Wiedererwartend

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Kapitel 32:

Belle

Ich konnte kaum fassen, dass mir das tatsächlich entgangen war und in dem Moment, wo mein Vater mir die Akte auf den Tisch knallte, in denen die Beweise für diese furchtbare Information lagen, wurde mir übel. Als wäre sie ein Haufen Fleisch von dem Blut tropfte. Das. Durfte. Nicht. Wahr. Sein. Das war verrückt und konnte unmöglich ein Zufall sein. Gerade wo ich Licht am Ende des Horizontes sah, ich kurz davor war, meine Freiheit zu bekommen, tat sich ein Abgrund in mir auf und drohte mich zu verschlucken. Ich konnte es nicht wirklich begreifen, es nicht verstehen und schon gar nicht wahrhaben.

„Ich fand es wirklich merkwürdig, das Ming sich nur seiner Ehre wegen für diesen Kampf entschlossen hatte. Er mag stolz sein, aber nicht so stolz, um dir eine solche Summe dafür zu geben. Er will dieses Viertel übernehmen, nicht sich mehr Konkurrenz heranziehen", begann mein Vater und ich schüttelte automatisch den Kopf. Dabei war das albern. Da, vor mir, lagen die Beweise. Alte vergilbte Akten, mit Namen und Geldbeträgen. Ich musste sie nur aufmachen und alles würde wahr sein.

„Ich bin keine Konkurrenz, ich will ein legales Geschäft und komme so mit seinem gar nicht in Berührung"

„Glaubst du das wirklich, Belle? Du bist meine Tochter. Die Bratwa ist deine Familie, ob du es nun willst oder nicht. Das Risiko, dass du dich eines Tages gegen ihn wenden könntest wäre viel zu groß, um dich einfach gewähren zu lassen. Das Four Sesion ist ein Traum, den du so nicht bekommen wirst, Liebling."

„Dein Vater hat recht, Belle. Dimitris erster Besitzer ist seither ein Sicherheitsrisiko und wir haben all die Jahre versucht seine Identität herauszubekommen, aber mehr als diesen Decknamen hatten wir nicht. Jetzt wissen wir, dass es sicher Ming ist. Bitte lass dich nicht auf diesen Kampf ein und halte Dimitri von ihm fern.", begann meine Mutter aber ich hörte ihre Worte kaum. Ich saß einfach nur da und spürte wie das Kartenhaus zusammenfiel, dass ich erbaut hatte. Auf Illusionen und dem Glauben, dass ich alles bedacht hatte. Wie falsch ich doch lag.

„Belle, ist mein Besitzer. Es gibt nur sie", erklang darauf Dimitris Stimme von der Ecke des Raumes und während es mich nicht wunderte, waren meine Eltern alles andere als begeistert davon, dass mein Haustier sich ungefragt meldete.

„Hast du ihn erkannt, als er mit Belle essen war?", fragte mein Vater und ich sah wie Dimitri den Kopf schüttelte.

„Nein. Er ist unwichtig" Dad schnaufte und wollte etwas sagen, doch meine Mutter legte eine Hand auf seine Schulter und hielt ihn so auf dem Sitz.

„Du hast ihn sicher nicht erkannt, weil du, nachdem er dich zurückgebracht hat, quasi überschrieben wurdest. Dennoch können wir nicht ignorieren, dass du die ersten Jahre deines Lebens auf ihn und nicht auf Belle geprägt worden bist. Wenn diese Konditionierung plötzlich hervorbricht, kannst du dich kaum dagegen wehren, du könntest sie verletzen", erklärte meine Mutter und Dimitri schwieg dazu. Was sollte er auch dazu sagen, meine Mutter hatte recht.

„Als würde diese Hohlbirne das verstehen, Nora. Belle, du darfst ihn nicht in den Kampf schicken. Das ist Wahnsinn"

„Ich kämpfe. Ich verliere. Ich höre nur auf Belle.", widerspricht er. So gut, wie er halt widersprechen kann. Dann aber drehe ich mich zu ihm um und betrachte ihn eingehend. Er starrt zurück. Er ist entschlossen zu kämpfen und sich sicher, dass er nicht mehr unter Mings Bann steht. Wenn er recht hat, würde mir eine Chance entgehen. Uns würde eine Chance entgehen und nur weil Ming Dimitris erster Beisitzer war, bedeutet das nicht, dass er tatsächlich Hintergedanken bei diesem Kampf hatte. Vielleicht war es Zufall, und wenn ich diesen Kampf absagte, würde ich damit nicht nur nichts gewinnen. Ich würde mir auch zwei Feinde machen. Vlad und Ming und dann würde das Problem mit Carl und Gear dennoch existieren. Das cleverste war es, am Kampf dennoch teilzunehmen und einfach mit einem Verrat zu rechnen und vorbereitet zu sein.

„Wenn ich den Kampf nicht wahrnehme, hilft es niemanden, aber wenn ich ihn bestreite, kann ich sehr viel gewinnen. Für uns alle. Ich vertraue Dimitri und da seine Konditionierung im Allgemeinen bröckelt, glaube ich auch nicht, dass er mir tatsächlich etwas tun würde. Selbst wenn er durch einen Zwang, der bereits vor Jahren begraben wurde, dazu aufgefordert werden würde." versicherte ich und meinem Vater fluchte heftig, aber meine Mutter tätschelte weiter seinen Unterarm, um ihn zu beruhigen.

„Wir werden dir einige Männer zur Seite stellen, falls etwas schiefgeht."

„Du verlässt dich auf einen Hund, Kind. Ist dir das klar?" fauchte mein Vater nach seinen ganzen Flüchen in meine Richtung und ich zuckte tatsächlich etwas zusammen. Wann hatte mich mein Vater das letzte Mal angeschrien? Das tat er in der Regel nur, wenn ich mich selbst gefährdete und in diesen Moment tat ich das und nahm es ihm dadurch auch nicht übel.

„Nein, ich verlasse mich auf meinen Mann, Dad. Ich kann nicht versprechen, dass es keine Probleme geben wird und bin Dankbar für eure Unterstützung, nur für den Fall. Aber es nicht zu riskieren, wäre einfach dumm."

Daraufhin sprang er so schnell auf, dass meine Mutter ihn nicht mehr davon abhalten konnte, raste auf Dimitri zu, packte ihn am Kragen und drückte ihn an die Wand. Obwohl ich genau sah, wie Dimitri seine Hände rechtzeitig anhob, um ihn abzuwehren, tat er das nicht. Er ließ bewusst zu, dass mein Vater ihn an die Wand pinnte wie ein Insekt und ihn so heftig anschrie, dass einige der Wachen meiner Eltern ins Zimmer gestürmt kamen, um zu sehen, was los ist.

„WENN DU IHR NICHT AUFS WORT GEHORCHST, WENNDU IHR ETWAS ANTUST, DANN WERDE ICH DICH IN STÜCKE SCHNEIDEN UND AN DIE RÄUDIGEN KÖTER VERFÜTTERN, DIE DICH GEZEUGT HABEN! VERSTANDEN, KÖTER?" brüllte mein Vater und immer noch wehrte sich Dimitri nicht, sah seinen Angreifer einfach nur an und sagte dann wohl genau das, was mein Vater hören wollte, sonst hätte er ihn nie losgelassen.

„Wenn ich Belle wehtue, dann verdiene ich Schlimmeres."

Beta: Geany

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