamentalen Fragen aufwerfen, wie glaubst du an Gott? Was ich damit meine, ist, dass das Wort Amen ursprünglich aus dem Hebräischen stammt und für die Bibel übernommen wurde. Es drückt eine Bestätigung beziehungsweise Bekräftigung des zuvor Gesagten aus. Genauso gut könnte ich sagen, so sei es und dabei meinen Stab – ausnahmsweise meine ich nicht meinen Penis – wie Moses in die Luft halten, um das Meer zu teilen. Wow. Es klingt immer noch anzüglich. Anzüglicher als vorher, denn jetzt lege ich noch die Interpretation des Stabs auf die des Penis.
Eine fundamentale Feststellung: Wir machen viel zu wenig Peniswitze.
Habe ich dich jetzt zum Grinsen gebracht und dazu über mich die Augen zu verdrehen? Ich hoffe doch. An diesem Abschnitt saß ich eine halbe Stunde! Und ja, so viel Mühe gebe ich mir bei diesen Briefen, denn mittlerweile ist es mir egal und Bloom offensichtlich genauso. Quält er dich auch mit Therapiesitzungen oder habe ich den Wettkampf, wer von uns beiden depressiver ist, gewonnen? Nicht, dass ich depressiv bin. Ich will nur nicht, dass Bloom sich nutzlos fühlt und tue ihm deshalb diesen Gefallen. Und genauso werde ich dir einen Gefallen tun: Ich werde nicht googeln. Zum einen, weil mir mein Handy eh abgenommen wurde und zum anderen, weil ich deine Privatsphäre so respektiere, wie du hoffentlich meine respektierst und auch weiter respektieren wirst bei dem, was jetzt folgt:
Ich schwöre es dir, wenn ich heute Morgen schon den Brief geschrieben hätte, hätte ich dir eine endlos rührselige Geschichte von einem kleinen nicht-hetero Jungen erzählt, der sich nie outete und der seine „Familie" verlor, weil ein anderer Dämon kam, um ihn zu verschleppen. So gesehen wurde ich also von keinem Dämon heimgesucht, auch wenn es so scheinen mag. Es war jemand wie du. Ein Geist. Aber du bist mein Geist der Gegenwart und dieser andere meiner Vergangenheit. Jetzt fehlt nur noch ein Geist aus der Zukunft und ich bin wirklich Ebenezer Scrooge, um das Ganze hier ein wenig weihnachtlicher zu stimmen.
Aber da ich den Brief nicht heute Morgen geschrieben habe, sondern jetzt und seitdem eine Reihe von Ereignissen geschehen sind, kann ich es dir leider nicht ausführlicher erklären. Es tut mir leid.
- Schatten
„Nichts treibt einen mehr in den Wahnsinn als eine quälende Erinnerung, die sich nicht verflüchtigen will." – Darnella Ford
P.S.: Tut mir leid, dass meine Briefe immer länger werden. Ich hätte eben doch Literatur als Hauptfach nehmen sollen. Schreiben ist mein Ding. Würden wir uns jemals begegnen, würde ich schweigen wie ein Fisch. Aber schreiben ist leicht. Besonders wenn man den Gegenüber nicht kennt.
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Puck you!
Teen Fiction"Maybe we can fix each other." Seit acht Jahre schon sind Wesley und Elliot durch einen ganzen Kontinenten getrennt. Wes verlor bei Elliots Umzug an die Ostküste seinen besten Freund. Und Elliot verlor, alles was er je Zuhause genannt hatte. Dana...