anstrengend

7.5K 563 42
                                    

Kapitel 28

Dimitri

Ich musste verlieren, weil Ming dafür zählte zu gewinnen und Belle das Geld brauchte. Ich verstand nicht, warum man dafür zahlen sollte zu gewinnen und hatte auch nicht verstanden, was es mit diesem „Stolz" auf sich hatte, womit Belle es erklärt hatte. Ich wusste, ich würde es tun, wenn sie das wollte. Sie hatte mich gefragt, ob das für mich in Ordnung war und ich hatte sie angesehen und wusste keine Antwort darauf.

Ich wollte nicht verlieren. Ich wollte nie verlieren und konnte auch nicht sagen, wie ich ‚nur so tun' sollte', aber für Belle würde ich es versuchen. Ich würde alles für Belle versuchen. Noch mehr, als sie mir sagte, dass es „unser" Geld wäre und sie das nur von mir verlangte, weil „wir" uns damit eine Zukunft aufbauen sollten.

Ich hatte keine Vorstellung von der Zukunft und dachte auch nie darüber nach. Ich machte keine Pläne wie Belle, aber es war merkwürdig gewesen ihr zuzuhören, als sie es mir erklärte. Belle hatte mir oft Dinge erklärt. Worte, Gesten, Sprichwörter, auch ab und an das Verhalten von Menschen, aber ihr eigenes Verhalten hatte sie nie erklärt. Das tat sie erst seit wir Sex hatten.

Ich hatte ihr sagen wollen, dass es nicht notwendig war, mir das alles zu sagen, tat es aber nicht. Belle machte Pläne und ich war ein Teil davon. So war es immer gewesen und ich verstand nicht, warum sich das jetzt änderte. Erwartete sie, dass ich dazu etwas sagte? Das ich dazu eine „Meinung" hatte? Mir gefiel es sehr, dass ich Dinge jetzt sagen konnte, die mir gefielen oder nicht. Obwohl ich nicht wusste, ob es davor überhaupt etwas gegeben hatte, war mir gefiel. Ich mochte den Sex, ich mochte Belles Körper und die ganzen Gefühle, die es in mir auslöste, wenn ich sie anfassen und schmecken durfte. Aber es war noch mehr dazu gekommen. Ich mochte es, wenn Belle ihre Haare mit einem Stift nach oben steckte und ich ihren Nacken sehen konnte. Es fühlte sich gut an ihn zu umfassen und zu wissen, das kein anderer das durfte. Ich mochte es hingegen nicht, wenn sie Strumpfhosen unter einem Kleid trug. Ein Kleid war praktisch, weil man es nach oben ziehen konnte, aber Strumpfhosen musste man nach unten machen. Eines rauf, das andere runter, das kam mir komisch vor und als ich ihr das gesagt hatte, hatte sie die Strumpfhosen tatsächlich weggelassen. Ich mochte es, wenn sie tat, was ich mochte und ich mochte, wenn sie mich anlächelte, weil ich tat, was sie mochte. Das wusste ich jetzt alles und es wurde immer mehr. Es war, als wäre ich gerade erst aufgewacht.

Ich mochte die Kälte auf meine Haut und ließ die Heizung nur so warm, weil Belle so schnell fror. Ich hatte auch beschlossen, ihr das nicht zu sagen, weil ich nicht wollte, dass sie glaubte, jetzt mehr frieren zu müssen. Ich sah, dass sie manchmal einfach vergaß, mich nach etwas zu fragen und eine Antwort abzuwarten und sich dann irgendwie Vorwürfe machte. Das konnte ich nicht leiden. Ich wollte nicht, das Belle sich schlecht fühlte, ich brauchte diese Fragen nicht und über die Antworten nachzudenken, war anstrengend.

„Ich sage dir, wenn ich was will", sagte ich plötzlich und Belle sah fragend zu mir auf, während wir noch immer im Fahrstuhl standen und ich über all das nachdachte. Es war anstrengend und ich wusste nicht, ob ich es mochte, so viel zu denken. Belle dachte gerne nach und ich stellte fest, dass es besser war, wenn sie das weiterhin tat. Was sollte es bringen, wenn zwei darüber nachdachten? Reichte dabei nicht einer? Wenn es so war, musste Belle dieser eine sein. Sie war schlauer als ich.

„Okay", meinte sie und schien dennoch etwas verwirrt zu sein. Ich war besser darin geworden ihr all das anzusehen. Ich wusste nicht warum, aber so war es. Ich wusste jetzt auch, dass ich ihr das genauer erklären sollte.

„Du musst mich nicht fragen, ob ich etwas will oder nicht. Ich sag es dir, wenn ich es nicht will. Du denkst nach und ich tue Dinge." versuchte ich es ihr zu erläutern und stockte ab und an dabei, weil ich nicht wusste, ob das die richtigen Worte waren. Aber ich benutzte sie dennoch, weil ich glaubte, damit gesagt zu haben, was ich sagen wollte. Sprechen war anstrengend.

„Oh. Ich dachte, es wäre so fairer. Dass ich dich frage, weil es so richtig ist", sagte sie und ich habe sie nie so unsicher gehört wie jetzt. Das gefiel mir nicht.

„Warum?", wollte ich wissen.

„Weil es das ist, was man in einer Beziehung tut. Entscheidungen gemeinsam treffen. Nicht nur einer", antwortete sie und ich wusste nicht, was ich mit den Begriff „Beziehung" anfangen sollte. Es gab sehr viele verschiedene „beziehungs-" Arten. Welche meinte sie?

„Hat sich die Beziehung geändert?", fragte ich und Belle sah zu mir hoch, als die Fahrstuhltür aufging und wir in die Etage ihrer Eltern eintreten.

Belle wollte den Mund aufmachen, sah dann aber, dass die Männer ihres Vaters uns anstarrten und zog mich zurück ins Treppenhaus, gleich neben den Aufzügen.

„Ja. Es hat sich etwas geändert Dimitri. Wir schlafen miteinander und haben gesagt, dass wir das mit sonst niemanden tun. Dann wohnen wir zusammen, planen eine Zukunft. Du bist mehr als nur mein Leibwächter oder ein Angestellter für mich. Wenn ich sage, dass wir eine Beziehung führen, will ich damit sagen, dass wir DIE Beziehung zueinander haben. Die, in der zwei Menschen zusammen gehören", erklärte sie mir und ich versuchte es zu erfassen. Der Sex hatte also die Beziehung verändert und sie zu etwas gemacht, dass Belle dazu bringt sich anders zu verhalten? Gefiel mir das? Ich wusste es nicht.

„Ich will nicht, dass sich etwas verändert, dass du dich veränderst. Es soll alles bleiben, wie es war. Mit dem Sex und das ich Dinge mag oder nicht. Dieses „Fair" ist anstrengend. Ich will das nicht", sagte ich und Belle sah zu mir auf und schien plötzlich erleichtert. Ich wusste nicht, warum sie lächelte und mich auf die Lippen küsste, aber sie tat es. Und ich wollte mehr Küsse.

„Das passt mir gut. Solange du das so willst, tun wir das so, aber wenn du es nicht mehr willst sagst du auch das, ja?", fragte sie und ich nickte. Dafür bekam ich noch ein Kuss und das machte mich glücklich.

Beta: Geany

SIEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt