Teil 2

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Unruhig ging sie in dem kleinen Raum auf und ab. Es war eine kleine Produktion, 10 Drehtage waren angesetzt und es sollte keine Stunde länger dauern, denn New York war teuer. Vor ein paar Minuten war ein Mitglied des Produktionsteams bei ihr gewesen und hatte ihr mitgeteilt, dass die beiden Schauspieler bald bei ihr sein würden. Und jetzt wartete sie. Das Zimmer war klein, nur ein ausgeleuchteter Spiegel stand darin. Außerdem eine kleine Sitzecke und ein Waschbecken. Da ging auch schon die Tür auf, doch zu Avas Erleichterung stand nur eine Person im Türrahmen. „Bin ich hier richtig in der Maske?", fragte sie die blonde Frau. „Ja hi, komm rein. Ich bin Ava". Sie reichte ihr die Hand und die Frau ergriff sie mit einem gewinnenden Lächeln. „Alice. Freut mich dich kennen zu lernen."

Ava wies sie an, auf dem Stuhl vor dem Spiegel Platz zu nehmen und las sich noch einmal die Vorgaben durch. „Chris wird jeden Moment hier sein." Dieser Satz riss Ava aus ihrer Konzentration und sie musste schlucken. Als sie nicht antwortete, sprach Alice einfach weiter. „Er meinte er muss noch ein paar Dinge mit den Drehbuchautoren klären, bevor es losgeht. Kannst du es dir vorstellen, Chris als Regisseur? Ich bin immer noch überrascht, aber er wird das sicher gut machen. Ich kann mir nur noch nicht vorstellen, wie das ablaufen wird. Ich meine, er ist Hauptdarsteller und Regisseur und das zum ersten Mal. Das wird aufregend." Ava brachte noch immer keinen Ton heraus und das nahm ihr auch noch den letzten Funken Hoffnung, die folgenden neun Tage irgendwie zu überstehen. „Chris meinte ihr kennt euch?" Diese Frage holte Ava nun endgültig auf den Boden der Tatsachen. Beinahe hätte sie laut losgelacht. Chris meinte ihr kennt euch. Das kann man wohl sagen.

Da bemerkte Ava Alice' fragenden Blick. Schnell räusperte sie sich. „Ja wir kennen uns ein bisschen. Wir haben schon für einige gleiche Produktionen gearbeitet..." Gerade als sie überlegte Alice zu fragen, ob Chris noch etwas gesagt hatte, hörte sie es klopfen und die Tür öffnete sich erneut.

Lange hatte sich Ava überlegt, wie dieser Moment wohl werden würde.

Die unterschiedlichsten Szenarien waren ihr in den Kopf gekommen, doch natürlich traf keine einzige von ihnen die Wirklichkeit.

Chris betraten den Raum. Er hatte sich in den vergangenen fünf Wochen kaum verändert, nur seine Haare waren kürzer und der Bart ein wenig länger geworden, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Mit einem Anflug von Panik wandte sie sich wieder Alice zu, denn sie spürte, dass er ihren Blick suchte. „Hallo", murmelte Ava und betete, dass ihre Stimme dabei nicht zitterte. Zu ihrer Erleichterung schien keiner der beiden ihre Unsicherheit zu bemerken. Nachdem Chris ebenfalls eine Begrüßung in die Runde geworfen hatte, stand er noch kurzen Augenblick unsicher auf der Stelle, bis er sich offenbar dazu entschloss auf der Couch Platz zu nehmen und zu warten, bis er an der Reihe war. Pausenlos fühlte Ava seinen Blick in ihrem Rücken, doch sie vermied es tunlichst ihn über den Spiegel hinweg zu erwidern. Während sie sich an Alice' Makeup machte, führten die beiden Frauen ein wenig Smalltalk, doch schon eine knappe halbe Stunde später war Ava fertig mit ihrer Arbeit. Das Makeup war dezent und unauffällig und jede Haarsträhne war dort, wo sie hingehörte. Es half nichts, sie musste sich der Situation stellen. „Also gut, mit dir bin ich fertig Alice." Ava versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch als Alice sich, nachdem sie sich bedankt hatte, aus dem Stuhl erhob und drauf und dran war das Zimmer zu verlassen, verließ Ava der Mut. Gleich würde sie mit ihm alleine sein und das hatte sie um jeden Preis vermeiden wollen. Gerade noch überlegte sie, wie sie Alice dazu bringen könnte hier zu bleiben, da riss sie auch schon das Klicken des Türschlosses aus den Gedanken und Alice war verschwunden. Hastig wandte sie sich der Ablage vor dem Spiegel zu und begann ihre Pinsel zu sortieren. „Du kannst dich schon einmal auf den Stuhl setzen.", sagte sie mit erstaunlich fester Stimme, sah Chris dabei jedoch nicht an. Ein letztes Mal atmete sie kaum merklich ein und wieder aus, drehte sich dann zu ihm um und begann mit der Arbeit.

Unglücklicherweise bedeutete ihre Arbeit als Visagistin, dass sie anderen Menschen sehr nahekommen musste, was sie in diesem Fall beunruhigte. Doch entgegen ihren eigenen Erwartungen zitterte ihre Hand nicht und auch als sie ihn berührte blieb sie professionell. „Na hast du gut hergefunden?", fragte er sie und sie merkte, wie er immer noch ihren Blick suchte. Avas Antwort beschränkte sich auf eine knappes „Ja". Anschließend war es wieder still.

Doch zu Avas Glück erforderten sowohl Chris' Haare als auch sein Makeup weniger Zeit als das Styling von Alice.

„Gut, ich bin fertig.", murmelte Ava und begann bereits ihre Arbeitsutensilien zusammen zu packen, als sie bemerkte, dass Chris keinerlei Anstalten machte aufzustehen. Sie drehte sich zu ihm um und sah, dass sie vergessen hatte ihm den Umhang, der zum Schutz des Film-Outfits diente, abzunehmen. Schnell machte sie sich an der Schleife zu schaffen, als Chris plötzlich zu Sprechen begann: „Wie geht es dir Ava?" Avas Herz rutschte ihr in die Schuhe, ihre Gedanken begannen zu rasen. Wie es ihr geht? Hatte er sie gerade ernsthaft gefragt, WIE ES IHR GEHT? Nach allem was passiert war, fragte er das einfach so aus dem Nichts heraus? Am liebsten hätte Ava ihm das ins Gesicht geschrien, doch zu ihrer eigenen Verwunderung blieb sie die Ruhe selbst.

Sie faltete den Umhang zu Ende, legte ihn beiseite und verließ den Raum, ohne Chris auch nur einmal anzusehen. Eine Antwort blieb sie ihm schuldig, aber das war ihr egal. Sie war hier, weil sie einen Job zu erledigen hatte. Chris hatte sie nichts zu sagen. 

You would smile and that would be enough (Chris Evans ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt