Frühstück am nächsten Morgen

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Das Frühstück war überwältigend. 

Auf dem Esstisch im Wohnzimmer hatte Thomas opulent gedeckt. Die Stoff-Servietten mit kleinen Enten sahen fröhlich aus. Thomas hatte seine selbstgemachte Erdbeermarmelade auf den Tisch gestellt. Es gab auch Gläser mit englischer und französischer Marmelade, eine grosse Schüssel mit frischem Obstsalat, die kleingeschnitten Tomaten aus Kampanien, die Roberto, sein italienischen Feinkosthändler, direkt importierte. Thomas hatte den Pata Negra Schinken aufgeschnitten, die spanische Salchichon-Salami und einen jungen, milden Manchego-Käse. Es gab Rührei mit kleinen Schwarzwälder Speckwürfeln und kleinen, angebratenen Möhrchen. Ein Korb voller frischer Croissants, Baguette, Bauernbrot stand in der Mitte.

Thomas arbeitete seit dem frühen Sonntagmorgen in der Küche. Er summte leise vor sich hin, machte sich ab und zu einen Cappuccino und versuchte, so leise wie möglich zu sein, um Tara nicht zu wecken.

"Wowww, das ist ja toll.  Sooo toll. Du bist echt so süß".

Tara stand mit verwuschtelten Haaren in einem von Thomas blauen Button-Down-Hemden und einer blau-weiß gestreiften Boxershorts vor dem fast fertig gedeckten Tisch. Thomas bot ihr einen Stuhl an und servierte ihr dann einen großen Cappuccino.

Tara schaute ihn fasziniert und liebevoll an: "Ohhh, Thomas. Das ist so schön. Noch nie hat jemand für mich so einen schönen Frühstückstisch gedeckt".

Thomas bestand darauf, Tara zu bedienen. Sie seufzte wohlig: "Das ist echt irgendwie total krass und anders als alles, alles sonst bis jetzt im meinem Leben. Und Du ja sowieso."

Tara nahm sich ein Croissant und biss sich sofort ein großes Stück heraus. Dann griff sie mit den Fingern eine Scheibe Schinken und gleich noch ein Stück Salami und aß es sofort auf. "Mit den Fingern ist doch ok? Oder?"

Thomas grinste sie an: "Klar, für Dich immer. Und außerdem, das ist ja Dein Sonntagsfrühstück. Extra für Dich, von mir komponiert. Da kannst Du essen, was Du willst und wie Du willst. Kannst sowieso machen, was Du willst."

Tara liess sich genüsslich eine dünne Scheibe Pata Negra Schinken nach der anderen in ihren Mund hineinbaumeln. Dann schmierte sie sich dick Butter auf den Rest von ihrem Croissant und löffelte Erdbeermarmelade darauf. "Ohhhh, köstlich. Erbeermarmelade. Die ist echt noch besser als die von meiner Oma. Und die war schon extra prima."

"Das ist das netteste Kompliment, dass ich je über diese Marmelade gehört habe. Die hab ich übrigens selbst gemacht."

Tara hatte das Croissant inzwischen aufgegessen. Sie löffelte jetzt direkt die Erdbeermarmelade aus dem Glas. "Weißt, ich glaub, ich hab wahrscheinlich nur deshalb in dem Bäckerladen angefangen, damit Du dann da Brot kaufst und ich Dich dann kennenlerne und Du mir dann Frühstück machst und ich dann Deine tolle Erdebeermarmelade essen kann und Du mir dann noch einen Cappuccino machst und ich den dann trinken kann und es mir dabei dann einfach wunderbar klasse geht. Das ist doch irgendwie wie im Märchen. Oder was meinst Du?"

Thomas war schon auf dem Weg zur Kaffeemaschine und rief gutgelaunt nach rückwärts: "Ganz klar. Ein modernes Märchen. Du bist meine Punk-Mylady und ich diene Dir als Cappuccino-Ritter oder als Dein Kochknappe und ich bin außerdem sowieso gerade dabei, Dich vor der bösen Hamburger-Hexe, dem fiesen Pizza-Drachen und allen anderen Fast-Food-Ungeheuern zu retten."

Thomas kam mit dem schaumig-dampfenden Cappuccino zurück und stellte ihn mit einer eleganten Geste vor Tara. Die schaute ihm  intensiv in die Augen. "Kannst Du Dich mal neben mich setzen? Ich hatte gerade so einen Gedanken über uns beide und würde gerne wissen, wie Du den findest." Thomas rückte seinen Stuhl ganz eng an Tara heran. Er konnte noch den leichten, sanften Duft des Schlafes und der Seidenbettwäsche an ihrem Körper riechen. "Oder bilde ich mir das jetzt bloß ein? Egal! Auf jeden Fall liebe ich es, wie sie duftet".

Tara nahm vorsichtig einen Schluck Cappuccino, streichelte ihm zärtlich über das Gesicht und seine kurzen Haare. "Also... weißt Du vorhin, als Du das mit den Rittern und so weiter gesagt hast, ist mir eingefallen, daß ich als Kind manchmal im Fernsehen diese Ritter- und Schwerterfilme sehen durfte. Die liefen oft Sonntagsnachmittags. Du weisst schon ... der edle Ritter rettet das schöne junge Mädchen vor dem Bösen, beschützt die Armen und so weiter. Komischerweise wollte ich eigentlich damals immer viel lieber der Ritter sein, aber nie das junge Mädchen, das da gerettet wird. "

Tara streichelteThomas, der sie gespannt ansah, wie es wohl weitergehn würde mit der Erzählung, die ganze Zeit sanft über seinen Kopf und Nacken, was in Thomas ein tiefenentspanntes Gefühl ausgelöste.

"Und weil ich so gern der Ritter gewesen wäre, hab ich mir auch gemerkt, daß jeder Ritter immer einen treuen Schildknappen hatte, der dem Ritter gedient hat, ihn umsorgt hat, sich um ihn gekümmert hat. Natürlich hat der Ritter sich auch um seinen Knappen gekümmert, das war wie eine richtige Beziehung. "

Thomas sah, dass Tara den Cappuccino ausgetrunken hatte und schaute sie fragend an. "Danke. Vieleicht später noch einen. Du inspirierst mich irgendwie total. Und ich hab grad Gedanken, auf die ich sonst nie gekommen wäre. Abgesehen davon, dass es mir mit Dir sowieso einfach so toll gut geht. Also, laß mich erstmal zu Ende erzählen. Ich glaub echt, das es wichtig ist .... für uns beide".

Thomas genoss ihr Streicheln, er genoss den Klang ihrer Stimme, den Duft ihres Körpers, er genoss das Glück des Augenblicks.

"Also, ich glaube, dass es für uns beide schön wäre, wenn ich Deine Ritterin bin und Du mein Knappe. Ich mein, wenn ich Deine Ritterin wäre und Du mein Knappe, Du würdest Dich doch dann gern um mich kümmern, mich umsorgen, mir dienen? Oder?"

Thomas hatte Tara immer gebannter zugehört. In seinem Herzen tat es jetzt nach Taras Frage einen freudigen Sprung. Er seufzte entspannt und glücklich: "Ohh, jaa! Das wäre schön!"

Tara lächelte ihn sanft an: " Ich würde es unheimlich toll finden, wenn Du mein Knappe werden möchtest. Mir dienen willst. Möchtest Du?"

Thomas schaute ihr jetzt tief in die Augen und antwortete: "Jaa, das wäre so wunderbar, so schön".

Tara nahm seine Hände und legte sie auf ihre Schultern. "Dann, mein liebster Knappe, darfst Du Deiner Ritterin jetzt die Rüstung abnehmen".

Thomas blickte sie verwirrt an.

"Ich meine natürlich mein Hemd, Du kleiner Dussel" sagte Tara sehr zärlich und führte seine beiden Hände zu den oberen Hemdknöpfen. 

PUNK GIRL PASSION (german)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt