„Warum bist du zurückgekommen?"
Taehyung holte tief Luft, sagte jedoch nichts.
„Und warum hast du..."
„Würde es dir etwas ausmachen mich mit meinem Titel anzusprechen?"„Ich dachte, Ihr macht Euch nichts da draus, Hoheit", grinste Jeongguk ironisch. Sein Gesichtsausdruck fror jedoch ein, als er Taehyungs bemerkte. Wie dämlich. Als ob er ein armer Bauer wäre... aus dem 17. Jahrhundert.
Auf der anderen Seite konnte er fürs erste darauf verzichten noch einmal Namjoons Faust in seinem Gesicht zu spüren.„Ich will nur, dass du weißt, wo du gerade stehst."
„Oh, glaubt mir, das weiß ich auch so", knurrte Jeongguk und biss die Zähne zusammen, als er nach seiner aufgeplatzten Lippe tastete.„Da bin ich mir manchmal nicht so sicher. Weißt du..." Beinahe wehmütig sah Taehyung aus dem Fenster und stand auf, um zu dem offenen Rahmen zu gehen. „Es ist das erste Mal, dass ich jemanden treffe der so wenig Respekt hat. Und mich würde echt mal interessieren, woran das liegt."
„Was soll ich denn jetzt dazu sagen?", fragte Jeongguk und bemühte sich so wenig patzig wie möglich zu klingen. Dieses hoheitliche Gehabe machte ihn irgendwie wütend. Immer war ihm eingetrichtert worden, dass alle Menschen gleich waren und man jeden so zu behandeln hatte, wie man selbst behandelt werden sollte. Schon in der Schule. Schon im verdammten Kindergarten.
Und dann kam einer der Königsfamilie daher und erklärte diese Regel für nichtig. Nur weil es ihm gerade so passte?
Da musste doch irgendetwas nicht stimmen.„Ich weiß nicht." Elegant drehte er sich um. „Aber du weißt es."
„Warum seid Ihr zurückgekommen?"
„Yoongi meinte, dass du deine Fehler eingesehen hast und zur Besinnung gekommen bist."
„Oh und deswegen dachtet Ihr, könnt Ihr einfach hereinspazieren und erwarten, dass ich den Tag mit Euch verbringen und behandeln werde, wie jeder andere dieser Freaks Euch behandelt..."„Ich bin der Prinz", stieß er empört hervor und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Blut stieg allmählich in seinen Kopf und Jeongguk spürte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht breit machte.
So ein Idiot. So ein verdammter Idiot.„Du bist in erster Linie ein Mensch", antwortete er seelenruhig. „Ein Mensch wie ich und wie jeder andere auf dieser Welt."
Mit vielleicht ein paar weniger Gehirnzellen.Taehyung schien vor Wut zu kochen und Jeongguk überlegte, ob der Prinz sich tatsächlich dazu herablassen würde, ihm noch eine zu scheuern. Falls ja, würde er alles zurücknehmen, was er gesagt hatte.
„Bist du einer der Rebellen?"
„Bitte?"
„Gehörst du zu der Gruppe von Menschen, die mich und meine Familie tot sehen wollen?", zischte der Prinz ein wenig lauter. Seine Gesichtszüge waren entspannt, aber in seinen Augen funkelte etwas, was Jeongguk sehr unsicher in seinen nächsten Worten werden ließ.„Ich... ähm... nein. Welche Gruppe?", fragte er nervös und lächelte gekünstelt bei dem Gedanken an Hoseok und Jimin. Wollten sie Taehyung tot sehen? Eigentlich würde es Jeongguk schon reichen, wenn er nicht so von oben herab behandelt werden würde und als könnte man ihn weiterreichen wie einen Spielzeugbagger im Kindergarten.
„Jeongguk. Wenn du mir nicht die Wahrheit sagst, dann muss ich es selbst herausfinden. Und glaub mir... dann hast du hier in diesem Zimmer die letzten schönen Tage deines Lebens verbracht", drohte Taehyung und Jeongguk schluckte schwer. Ihm war der ganze Streit um Politik immer egal gewesen, aber vielleicht hatte er sich durch seine Freunde doch auf eine Seite ziehen lassen. Was war die Strafe für Rebellion?
„Nein, ehrlich... ich bin kein Rebell. Ich... ich hab... ich kenne Leute. Entfernte Bekannte", log er und spürte Druck auf seiner Brust, der ihn schwerer atmen ließ. „Aber das sind auch keine Rebellen. Das sind einfach nur Menschen, die unter wirklich beschissenen Umständen leben müssen."
Politik war eines seiner meist verhassten Gesprächsthemen. Wenn Hoseok und Jimin einmal davon angefangen hatten, hörten sie meistens nie wieder auf. Außerdem wollte er sich nicht darüber streiten. Und schon gar nicht mit dem Mann, der ganz an der Spitze der Regierung stand.
„Das Ganze hier gibt mir einfach nur das Gefühl... wertlos und unbedeutend zu sein. Und du... also Ihr macht das mit Eurem ganzen, hoheitlichen Gehabe nicht wirklich besser", nuschelte er und drehte seinen Kopf weg, um Taehyungs Blick nicht ausgeliefert zu sein. Er hasste es Verletzlichkeit zu zeigen. Vor allem vor einem Menschen, dem er zutrauen würde mit dem Finger in der Wunde herumzustochern.
Mit geschlossenen Augen versuchte er nicht daran zu denken, was Taehyung als Nächstes sagen würde.Stattdessen dachte er an seine Eltern und an Zuhause. Die Abende in der Stadt oder in Jimins und Hoseok's Wohnung. Die Zeit im Herbst und Frühling, wenn er morgen früh aufgestanden war, um durch den Wald etwa einen Kilometer hinter ihrem Ort zu fahren und dort laufen zu gehen. Sein Zimmer aus dem er eigentlich schon längst ausziehen müsste, aber nicht konnte, weil er a) kein Geld für sich verdiente und b) in der Stadt niemals eine bezahlbare Wohnung finden würde.
Er dachte an all die Menschen, denen er jeden Tag und an den Wochenenden begegnete. Seine anderen Freunde, die er noch teilweise aus der Schule behalten hatte, teilweise über Hoseok und Jimin kennengelernt hatte. Mrs. Jang und seine anderen Kunden, die er eigentlich doch ganz gern hatte. Seine Mutter...
Jeongguk merkte erst, dass er weinte, als er eine Hand an seiner Schulter spürte und die Matratze neben ihm etwas einsank.
„Es tut mir Leid", murmelte er und kniff die Augen fester zusammen. „Das hat nichts mit Euch zu tun."
„Taehyung."
Überrascht öffnete Jeongguk seine verheulten Augen.
„Was?"„Nenn mich Taehyung", nickte der Prinz und sah gedankenverloren aus dem Fenster. „Aber bitte nur, wenn wir zu zweit sind. Ob du es glaubst oder nicht, aber meine Autorität ist mir schon irgendwie wichtig."
Und mir ist meine Würde wichtig.
Jeongguk verkniff sich den Kommentar und wischte sich stattdessen die Tränen von der Wange. Als er über seinen Kieferknochen fuhr, zuckte er schmerzhaft zusammen.Sofort hob Taehyung die Hand von seiner Schulter und sah besorgt zu ihm herunter.
„Ist irgendwas?"„Alles gut", winkte Jeongguk ab und biss sich auf die Zunge, um keine Regung zu zeigen, als sein Kiefer wieder anfing zu pochen. „Namjoons rechter Haken ist... echt beeindruckend."
„Ja, das stimmt", murmelte Taehyung, lächelte jedoch noch immer nicht. Er hatte eine Hand gehoben, als würde er zögern ihn zu berühren. Sein Blick war unentschlossen.
„Ich hoffe dafür ist das Erpresserbild für deinen Vater wenigstens gut geworden", grinste Jeongguk matt, auch wenn ihm die Vorstellung ganz und gar nicht gefiel, dass man ihn fotografiert hatte, während er bewusstlos gewesen war. Taehyungs ernstes Gesicht allerdings zersplitterte zu einem Grinsen.
„Das ist es tatsächlich", meinte er stolz und Jeongguk verdrehte die Augen.
„Du bist krank."
„Es war Yoongis Idee."
„Das sagen sie alle", antwortete Jeongguk spöttisch und zog einen Mundwinkel hoch, als Taehyungs Grinsen noch breiter wurde.Mein Kopf ist gerade so leer... ich weiß nicht, wie ich am Montag wieder zur Schule soll
Songempfehlung des Tages:
Broken Bones [Kaleo]♡
DU LIEST GERADE
Coup d'état ⇢ Taekook
Fanfic„Der Prinz hat um deine Hand angehalten", verkündete sein Vater und sah ihn an, als würde er Jeongguk nach fünf Jahren purer Ignoranz endlich wieder einen gewissen Wert zuschreiben. Für etwa eine Minute war es ganz still. Nur die Beatles dröhnten un...