11. Kapitel - Elliot Hayes

48 8 0
                                    

»Also, Elliot. Machen wir da weiter, wo wir das letzte Mal aufgehört haben.«

Das hat man also davon, wenn man sich einmal gegenüber anderen öffnet. Sie kommen wieder, weil sie im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt haben. Ja klar, stochern wir dem Minion in seiner zerfressenen Leber herum. Tut ja nicht weh oder so...

»Also, wenn ich ehrlich sein soll, fand ich das letzte Gespräch echt toll und hilfreich und denke nicht, dass ich weiter therapeutische Maßnahmen benötige. Danke schön und so was in der Art, denke ich.«, gebe ich so sarkastisch wie möglich von mir. Missbilligend schnalzt Bloom mit der Zunge und sieht mich über den Rand seiner kleinen Brille hinweg an. »Ich verstehe, du machst ein Schritt vor und zwei wieder zurück. Elliot, mein Junge, so macht das aber keinen Spaß...«, tadelt er mich und klopft mit seinem Bleistift auf seinem Notizbuch herum, in dem er garantiert nichts notieren wird, weil ich vorher aus dem Fenster springen und seinen Bleistift dabei mit mir nehmen werde.

»Weißt du? Manchen Menschen tut es aber gut, über ihre Probleme zu sprechen und ich hatte das letzte Mal das Gefühl, dass es dir danach tatsächlich besser ging. So wie du von Seattle sprichst und insbesondere über deinen besten Freund... Ich glaube, du hattest nicht erwähnt, wie er heißt?« Das werde ich auch nicht. An ihn zu denken und zu wissen, dass er hier im selben Gebäude ist schlimm genug. Seinen Namen laut auszusprechen wäre die reinste Folter! Er ist der dessen Namen nicht genannt werden darf. Nein, nicht Lord Ich-hab-keine-Nase-mehr-und-bin-besorgniserregend-besessen-von-einem-Kind. Aber sein Name ist genauso unaussprechlich wie die des dunklen Lords. So viel sei verraten, wenn Lord Voldy der dunkle Lord ist, wäre Wes der Lord des Lichts. Mein Lord des Lichts. Er sah in mir das Gute, das Robert hatte vernichten wollen. Ich befürchte, er hat es geschafft.

»Nein, ich habe Ihnen nicht gesagt, wie er heißt. Und das werde ich auch nicht.«

»Ist er eine offene Wunde? Du erwähntest auch so etwas, beim letzten Mal.«

»Weil ich Seattle vermisse.«, antworte ich gepresst und kaum, dass ich es ausgesprochen habe, weiß ich, dass ich Bloom ins Netz gegangen bin. Wieso lass ich mich auch provozieren? Bloom grinste viel zu selbstzufrieden und ich lasse meinen Blick beiläufig Richtung Fenster gleiten. Noch wäre es nicht zu spät für einen kleinen Sprung in die Freiheit...

»Nur Seattle? Du sagtest, dass es dich sehr aus dem Konzept gebracht hatte, Alex wiederzusehen. Dieser beste Freund scheint ja ein wirklich sehr besonderer Freund gewesen zu sein...« Mir gefällt überhaupt nicht, was Bloom da andeutet.

»Wir waren nur Freunde! Nur Freunde! Wir waren kein Paar oder so!«

»So? Ich hatte gar nicht andeuten wollen, dass irgendeine Beziehung romantischer Natur vorgelegen haben könnte. Aber interessant, dass du gerade daran zuerst denkst.« Jetzt wäre ein wirklich guter Augenblick aus dem Fenster zu springen. »Hattest du denn Gefühle romantischer Natur für ihn?« Und ich hasse mich selbst dafür, wie sehr ich Bloom auf dem Leim gehe. »Nein! Er war wie ein Bruder für mich! Nur ein Bruder! Kumpel, wenn sie es anders definieren wollen.«

Bloom lehnt sich auf seinem Stuhl neben meinem Bett zurück und mustert mich einige Momente lang eindringlich. Dieser Mann versucht wirklich den Röntgenblick neu zu erfinden, wenn es um mich und meine pseudoromantischen Gefühle gegenüber meinem früheren besten Freund geht. »Du, ich glaube dir, dass er nur ein Freund war, aber dadurch, wie intensiv du das betonst, wird es langsam, doch unglaubwürdig.« Und zack bin ich ihm wieder auf den Leim gegangen. Deshalb schweige ich, auch wenn das vermutlich wie das größte Schuldeingeständnis der Welt wirken muss. Aber wenigstens scheint mein eisernes Schweigen dieses Mal Doktor Bloom zu veranlassen das Thema zu wechseln. Entweder das oder er hat heute wieder genug davon kranke Menschen zu piesacken.

Puck you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt