21 | he's sitting here in a boring room

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„Was zum Teufel tut er hier draußen?"

Namjoon hatte sich vor Taehyung und Yoongi geschoben und Jeongguk war automatisch einen Schritt zurückgewichen.

Jetzt wo er dem Prinzen wieder gegenüber stand, war es ihm auf einmal nicht mehr ganz so egal, wie er sich verhalten würde. Sie würden ihm keinen Finger abschneiden, doch es gab noch so viele andere Möglichkeiten einen Menschen zu quälen und Taehyung war sich unter Garantie für keine davon zu fein.
So viel hatte Jeongguk schon gelernt.

„Es ist meine Schuld, Sir", warf Shuhua sich sofort vor ihn und sah zu Namjoon auf, der jetzt bedrohlich langsam auf sie beide zu kam. Gerade noch rechtzeitig schob Jeongguk die junge Frau sanft zur Seite und richtete sich vor dem Mann auf. Wenn er gerade stand, waren sie beinahe auf Augenhöhe.

„Ich bin aus dem Fenster geklettert, weil ich mir die Beine vertreten wollte", gestand er und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, um den Kopf oben zu behalten. Wenn er jetzt sterben würde, würde er wenigstens als ehrlicher Mann sterben.
Eine der Eigenschaften, die ihm sein Vater schon als er klein gewesen war gepredigt hatte.

Namjoons Blick war unlesbar und Jeongguk wollte gerade ausatmen, ehe der Mann sich zu Taehyung drehte, als wartete auf seine Entscheidung.
Über seine Schulter konnte Jeongguk einen Blick auf Yoongi erhaschen, der den Kopf gesenkt hielt, als würde ihn das alles gar nichts angehen.
Schon seltsam. Vor zwei Wochen wäre Yoongi bei Prügelt Jeongguk tot ganz vorn mit dabei gewesen.

„Ich wollte wirklich nicht weglaufen...", setzte Jeongguk verzweifelt an, doch in dem Moment landete der erste Schlag in seinem Gesicht und etwas zog ihm die Beine weg.

Der Schmerz von seinem Knöchel zog sich bis hinauf in seinen Oberschenkel und er sog scharf die Luft ein, um nicht zu schreien.

„Im Ernst jetzt?", keuchte er und ignorierte das Brennen in seinem Hals, während er sich an der Wand zurück auf die Beine zog. „Ist das wirklich deine Art mit Problemen umzugehen, Taehyung? Schlägst ihnen einfach die Fresse ein bis sie Ruhe geben? Nicht sehr effektiv, wenn du mich..."

Weiter kam er nicht dem Prinzen Schuldgefühle einzureden, da war eine zweite Faust in seinem Gesicht gelandet und er stellte allmählich in Frage, wie sehr Namjoon ihn wirklich gemocht hatte, wenn er zu so etwas fähig war. Sein Kiefer brannte, seine Lippe platzte auf und er kam zu dem Entschluss, dass Yoongis Gesellschaft wohl von Anfang an die schönere gewesen sein musste.

Er erwartete gerade den dritten Schlag, als der Prinz ein leises „Stopp" verlauten ließ und Namjoon einen Schritt von ihm zurück machte.

„Shuhua. Seien Sie so gut und schließen Sie uns die Tür auf", befahl er und Shuhua suchte sofort mit zittrigem Finger nach dem richtigen Schlüssel. Ihre Augen glänzten nass und Jeongguk rechnete es ihr sehr hoch an, dass sie noch immer nicht schreiend weggerannt war, um die Polizei zu holen. Er an ihrer Stelle hätte nicht so lang tatenlos daneben stehen können.

Taehyung schritt mit hoch erhobenen Kopf an Jeongguk vorbei und warf ihm einen abwertenden Seitenblick zu, unter dem er sich augenblicklich duckte.
Yoongi folgte ihm und blieb vor Jeongguk stehen, im Begriff die Hand zu heben, um seinen Kiefer nach einem Bruch abzutasten, doch Taehyung schnippte mit dem Finger und nickte mit dem Kopf zurück zum Treppenhaus.

„Lasst uns allein", ordnete er an. Seine Stimme war tiefer als normal und Jeongguk wurde ganz kalt als Namjoon und Yoongi sofort kuschten und sich verzogen. Wie zum Teufel konnte Taehyungs Autorität so eine Auswirkung auf seine Mitmenschen haben? Sogar er fühlte sich neben ihm wie ein winziger, wertloser Wurm.

Den Blick starr auf den Boden gesenkt öffnete Shuhua die Tür und sie traten ein.

„Hoheit, wenn Ihr noch irgendetwas braucht, dann..."
„Schon gut. Sie können jetzt gehen, Miss", nickte Taehyung und schloss die Tür hinter sich.

Jeongguk wartete noch ein paar Sekunden, falls Taehyung selbst die Hand gegen ihn erheben würde, dann ließ er sich langsam auf den Boden fallen und lehnte sich an sein Bett, um sein Bein auszustrecken.
Das Pochen, Brennen und Ziehen in seinem Gesicht und Knöchel hüllte ihn in einen dichten Nebel, durch den er kaum noch etwas erkennen konnte.

Er konnte nicht sagen, wie lang er dort gesessen hatte.

Er wusste nur, dass, als er wieder zu sich kam, Taehyung mit überschlagenen Beinen auf einem der Stühle saß und in das Buch vertieft war, das Jeongguk gestern angefangen hatte zu lesen. Daechwita hieß es, aber war noch nicht sehr weit gekommen. Zu historisch und brutal für seinen Geschmack.

Der Gedanke daran, dass Yoongi damals sofort den Notfallsanitäter gespielt hatte, als er ihm den Kopf eingeschlagen hatte, ließ Jeongguk grinsen so gut es ging. Taehyung war vermutlich viel zu unfähig dafür gewesen. Wahrscheinlich bekam er selbst dann Hilfe beim Pflaster aufkleben, wenn er sich am Papier geschnitten hatte.

Seine Lippen brannte, als Jeongguk bei dem Gedanken leise lachen musste und sich am Bett hochzog. Taehyung ignorierte ihn stur, während er ins Bad humpelte und begann sich das Blut aus dem Gesicht zu waschen, die Schuhe auszuziehen und um seinen angeschwollenen Knöchel einen kalten Waschlappen zu wickeln. Schmerztabletten wären jetzt noch ideal gewesen, aber er war immer noch eine Geisel und kein Gast. Auch wenn es manchmal schwer zu glauben war.

Als er wieder zurück in sein Zimmer trat, hatte Taehyung sich nicht bewegt und Jeongguk fasste still für sich den Entschluss nichts zu sagen, bis er nicht dazu aufgefordert wurde. Ihn störte diese ganze Prinzen-Geschichte zwar gewaltig, aber wenn ein blau-violetter Fleck an seinem Kiefer und eine angeschwollene Unterlippe das Resultat einer Revolution war, konnte er sich auch damit irgendwie arrangieren.

So leise wie möglich tapste er zurück zu seinem Bett und baute sich eine kleine Ablage aus Kissen auf denen er seinen Fuß bettete, ehe er sich zurücklehnte und ausatmete.
Er hatte nicht einmal alle seine Gliedmaßen entspannt, als Taehyung schon von dem Buch aufsah.
Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, als wollte er etwas sagen, doch er biss sich auf die Lippe, als würde er den Gedanken zurückhalten wollen.

Für ein paar Minuten hielten sie auf diese Weise Blickkontakt. Jeongguk, der sich nicht traute etwas zu sagen, und Taehyung, der nicht wollte.










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