Teil 13

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Ava hatte dem Plan, etwas zu essen, zugestimmt, doch zuvor hatte sie ebenfalls duschen wollen. Gerade stellte sie das heiße Wasser aus und griff nach ihrem Handtuch, als sie bemerkte, dass sie vergessen hatte, frische Klamotten mit ins Bad zu nehmen. Fluchend stieg sie aus der Duschwanne und trat vor ihren beschlagenen Spiegel. „Gut gemacht, Ava", schimpfte sie mit sich selbst. In einem zweiten Handtuch wickelte sie ihre Haare in einen Turban, bevor sie sich schließlich eincremte. Als die Bodylotion endlich eingezogen war, gestand sie sich ein, dass ihr langsam, aber sicher die Gründe ausgingen, noch länger im Badezimmer zu bleiben. Also machte sie kurzen Prozess und lief nur mit einem Handtuch um den Körper gewickelt und einem auf dem Kopf aus dem Bad. Draußen bot sich ihr ein Bild, dass sie bisher nur selten gesehen hatte: 

Chris stand mit dem Rücken zu ihr am Herd und schien irgendetwas zu kochen. Leise zog Ava die Tür ins Schloss und hoffte, den Moment nutzen zu können, um ungesehen die Stufen zu ihrem Kleiderschrank hoch flitzen zu können, aber diese Hoffnung war vergebens. „Ich war so frei und habe uns ein paar Grilled Cheese Sandwiches gemacht. Falls du jetzt gehofft hast, ich würde wirklich kochen, dann muss ich dich leider enttäuschen. Ich glaube...", sagte Chris und drehte sich dabei zu ihr um. Erst als er mitten im Satz aufgehört hatte zu sprechen, wurde Ava bewusst, wie kurz ihr Handtuch tatsächlich war und dass es nur das nötigste verdeckte. Wie angewurzelt stand sie da und starrte Chris an, der ebenso bewegungslos und ohne zu blinzeln zurück starrte. Beinahe hatte man das Gefühl, man könnte die Spannung greifen, die zwischen ihnen entstanden war. Avas Gedanken rasten und man sah Chris an, dass es ihm genauso ging. Ein Zischen aus der Pfanne ließ beide zusammenzucken. Hastig drehte Chris sich um und der Moment war vorbei und Ava nutze die Möglichkeit, um auf der Galerie etwas zum Anziehen zu holen. Allerdings führte sie ihr Weg nicht direkt zum Kleiderschrank. Zunächst setzte sie sich auf ihr Bett, sah aus dem Fenster und versuchte das gerade Geschehene zu verstehen. Aber was war denn überhaupt geschehen?

Eigentlich wusste sie es genau, aber sie wollte es sich nicht eingestehen. Zum ersten Mal seit Wochen hatte sie nicht nur Wut und Schmerz gefühlt, als sie Chris sah oder an ihn gedacht hatte, nein, die Anziehung war förmlich greifbar gewesen und sie hatte zu ihm gehen und in einer Umarmung seiner starken Arme versinken wollen. Und wenn sie wirklich ehrlich mit sich selbst war, dann hätte es nicht nur bei einer Umarmung bleiben sollen.

Trotzdem fiel ihr sofort wieder ein, was vor bald sieben Wochen passiert war und sofort waren jegliche Gedanken und Gefühle über den Moment gerade wie verpufft.

Ava wusste genau, was Chris nach dem Essen ansprechen würde und obwohl sie weder die Lust noch die Energie dazu hatte, sich damit auseinanderzusetzen, war ihr auch bewusst, dass es kindisch sein würde, den offensichtlichen Elefanten im Raum weiterhin zu ignorieren, vor allem da sie nicht wusste, wie lange sie hier noch gemeinsam festsitzen würden. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als sich etwas anzuziehen, nach unten zu gehen und sich der Situation zu stellen. Und genau das tat sie.

Sie zog sich eine Leggings und einen schwarzen Kapuzenpulli an. Ihr Haare waren selbstverständlich noch nicht trocken, doch das Handtuch auf dem Kopf störte sie, weshalb sie es neben das andere über das Geländer der Galerie zum Trocknen hängte. Bevor sie nach unten ging, atmete sie noch einmal tief durch.

In der Küche saß Chris bereits am Tisch und wartete auf sie. Als sie sich zu ihm setzte, sah er sie fast schon verlegen an und murmelte: „Entschuldige wegen gerade eben." Ava schüttelte nur den Kopf. „Schon okay." Das Essen verlief weitestgehend schweigsam und Ava konnte sich nicht daran erinnern, irgendwann schon einmal in solch einer unangenehmen Situation gewesen zu sein. Es wurde von Minute zu Minute schlimmer, bis Ava es nicht mehr aushielt. Sie stand auf, holte zwei Weingläser aus dem Regal und eine angebrochene Flasche Lugana aus dem Kühlschrank, knallte alles auf den Tisch und ließ sich mit verschränkten Armen zurück auf ihren Stuhl fallen. „Also gut, du wolltest reden. Lass uns reden! Aber eins sollst du wissen: Als du gestern ungefragt hier aufgetaucht bist und ein Versprechen von mir wolltest, habe ich dir gesagt ich werde darüber nachdenken. Und das habe ich ernst gemeint. Aber ich bin ehrlich mit dir; wahrscheinlich hättest du nie wieder etwas von mir gehört. Ich wollte nicht darüber sprechen, geschweige denn wollte ich dich überhaupt sehen... Aber jetzt sind wir hier, Gott weiß, wie lange noch und ich will nicht mehr wie auf Zehenspitzen durch mein eigenes Apartment schleichen müssen." Diese Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Als Chris antwortete, sprach er zwar mit einem schiefen Grinsen im Gesicht, aber seine Augen lachten nicht mit: „Wie konnte ich nur deine gnadenlose Ehrlichkeit vergessen?"

Ava wusste nicht so recht, was sie darauf antworten sollte, aber er schien gar keine Antwort zu erwarten, denn er sah zu den Gläsern und der Weinflasche und blickte dann fragend zu ihr. „Der ist für die Nerven...", erklärte sie, schenkte etwas Wein in beide Gläser und schob eines Chris zu. „Nüchtern werde ich mir den Spaß nicht antun", setzte sie noch nach und trank einen großen Schluck. Ihr war bewusst, dass ihm ihre Worte schmerzten, aber was sie nicht wusste, war, dass er gesehen hatte, wie ihre Hand leicht gezittert hatte, als sie das Weinglas an ihren Mund geführt hatte. Nach außen mochte sie hart wirken, was jedoch wirklich in ihr vorging, hatte dieses kaum merkliche Zittern verraten.

You would smile and that would be enough (Chris Evans ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt