7 | the newsletter dude and his hot friend

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Der Typ sah aus, als wäre er mit dem Kater seines Lebens aus dem Bett gefallen. Jogginghose, ein übergroßer Hoodie dessen Kapuze er sich tief in die Stirn gezogen hatte und eine Sonnenbrille mit großen, spiegelnden Gläsern.

„Klar, kein Problem", blieb Jeongguk höflich und rutschte noch weiter ans Fenster, während der Mann sich neben ihm niederließ und die Beine übereinander schlug.

Der Zug rollte an und Jeongguk bemerkte, wie der Typ sich immer wieder zu ihm umdrehte, als würde er überlegen ihn anzusprechen oder nicht. Jeongguk verkreuzte die Finger und betete still, er würde es nicht tun. Dafür hatte er jetzt wirklich keine Nerven.

„Wo geht's denn hin?"
Ein Versuch war es wert gewesen.
„Ich denke nicht, dass Sie das zu interessieren hat", antwortete er kühl und schloss die Augen, um seinen Plan wieder aufzunehmen ein wenig zu schlafen. Die Lichter der Stadt rauschten an ihnen vorbei und verschwammen mit der Dunkelheit.

„Gut, dann nicht."

Der Mann lachte leise und Jeongguk warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. Unter der Sonnenbrille konnte er nicht einmal erkennen, wie alt der Typ ungefähr war. Von den Klamotten her schätzte er ihn auf jeden Fall unter dreißig. Anderseits hatte er nichts weiter bei sich, was auch unter die Kategorie Obdachloser fallen konnte. Mit dem Fuß schob er seinen Rucksack weiter unter den Sitz.

„Man darf doch heutzutage mal fragen dürfen, oder?"
„Natürlich. Aber man sollte auch nicht immer eine Antwort erwarten."
„Klingt als wärst du dir zu fein für eine Antwort", provozierte ihn der Typ und Jeongguk hob empört den Kopf. Er war einer der letzten Menschen auf dieser Welt, der sich für irgendetwas zu fein war. Und er ärgerte sich darüber, dass er bei diesen Punkt mitten ins Schwarze getroffen hatte.

„Können Sie mich bitte in Ruhe lassen?"
„Na schön", meinte er und lehnte sich in seinem Sitz zurück. „Aber eine letzte Sache noch. Wie stehst du zu Süß-..."
„Ich muss mal", unterbrach Jeongguk ihn laut und stand auf. Wenn dieser Mann nicht gleich die Klappe halten würde, würde er ihm den Hals umdrehen.

Warum musste ihm ausgerechnet jetzt irgendein Penner ein Ohr abkauen? Alles was er wollte, war ein bisschen Schlaf und das beruhigende Rauschen des Zuges und Tippen der Büroaffen auf ihren Computern.
Nichts weiter.

Zu seinem Glück stand der Mann auf und trat beiseite, während Jeongguk sich die Jacke wieder überzog und seine Haare aus der Stirn strich.

„Viel Erfolg." Das freche Grinsen brauchte gar nicht die Unterstützung seiner Augen, um Jeongguk zu zeigen, wie wenig ernst er ihn nahm.

„Oh und übrigens..." Er zupfte an Jeongguks Ärmel worauf er sofort ein paar Schritte von ihm wich. „Coole Jacke."

„Danke", brummte er und drehte sich um, um die Toiletten anzusteuern. Eigentlich musste er nicht, aber vielleicht würde er, während er sich eine wenig die Beine vertrat, Ruhe finden und überlegen wie er diesen Kerl loswerden konnte.

Vielleicht sollte er auch einfach an der nächsten Station aussteigen und zurückfahren. Vielleicht war das Ganze doch eine dumme Idee gewesen. Vielleicht war Taehyung gar nicht so übel.
Er müsste nie wieder arbeiten. Seine Freunde würden ihn hassen. Seine Familie wäre finanziell gesichert. Er würde sich bis ans Ende seines Lebens dreckig und benutzt fühlen.

Tief in Gedanken versunken und ohne richtig zu wissen wohin, lief Jeongguk von Wagon zu Wagon bis er kurz vor Ende des Zuges und beim Familienbereich angekommen war. Hier konnte man in die abgegrenzten Abteile sehen und die Menschen hinter dem Glas beobachten. Er erinnerte sich augenblicklich an früher, wenn sie seine Tante besucht hatten und er durch den Zug gestreunt war, um sich all die verschiedenen Menschen anzusehen. Im Zug traf man auf interessante Gestalten.

Coup d'état ⇢ TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt