Ragu Bolognese

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Ihre leicht atemlose Stimme klang fröhlich und ironisch, aber mit einem leisen, heiseren Unterton von Bedauern. Thomas zog sofort  seine Hände aus ihrer Hose, leckte sich seine nassen Finger ab und schaute Tara dabei in die Augen. Dann drehte er sich zum Herd und fing an, hektisch zu werkeln. 

 "Ohhh. Unbedingt. Ragu. Ohhh. Ich bitte um Nachsicht. Natürlich. Ragu. Du brauchst Ragu. Und Nudeln. Ich meine natürlich Tagliatelle. Du musst unbedingt was essen. Ohhh. Ich bin so blöd."

Er bugsierte Tara auf einen der Stühle am Küchentisch, schnitt dann hektisch dicke Scheiben von einem Baguette, packte sie auf einen Teller, den er vor Tara auf den Tisch stellte und murmelte dann leise weitere Anweisungen an sich selber vor sich hin: 

"Also, jetzt das Nudelwasser auf volle Hitze! Vielleicht schnell noch ein bisschen Salami und Käse zum Baguette? Das Ragu ist ja schon fertig. Wo sind die Tagliatelle? Die brauchen 10 Minuten. Ich muß den Parmesan aus dem Kühlschrank holen, sonst ist er zu kalt."

Tara saß mit einem Lächeln am Tisch, aß genüsslich kleine Stückchen Wurst und Käse, die Thomas für sie würfelte, knabberte an einem Stück Baguette, hörte amüsiert Thomas Gemurmel zu, nippte ab und zu an ihrem Weißwein, den Thomas natürlich inzwischen auch wieder nachgeschenkt hatte.

Tara fühlte sich gerade auf eine seltsam schwerelose Weise wohl und aufgehoben in dieser Küche, umsorgt und bedient und geküsst und bekocht und leise ummurmelt von diesem eigenartigen Mann, der nicht nur viel älter, sondern auch so komplett anders ist als jeder andere Mann, den sie bisher gekannt hatte. Und der bei ihr erotische Wünsche und seltsame Sehnsüchte geweckt hatte, die ihr vorher noch nie in den Sinn gekommen waren.

Tara sah in ihrer Erinnerung den Thomas, der  vor ihr kniete und langsam die Sandalen von ihren Füssen streifte, dann sorgfältig und sanft ihre Füsse abtrocknete und massierte. Wie im Traum sah Tara diese Szene vor sich und sie fühlte erst jetzt, hier am Tisch, in diesen Minuten, in denen sie Thomas so liebevoll beobachtete, wie sehr sie es damals genossen hatte. Und es wohl auch wieder genießen würde.

Thomas schüttete jetzt die Tagliatelle in das kochende Wasser: "So, das dauert jetzt noch ungefähr zehn Minuten. Dann kriegst Du endlich was Richtiges zu essen." Thomas drehte sich um und musterte Tara mit einem  geradezu  diagnostisch besorgten Blick. "Alles ok? Gehts Dir gut? Möchtest Du noch was?"

Tara lächelte ihn fröhlich an: "Alles Gut. Mit gehts echt gut. Irgendwie hab ich sogar grad das Gefühl, es ging mir noch nie besser. Aber sag mal – warum nimmst Du denn keine Spaghetti? Warum diese Taglia-sowieso?"

"Spaghetti sind rund und schmal. Tagliatelle sind flach und natürlich breiter. Da bleibt mehr Sauce haften. Meine sind übrigens die Tagliatelle von Guiseppe Nocera - al bronzo. Also hergestellt mit  Nudel-Pressen aus Bronzeguss. Die Nudeln sind dann poröser auf der Oberfläche und da haftet die Sauce besser und auch geschmacklich ...... ".

Thomas unterbrach sich selbst und drehte sich wieder zu den siedenden Nudeln . "Ohh, ich muß aufpassen, dass die nicht zu weich werden, " und fischte sich mit der Gabel eine Nudel aus dem Topf und testete "Ahh, perfect. Wunderbar. Al dente".

Er leerte den Topf in das Nudelsieb im Abfluss, nahm die Teller vom Tisch und stellte sie nebeneinander auf die Arbeitsplatte. Dann griff er sich eine Aluminiumpfanne, füllte sie mit einer Portion Tagliatelle, holte mit einer ziemlich zerbeulten, alte Schöpfkelle Ragu aus dem Topf, das er auf den Nudeln verteilte, schwenkte die Pfanne ein paarmal und gab das Gemisch dann andächtig auf einen der Teller, den er Tara reichte.

"Wow. Das sieht echt Suuuper aus. Und duftet einfach sensationell. Wahnsinn."

Tara wickelte die Nudeln vorsichtig um ihre Gabel und aß dann mit Genuss. Der intensive, würzig-feine Geschmack erfüllte Tara's Mund mit einem ungekannten kulinarischen, fast erotischen Wohlgefühl. Thomas hatte inzwischen auch seinen Teller gefüllt, setzte sich Tara gegenüber und fing ebenfalls an zu essen.

Er prostete Tara lächelnd zu. Auch Tara lächelte ihn an. Beide aßen in einem harmonischen Schweigen, genossen die Gegenwart des anderen. Manchmal glitt Thomas Blick von Taras Händen zu ihrem konzentrierten, leicht rundlichen Gesicht und träumerisch hinunter zu ihrem T-Shirt und ihren Brüsten. Tara spürt seine Blicke und prostete Thomas mit einen Augenzwinkern zu. Dabei fiel ihr wie zufällig der saucengefüllte Löffel aus der Hand und landete auf dem Boden. 

PUNK GIRL PASSION (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt