Discordia

4.

Als sich die Tür das nächste Mal öffnete waren ein paar Stunden vergangen. Eine blonde Agentin betrat den Raum. Sie trug ein Tablett mit einem Teller darauf in der Hand. Mit dem Tablet, was Lupin auch schon verwendet hatte, öffnete sie eine Klappe in der Energiebarriere und schob mein Essen hindurch. Ohne ein Wort zu sagen verließ sie den Raum wieder. Skeptisch betrachtete ich den Teller und das darauf liegende Essen. Es gab Kartoffeln mit Bohnen und irgendeinem Fleisch. Alles war in mundgerechte Stücke zerkleinert worden und als Besteck gab es nur einen Papplöffel. Ich traute S.H.I.E.L.D. nicht, daher rührte ich das Essen nicht an, obwohl ich Hunger hatte.

"Wir vergiften dich schon nicht.", hörte ich eine Stimme, die ich als die von Agent Romanoff erkannte, sagen. Überrascht schaute ich auf und sah die rothaarige Agentin auf dem Stuhl auf der anderen Seite der Energiebarriere sitzen. Ich hatte sie nicht kommen hören. "Oh vielen Dank, aber ich habe keinen Hunger.", log ich. "Du hast seit mindestens 14 Stunden nichts mehr gegessen." Sie glaubte mir nicht. "14 Stunden sind nicht viel.", antwortete ich, was der Wahrheit entsprach, da ich schon deutlich länger ohne Nahrung hatte auskommen müssen. "Gut dann esse ich es eben.", sagte die Agentin, stand auf, öffnete die Klappe wieder und nahm sich das Tablett heraus. Als sie wieder auf ihrem Stuhl saß, nahm sie den Löffel in die Hand und betrachtete ihn kurz. "Ernsthaft?! Damit kann man doch nicht vernünftig essen.", sprach sie eher zu sich selbst als zu mir, doch ich nickte zustimmend. Sie stand wieder auf, stellte das Tablett auf ihrem Stuhl ab und verschwand durch die Tür. Kurze Zeit später kam sie mit einer Gabel in der Hand zurück. Wieder bei dem Stuhl angekommen setzte sie sich mit dem Tablett auf dem Schoß hin und begann zu essen. Sie schaute auf das Tablet, welches sie auf einer Ablage neben sich abgelegt hatte und schien etwas zu lesen.

"Black Mamba! Verantwortlich für 20 Attentate innerhalb von sechs Jahren.", las sie vor. "Ach ihr habt mitgezählt?", fragte ich in einem spöttischen Ton. Sie reagierte nicht, sondern schaute weiter auf das Tablet. Als sie fertig gelesen hatte blickte sie wieder auf. "Und war's interessant?", fragte ich sie. Sie ging nicht darauf ein, sondern fragte: "Wie heißt du?" "Ich habe viele Namen. Black Mamba zu Beispiel. Sehr kreativ übrigens, erst Black Widow und jetzt Black Mamba. Also eigentlich hatte ich von S.H.I.E.L.D. schon etwas mehr erwartet.", antwortete ich. "Okay 'Black Mamba'." Sie drückte auf ihrem Tablet rum und ich sah, dass das rote Licht an den Kameras, die überall im Raum verteilt waren, aufhörte zu blinken. Sie schien die Kameras ausgeschaltet zu haben, doch warum sollte sie das tun? Sie begann wieder zu sprechen: "Ich saß selbst einmal in dieser Zelle. Ich war eine Feindin von S.H.I.E.L.D., die getötet werden sollte, doch der Agent weigerte sich diesen Auftrag auszuführen und brachte mich stattdessen hier her, genau wie Agent Watson es mit dir gemacht hat. Genau wie du war ich sehr unkooperativ und beantwortete keine Fragen, doch irgendwann erkannte ich, dass es keinen Sinn hatte und redete mit einem Agenten. Er und der Direktor gaben mir eine zweite Chance und diese möchte ich dir nun auch geben." Sie machte eine Pause und ich schaute sie überrascht an. Sie hatte gerade echt viel von sich preisgegeben, was ich irgendwie nicht erwartet hatte. "Ich habe die Kameras und den Ton ausgeschaltet. Das Gespräch findet also nur zwischen uns beiden statt.", sprach sie nun weiter. Skeptisch schaute ich sie weiter an. Bluffte sie etwa gerade? Ich werde aus dieser Frau echt nicht schlau, dachte ich mir. Normalerweise konnte ich Menschen ganz gut durchschauen, doch diese Frau war anders. Wie als hätte sie meine Gedanken gelesen sagte sie: "Ich verarsche dich nicht. Wie gesagt, ich war in derselben Situation wie du." Ich glaubte ihr, denn diese Frau kam mir wie der Metallarm-Mann irgendwie bekannt vor. "Wirst du mir meine Fragen beantworten?", fragte sie mich und bekam ein langsames Nicken als Antwort. Sie begann mir Fragen zu stellen:

"Wie alt bist du?"

"Irgendwas zwischen 15 und 18."

"Woher kommst du?"

"Russland"

"Und wo genau dort?"

"Weiß ich nicht."

"Weißt du nicht oder willst du nicht sagen?"

"Ich weiß es nicht."

"Okay. Wer hat dich ausgebildet?"

Ich schwieg und starrte auf den Boden. Darüber wollte, konnte ich nicht reden. Die rothaarige verstand dies scheinbar, denn sie drängte mich nicht diese Frage zu beantworten, sondern stellte weiter andere Fragen.

"Arbeitest du noch für diejenigen, die dich ausgebildet haben?"

"Ja."

"Warum warst du in England?"

"Ich hatte einen Auftrag."

"Und der war?"

"Informationen beschaffen und danach den Informanten töten."

"Hast du den Auftrag ausgeführt?"

"Ja."

"Was waren das für Informationen?"

"Es ging um Matosis."

"Was ist das?"

"Es fördert die Zellteilung."

"Also wird es für eine schnellere Regeneration verwendet?"

"Wahrscheinlich. Mir wurde nicht gesagt wofür wir es brauchen."

"Und du hast nicht gefragt?"

"Nein, es ging mich nichts an."

"Und das hast du einfach so hingenommen?"

"Ja." Nach kurzem Zögern fügte ich hinzu: "Ich hatte keine andere Wahl."

"Wieso? Was hätten sie mit dir getan?"

"Sie hätten mich gefoltert."

"Okay ich glaube das reicht für heute.", sagte die Agentin nun. "Wie heißt du?", fragte ich sie, da mir der Gedanke daran, dass ich sie irgendwoher kannte, nicht aus dem Kopf ging. "Da du mir deinen richtigen Namen nicht verrätst, verrate ich dir meinen auch nicht, aber man kennt mich auch unter dem Namen Black Widow.", antwortete sie und schaute mich listig an. Sie sagte noch etwas von wegen essen, doch ich hörte sie nicht mehr richtig. Dann verließ sie den Raum.

Sie war Black Widow?! Ich wusste sofort woher ich sei kannte. Jede von uns Mädchen kannte sie. Sie wurde uns immer als Beispiel gezeigt. Die perfekte Kämpferin, die jede von uns werden sollte, doch wurde uns auch erzählt, dass sie sich dem Feind ergeben hatte, weil sie zu schwach gewesen war. Sie hatte sich ergeben und wurde durch eine Art Gehirnwäsche vom Feind auf die gegnerische Seite gebracht. Ich hatte ihnen immer geglaubt, doch irgendwie kam es mir jetzt so vor als hätten sie gelogen. Grübelnd setzte ich mich auf mein Bett und verbrachte so ein paar weitere Stunden bis sich ein weiteres Mal die Tür öffnete.

Ein Mann im Rollstuhl kam herein. "Muinsen. Der neue Essenslieferant ist da.", rief er fröhlich. Überfordert von der vielen positiven Energie, die der Mann mitbrachte sagte ich nur: "Ähhh... Hi." "Ich bin Agent Konter und werde Sie nun dreimal täglich mit Essen versorgen, Miss Mamba." Er schob das Tablett, welches sich auf seinem Schoß befand, durch die Klappe und wünschte mir einen guten Appetit. Dann verschwand er wieder. Ich nahm, immernoch verwirrt, das Tablett und machte mich über das Essen her, da mein Magen bereits seit einigen Stunden knurrte.

Kapitel 4 ist fertig. So langsam werden ein paar Informationen über sie preisgegeben und vielleicht erfahren wir schon im nächsten Kapitel ihren Namen? 🤷‍♂️
Lg CatLi0n