Teil 26

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Inzwischen war es kurz vor drei und Chris und Ava waren auf dem Weg zum Haus von Chris' Mutter. Gedankenverloren saß Ava auf dem Beifahrersitz und sah aus dem Fenster. Erst als Chris ihr die Hand auf das Bein legte, spürte sie, dass sie aufgeregt damit auf und ab gewippt war. „Du musst nicht nervös sein", sagte Chris ruhig und Ava spürte, dass er sie von der Seite ansah. „Bin ich aber", erwiderte sie und anstatt weiterhin mit dem Bein zu wippen, spielte sie nun unruhig mit den Knöpfen ihrer Jacke. „Ich weiß, dass du dir gerade viel zu viele Gedanken machst, und dass es nicht viel hilft, dir zu sagen, dass du das nicht musst. Aber es sind dir ja auch nicht alle unbekannt, immerhin ist Scott auch da. Und meine Mom; ihr kennt euch ja jetzt auch schon." Ava fuhr herum und funkelte ihn böse an. „Zu früh, Christopher. Zu. Früh."

Er entschuldigte sich eilig, konnte sich aber ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Auf Chris' Frage, ob sie aufgeregt war, weil sie den Rest der Familie kennenlernen würde oder weil ihr das Ereignis von heute Mittag noch in den Knochen steckte, antwortete Ava lediglich mit einem Schulterzucken und einem leise gemurmelten: „Beides." Langsam aber sicher verschwand das schelmische Grinsen aus Chris' Gesicht und es bildeten sich kleine Sorgenfalten auf seiner Stirn. „So still kenne ich dich gar nicht, wenn es darum geht, neue Menschen zu treffen. Fällt dir das am Set auch schwer?", hakte er einfühlsam nach.

„Nein, aber das ist auch was anderes", sagte Ava nachdenklich. „Das am Set ist Arbeit. Aber hier geht es um deine Familie... das ist eine große Sache für mich. Außerdem..." Sie hob ihren rechten Arm und betrachtete ihre Hand, die jetzt in einen Verband gehüllt war. „Außerdem sehe ich aus wie eine Idiotin, die unfähig ist, ein Blech aus dem Ofen zu holen." Dieser dämliche Verband!

Geschlagene zwanzig Minuten hatten die beiden zuvor im Badezimmer darüber diskutiert, ob die Hand besser verbunden werden sollte oder nicht. Obwohl Ava keine Ahnung hatte, wie man Brandwunden richtig behandelte, hatte sie sich vehement gegen den Verband geweigert. Zum einen, weil sie dachte, dass es nicht nötig wäre. Zum anderen, weil dadurch jeder von ihrem Missgeschick erfahren würde. Chris hingegen hatte versucht ihr zu erklären, dass ein Verband eigentlich nur dann notwendig war, wenn die Brandblase aufgehen sollte. Um das zu vermeiden, wollte er ihre Hand vorsorglich trotzdem verbinden, da er der Meinung war, dass sie dann besser darauf achtgeben würde. Bei dem Versuch ihm zu demonstrieren, dass die Haut über der Blase dick genug war und nicht aufgehen würde, war Ava vorsichtig mit einem Finger über die betroffene Stelle gefahren. Natürlich war das passiert, was passieren musste: die Haut riss ein. Wortlos hatte sie sich geschlagen gegeben und ihm ihre Hand entgegengestreckt, damit er diese mit einer Salbe behandeln und verbinden hatte können.

Ebenso wortlos saß Ava nun im Auto und starrte ihre Hand an. „Also das ist jetzt aber wirklich Quatsch Ava. So etwas kann jedem passieren. Was wäre denn die Alternative gewesen? Blumen? Wir wissen doch beide, dass du dich damit nicht zufriedengegeben hättest." Er hatte recht damit, aber das machte die Situation auch nicht besser. Ava begann wieder nervös mit dem Bein zu wippen und dieses Mal half auch Chris' Hand nicht sie zu beruhigen.

„Sieh mal, wer da kommt", sagte Chris auf einmal und deutete nach vorne auf die entgegengesetzte Fahrbahn der absurd geradlinigen Straße. Ein dunkelgrüner Wagen kam ihnen entgegen. „Das ist Scott", erklärt Chris und stieg so sehr auf das Gaspedal, dass es Ava ein wenig in den Sitz drückte. „Und du freust dich so sehr auf ihn, dass du jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung ignorierst, um ihn schneller sehen zu können, oder was?", fragte Ava sarkastisch und sah ihn von der Seite an. Er grinste spitzbübisch. „Ich dachte du bist zur Hälfte Deutsche. Rasen da nicht alle, weil es in diesem Land gar kein Tempolimit gibt?" Er setzte den Blinker.

„Achtung Kurve", warnte er sie vor und schon wurde Ava von der Fliehkraft nach rechts gezogen und an die Autotür gedrückt. Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde immer breiter. „Wir hatten heute eine Wette am Laufen, wer früher bei Mom ist. Er war noch unterwegs und musste etwas erledigen, und die einzige Bedingung war, dass wir gleichzeitig losfahren. Den Sieg konnte ich mir nicht mehr nehmen lassen", klärte er sie endlich auf. Darauf konnte Ava nur amüsiert den Kopf schütteln. Als sie sich umdrehte, sah sie den grünen Wagen ebenfalls in die Straße einbiegen. Scott hatte schnell zu ihnen aufgeschlossen und winkte Ava freudig zu, die jetzt auch merkte, wie sehr sie sich freute, ihn wiederzusehen. „Außerdem", sagte Chris, während er jetzt etwas langsamer in eine Einfahrt abbog, „hat es geholfen, dich ein bisschen abzulenken. Wir sind nämlich da." Er stellte den Motor ab, stieg aber nicht sofort aus. Ihm war aufgefallen, dass Avas Gesicht erneut voller Zweifel war, während sie unsicher zur Haustür hinübersah. „Warum nochmal habe ich zugestimmt, alle auf einmal kennenzulernen? Außerdem ist Montag. Wieso haben überhaupt alle Zeit, jetzt schon hier zu sein?" Chris musste schmunzeln. Er räusperte sich leise, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und als sie ihn ansah, konnte er die Aufregung in ihren sonst so fröhlichen braunen Augen sehen.

„Na sie haben sich heute alle für dich frei genommen", meinte er schlicht und Avas Augen wurden riesig. „Nein das war nur ein Scherz. Es hat sich tatsächlich vergangene Woche zufällig so ergeben, dass heute jeder Zeit hat. Und glaub mir, sie freuen sich alle, dich kennenzulernen und niemand wird dich auffressen."

„Sehr witzig", grummelte Ava, ehe Chris sie liebevoll küsste. Dann stiegen sie aus dem Auto und Ava sah Scott in einigem Abstand auf sie warten. Ein warmes Lächeln zierte sein Gesicht und er kam mit großen Schritten auf sie zu. Sie umarmten sich und beteuerten beide, wie sehr sie sich freuten, sich wiederzusehen. „Da hat mein Bruder doch tatsächlich einmal im Leben das Richtige gemacht und um dich gekämpft. Ich habe schon zu Chris gesagt, ich glaube es erst, wenn du hier bist." Ava grinste und spürte große Erleichterung darüber, dass Scott hier war und ihr nicht alle fremd sein würden. „Was hast du da gerade über mich gesagt?", fragte Chris, der gerade erst um das Auto herum gelaufen kam, weil er noch die Dose mit den Paste di Mandorla von der Rückbank geholt hatte. „Nichts, nichts", lachte Scott und die Brüder umarmten sich ebenfalls. „Übrigens, ich habe gehört du hattest heute schon ein kleines Treffen mit Mom", merkte Scott an, nachdem sein Blick auf den Verband gefallen war und Ava gefror das Grinsen im Gesicht. Chris' Bruder bemerkte ihren entmutigten Gesichtsausdruck. „Aber sie hat das nur erzählt, damit dich nicht jeder fragen wird, was mit deiner Hand passiert ist", erklärte er und sie entspannt sie wieder ein bisschen. „Jetzt lasst uns aber mal nach drinnen gehen. Da lässt es sich auch gut unterhalten und es ist definitiv wärmer als hier in der eisigen Kälte." Mit diesen Worten ging Scott voraus, Ava und Chris folgten ihm. Kurz vor der Tür nahm Chris Avas Hand und drückte sie fest.





Ich hoffe, der Teil hat euch gefallen! ❤️ Ab jetzt werden die Kapitel leider nur noch unregelmäßig hochgeladen, weil ich an dem Punkt angekommen bin, dass ich nichts mehr vorgeschrieben habe und ich bin in den letzen vier Wochen durch die Uni kaum zum Schreiben gekommen 😓 Na ja, ich hoffe, dass ich ab und zu nebenbei doch dazu komme, sodass die Zeit zwischen den Teilen nicht zu lang ist. Aber ich denke ihr versteht das 🙈

You would smile and that would be enough (Chris Evans ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt