Teil 7

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Glücklicherweise war ihnen keiner der Nachbarn begegnet und so schloss Chris die Tür zu Avas Apartment auf. Erleichtert ließ sie die Einkäufe auf den Esstisch fallen und schüttelte ihre schmerzenden Arme aus, bevor sie sich daran machte, die Lebensmittel zu verstauen. Als sie fertig war, wandte sie sich um und sah wie Chris unbeholfen mitten im Raum stand, die beiden Orangen und die Packung Nudeln in der Hand. Immerhin hatte er schon die Cap und die Brille abgenommen. Ein kleines Schmunzeln konnte sie sich nicht verkneifen. „Was stehst du denn da wie bestellt und nicht abgeholt? Setz dich schon hin.", sagte sie, als sie ihm das Obst und die Nudeln abnahm. „Espresso?" Er nickte und zog seine Jacke aus, bevor er sich an den Tisch setzte. Dann entstand eine seltsame Stille. Das Wasser der Siebträgermaschine war noch nicht heiß und Ava überlegte fieberhaft, was sie sagen oder tun sollte, damit die Situation nicht so unangenehm war. Doch dann platze es einfach aus ihr heraus: „Was willst du hier?" Mit verschränkten Armen stand sie an die Küchenzeile gelehnt und suchte seinen Blick, den sie allerdings erst nach einer Weile fand, denn Chris starrte auf seine Hände, die nervös mit der Sonnenbrille spielten. „Kann ich einen Doppelten haben?", fragte er mit einem Kopfnicken in Richtung der Kaffeemaschine, „Wird nochmal eine lange Nacht." Ava erfüllte ihm diesen Wunsch und als sie sich schließlich mit zwei Tassen zu ihm an den Tisch setzte, stieß Chris einen langen Seufzer aus und für einen Moment wirkte es, als wollte er sprechen, doch es folgte erneut nur betretenes Schweigen.

Er sah müde aus. Kein Wunder, wenn man bedachte, was für eine Anstrengung die letzten Tage mit sich gebracht hatten. Aber da war noch etwas anderes. Er wirkte irgendwie durcheinander und emotional erschöpft. So gut er auch in seinem Beruf sein mochte, so schlecht war er drin, seine wahren Gefühle und Emotionen vor den Menschen zu verbergen, die ihn kannten und die ihm etwas bedeuteten. Das hatte er selbst zugegeben, als Ava ihn einmal damit aufgezogen hatte, ihn an manchen Tagen lesen zu können, wie ein offenes Buch. „Denkst du nicht, wir sollten mal reden?", brach es auf einmal aus Chris heraus. Er sah Ava mit seinen durchdringenden Augen an und sie fühlte sich für einen Moment unfähig zu antworten, aber sie hatte sie schnell wieder gefasst. „Wir haben allein die letzten zehn Minuten mehr miteinander gesprochen als die vergangenen zehn Tage... Ich finde, wir müssen es ja nicht gleich übertreiben." Obwohl sie das ernst gemeint hatte, brachte sie Chris mit dieser Aussage zum Lachen und so kam auch sie nicht umhin sich ein Grinsen zu verkneifen. „Ich wollte ja mehr mit dir sprechen und..." setzte er an, aber weiter kam er nicht, denn Ava unterbrach ihn wütend: „Ach ja? Ich aber nicht. Am liebsten hätte ich diesen Auftrag abgesagt, geschweige denn wollte ich dich überhaupt sehen..." Das saß. Erschrocken über ihren plötzlichen Gefühlsausbruch hielt Ava inne. Chris schluckte schwer, dann nickte er zustimmend. „Das habe ich verdient." Die beiden schwiegen sich an. Ava dachte darüber nach, wie schnell sich ihre Laune verändert hatte. Im gleichen Moment fiel ihr der gestrige Tag ein. Ihre emotionale Schutzmauer war eingebrochen und sie hatte pausenlos mit den Tränen kämpfen müssen. Heute fühlte sie sich einfach nur leer. Da waren keine Tränen. Nur Wut. Wut auf sie selbst. Wut auf Chris, weil er einfach so aufgetaucht war. Genau so plötzlich, wie er auch verschwunden war.

„Jetzt willst du reden..." Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Mit einem Kopfschütteln stand sie auf und brachte die Espressotassen zur Spülmaschine. „Ich habe dir gestern gesagt, ich will einfach nur, dass dieser Drehtag heute vorbeigeht und du tauchst ohne Vorankündigung hier auf."

„Ich weiß, es tut mir leid..."

Ava schnaubte. „Ja, mir tut es auch leid... hör zu, ich will noch meine Wäsche von heute zusammenlegen und dann wollte ich mich sowieso auf den Weg machen. Wenn du zu willst, kannst du solange hierbleiben, alles andere wäre vermutlich unsinnig." Ohne seine Antwort abzuwarten, ging sie ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Als sie die Wäsche aus dem Trockner holte und anfing das erste Shirt zu falten, merkte sie, wie ihre Hände leicht zitterten. Reiß dich zusammen schoss es ihr durch den Kopf. Es war nur noch dieser eine Drehtag und dann musste sie ihn nicht mehr sehen, wenn sie das nicht wollte. Außer er kam sie wieder unangekündigt besuchen, aber dann würde er sie nicht antreffen, denn Ava hatte beschlossen morgen zu ihrem Bruder und seiner Frau zu fahren und dort ein paar Tage zu bleiben, um auf andere Gedanken zu kommen. Die beiden wohnten ein wenig außerhalb New Yorks und freuten sich schon sehr auf Avas Besuch. Ein Klopfen riss sie aus ihren Gedanken.

You would smile and that would be enough (Chris Evans ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt