Brief - Elliot Hayes

76 11 0
                                    

So so. Ein kleiner Geschichts-Nerd der gerne große Persönlichkeiten zitiert. Erst Marie und jetzt Julius. Und ich dachte bisher, ich wäre der Einzige, der gerne Menschen zitiert. Aber ich glaube, Julius und ich hätten uns trotzdem gut verstanden. Was ist das Leben, wenn wir nicht uns unserer eigenen Sterblichkeit bewusst sind? Die Erwartung, das Zeitliche zu Segnen, ist das, was uns vorantreibt. Und das ist nicht pessimistisch, sondern schlichtweg eine Tatsache. Aber ich merke schon, mit dir darüber zu streiten, bringt herzlich wenig. Denn so wie du mich respektlos schimpfst, bist du verdammt engstirnig gegenüber einfachen Tatsachen, wie dass der Tod das Leben erst Lebenswert macht und trotzdem das Ende aller Dinge kennzeichnet. Und noch ein kleiner Hinweis: Ich halte mich für den Letzten, der auf Besonderheiten der Sprachentwicklung hingewiesen werden muss. Und damit mal alle Fakten geklärt werden: Es ist mir egal, welchem Geschlecht du dich zugehörig fühlst. Meinetwegen kannst du dich auch als Kürbis identifizieren und es wäre mir egal. Und genauso wird es dir egal sein, als was ich mich identifiziere oder welchem Geschlecht ich mich zugehörig fühle. Würden wir das voneinander wissen, würde es die Sicherheit auf Anonymität gefährden, weil ich dann circa fünfzig Prozent der sich im Krankenhaus befindenden Menschen ausschließen könnte, was mich deiner Identität näher führen würde. Dies beruht auch auf Gegenseitigkeiten. Und weil ich mir ziemlich sicher bin, dass du genauso wenig wissen willst, wer ich bin, genauso wie ich es von dir nicht wissen will, lassen wir das besser einfach von Anfang an. Bleiben wir so wie die Schweiz im Zweiten Weltkrieg (ja, stell dir vor, ich kenne mich mit Geschichte auch ganz gut aus): neutral.

P.s.:Ich reise niemals ohne mein Tagebuch. Man sollte immer etwas Aufregendes zuLesen bei sich haben. – Oscar Wilde

Puck you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt