Teil 9

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Während der Fahrt hatte es noch stärker angefangen zu schneien. Es waren große Schneeflocken und sie fielen schnell. Am Bahnhof herrschte ein einziges Chaos: Viele Züge hatten Verspätung und einige waren gar nicht erst In New York angekommen oder hatten die Grand Central Station verlassen, da an nahezu der gesamten Ostküste der Winter hereingebrochen war und es so heftig stürmte, dass einige Züge aus Sicherheitsgründen die Bahnhöfe gar nicht oder erst spät verlassen hatten. Es war schon schwierig genug an öffentlichen Orten zu drehen, aber das erschwerte die Dreharbeiten natürlich noch einmal zusätzlich. Dennoch gab die gesamte Crew ihr bestes und so ertönte gegen 3 Uhr für Ava das erlösende letzte „Cut!" und alle begannen zu jubeln. Ganz unbeschwert war die Freude allerdings nicht. Seit der Anfahrt hatte es ununterbrochen geschneit sodass mittlerweile knapp dreißig Zentimeter Neuschnee auf den Gehwegen lagen und das alles trotz der heftigen Windböen, die irgendwann eingesetzt hatten.

Eine Weile stand Ava noch mit einigen Kollegen zusammen und unterhielt sich mit ihnen. Als sich irgendwann auch Chris zu ihnen gesellte, blieb sie noch eine Weile in der Gruppe stehen, bis sie langsam das Gefühl bekam, ihn nicht mehr sprechen oder lachen hören zu können, oder besser gesagt, sie wollte ihn nicht mehr hören. Sie entschuldigte sich höflich und entfernte sich langsam. In dem kleinen Verwaltungsraum, der ihnen zur Verfügung gestellt wurde und jetzt als Maske, Umkleide und Abstellraum für sämtliche Jacken, Taschen und Rucksäcke diente, suchte Ava nach ihren Sachen. Ihren Mantel entdeckte sie schnell, doch die Tasche war einfach nicht auffindbar. Leise fluchend wühlte sie sich durch den Berg an Taschen, bis sie nach einer halben Ewigkeit schließlich doch fündig wurde. Alles woran sie jetzt noch denken konnte, war, dass es endlich vorbei war, sie jetzt nach Hause konnte und in nächster Zeit nicht mehr täglich mit all dem konfrontiert war, außer vielleicht in ihren Gedanken. Sie zog sich ihren Mantel über und verließ den Raum, nur um sich Chris gegenüber zu finden, nachdem sie um die nächste Ecke gebogen war. Welche höhere Macht es auch war, die sich in diesem Moment einen Scherz erlaubte, die Tatsache dieser ironischen Begegnung vor dem Kontext ihrer letzten Gedanken, brachte Ava beinahe wirklich zum Lachen. „Oh gut, ich dachte schon, du wärst gegangen", sagte Chris verlegen lächelnd, bis er ihre Tasche bemerkte. „Moment, du gehst ja wirklich?!" Ava nickte, worauf er mit einem heftigen Kopfschütteln antwortete.

„Du kannst nicht gehen. Hast du nicht mitbekommen, wie stark es stürmt und schneit?"

„Doch natürlich, aber wozu gibt es denn Taxis?"

Chris lachte. „Hast du schon mal rausgeschaut? Es ist kein einziges Auto unterwegs, ach was sag ich, es ist niemand unterwegs, außer vielleicht Räumungsfahrzeuge." Ava spürte wie eine leichte Panik in ihr aufstieg. Sie konnte hier nicht festsitzen. „Ich will aber nach Hause", war schließlich das Einzige, was sie hervorbrachte.

„Sag bloß du willst bis nach Brooklyn laufen?", fragte er sarkastisch und sah sie dabei provokativ an. In Ava legte sich ein Schalter um und augenblicklich wurde ihre unsichere Körperhaltung stärker. Trotzig antwortete sie ihm mit vorgerecktem Kinn: „Vielleicht ist ja genau das mein Plan." Zuerst lachte er laut auf, doch schnell bemerkte er, dass sie es ernst meinte. „Ava du bist verrückt! Wir haben es hier mit einem ausgewachsenen Blizzard zu tun, der gerade ungebremst auf die Ostküste zukommt. Du solltest da wirklich nicht raus!" Die beiden starrten sich herausfordernd an, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln.

Schließlich gab Chris seufzend nach: „Verdammt, warum musst du nur immer so stur sein! Du würdest wirklich alles tun, um nicht in meiner Nähe zu sein, nicht wahr?"

Ava nickte stumm. Sie traute sich nicht etwas zu sagen, denn in ihrem Kopf herrschte das reinste Chaos. Sie sah, dass Chris nachdachte und überlegte kurz, ob sie einfach weitergehen sollte. Wer war er, dass er sie aufhalten wollte?

Dann veränderte sich etwas in seinem Blick und ein Funkeln huschte durch seine Augen. „Okay, ich habe einen Vorschlag: Du musst mich nie wieder sehen, wenn du das nicht willst, aber dafür lässt du mich dich nach Hause begleiten." Ava wollte schon protestieren, aber er ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen.„Vergiss es! Ich lasse dich nicht alleine gehen. Es ist fast halb vier morgens, wer weiß, wer um die Uhrzeit normalerweise unterwegs ist, da will ich gar nicht wissen, was das für Menschen sind, die bei diesem Wetter draußen sind."

„Und ich bin diejenige, die stur sein soll...", murmelte Ava und ging damit auf seinen Vorschlag ein. Für einen kurzen Augenblick verschwand Chris, nur um kurz darauf warm eingepackt und mit einer kleinen Reisetasche über der Schulter wieder vor Ava zu stehen. „Wollen wir?"

Ava zögerte und fragte ihn, ob er irgendjemandem Bescheid gegeben hatte, worauf Chris den Kopf schüttelte. „Nur Mark weiß Bescheid. Er hält dich übrigens auch für vollkommen verrückt." Und dann verließen die beiden den Bahnhof. 

You would smile and that would be enough (Chris Evans ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt