Teil 1

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Mit großen Augen stand Ava vor ihrem Spiegel und musterte sich von oben bis unten. Unsicherheit lag in ihrem Blick. Es war früh an Morgen, viel mehr noch mitten in der Nacht und eigentlich müsste sie sich in diesen Minuten auf den Weg machen, doch ihre Füße wollten sich nicht so recht vom Boden lösen. Knapp fünf Wochen waren vergangen.

Fünf Wochen in denen nahezu jeder Tag dem vorausgegangenen, wie ein Ei dem anderen glich. Spät aufstehen, Frühstücken, Sport, Haushalt, Abendessen, Sport schlafen gehen. Und alles unter ständiger Beschallung, damit ihre Gedanken nicht zu laut wurden und sie wieder diesen Schmerz spüren musste. Doch sie hatte es geschafft sich selbst so zu konditionieren, dass sie kaum etwas fühlte. Alles war taub.

Und nun stand sie hier in ihrer Wohnung vor dem Spiegel, eingepackt in ihren längsten Mantel, dem wärmsten Schal samt passender Mütze und Handschuhen sowie den schwarzen Stiefeln. Es war Anfang Dezember und der Winter stand vor der Tür. Ganz New York rechnete seit Tagen mit einem Blizzard, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die gesamte Stadt im Schneechaos versinken würde.

Avas Handy leuchtete auf, jetzt musste sie aber wirklich los. Sie warf einen letzten Blick in den Spiegel. In ihren braunen Augen sah sie ihre eigene Verunsicherung. Am liebsten hätte sie diesen verfluchten Job abgesagt, doch das sah ihr nicht ähnlich. Wenn sie sich seit jeher auf etwas verlassen konnte, dann war das ihre Professionalität.

Sie atmete noch einmal tief durch. „Also gut, los jetzt."

Ava verließ ihre Wohnung und fuhr mit einem Taxi zu der ihr unbekannten Adresse. Die Fahrt verging viel zu schnell für ihren Geschmack und erst als der Taxifahrer sie unwirsch ansprach, bemerkte sie, dass sie bereits zu lange nur auf die Tür gestarrt hatte, ohne etwas zu tun. Sie war wie erstarrt. Ich kann da nicht rauf gehen, schoss es ihr durch den Kopf. Doch der Taxifahrer wurde immer unhöflicher, also bezahlte sie ihn, stieg aus und schon fuhr er mit quietschenden Reifen davon, weshalb ihr nichts anderes übrigblieb, als die fünf Stufen zu der dunkelgrünen Tür hinaufzusteigen und die Klingel zu betätigen. Die Tür summte und Ava trat ein.

[Die nächsten Teile werden länger!]

You would smile and that would be enough (Chris Evans ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt