Begegnung

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Prolog - Teil 3

???

Sie haben sie Prinzessin genannt. In meinem Kopf bildete sich ein Bild zu diesem Wort, ein Bild das ich aus dem "Fernseher-Kasten" kannte, welcher bei den Menschen manchmal lief, und ich kam zu dem Schluss das es wohl wahr sein musste. Sie musste eine Prinzessin sein, denn ich war mir sicher nie zuvor ein so hübsches Mädchen gesehen zu haben. Sie trug weiß, ich habe noch nie jemanden gesehen der diese Farbe trug und ihre Haut leuchtete, war nicht bleich, wie bei all den anderen. Sie war etwas Besonderes, aber es waren ihre Augen, von denen ich nicht genug haben konnte. Gold. Edel, erhaben. Das war sie und sie wollte mich.

Sie sagen ich bin nicht gelungen und noch vor wenigen Stunden hatte ich die Menschen darüber sprechen hören, dass sie mich aufhängen wollten, wie die anderen nicht gelungenen. Sie sagen ich denke zu viel und ich lerne Dinge, die ich nicht lernen sollte. Die anderen Tiere scheinen tatsächlich nicht zu wissen was um sie herum geschieht, ich aber weiß es und manchmal wünschte ich mir, ich könnte sein wie sie, dann würden auch die Schmerzen aufhören. Vielleicht. Das wäre nicht sicher, denn ich sehe oft wie die Menschen nur zum Spaß den anderen Tieren wehtun. "Abhärten" nennen sie das, zu "Bestien" machen. Ein Tier muss zur Bestie werden, das war das Gesetz der Menschen. Ich sollte bereits eine Bestie sein und sie waren auch zu dem Schluss gekommen, ich sei eine, weil ich getötet habe ohne zu zögern, weil ich den Geschmack von Blut zu mögen begonnen habe. Dann war ich an meinen neuen Herren übergeben worden und dieser war unzufrieden mit mir. Ich sollte mehr tun als nur zu töten und Blut zu schmecken, ich sollte "vergewaltigen". Ich hatte nicht gewusst was das bedeutet und man hatte mir andere Mädchen gebracht, die mich "ficken" sollten.

Aber keine Mädchen wie die Prinzessin. Man nannte sie Frauen, der alte Herr nannte sie "Huren" und "Prostituierte". Ich habe sie gefickt, während der alte Herr zuschaute. Er mochte es zuzusehen, aber dann sollte ich "vergewaltigen". Es sei dasselbe, hat der alte Herr gemeint aber die Frau, etwas jünger als die "Huren", hatte geweint, geschrien und um Gnade gebettelt. Es war nicht das gleiche! Obwohl mein Herr das behauptete, war es nicht dasselbe und ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich tat das, was ich immer getan hatte, wenn jemand bettelte und heulte: Ich habe sie getötet. Ich habe meine Hände um ihren Hals gelegt und so lange zugedrückt bis ihr Herz aufgehört hat zu schlagen und sie hatte mir dabei in die Augen gesehen. Sie war dankbar gewesen.

Die meisten, den ich in die Augen sah, wenn ich sie tötete, sahen ängstlich aus, wollten leben, kämpften. Aber einige waren auch dankbar, weil sie wussten, dass es nun vorbei sein würde. Das ich sie "erlöste". Der alte Herr aber war außer sich vor Wut gewesen und an die darauffolgenden Tage kann ich mich kaum noch erinnern. Schmerz war alles, was ich fühlte. Schmerz und Wut auf den alten Herren, der nicht wollte, dass ich denke. Niemand wollte je, dass ich denke.

Und jetzt ist sie da. Sie sagt ich bin nicht gebrochen und bei ihr klingt es, als wäre es etwas Gutes. Die jungen Tiere, die kleinen Tiere, die hierhergebracht wurden, versuchte man zu "brechen". Davon sprachen die Menschen andauernd. Ich habe das nie verstanden und gewagt zu Fragen habe ich auch nie. Sprechen bedeutet Schmerz, wir sollten nur hören, nicht sprechen. Menschen sprachen, Tiere gehorchten, sagten sie immer.

Nun verstehe ich es, weil sie sagt, dass ich nicht "gebrochen" bin. Ich denke, alos bin ich nicht "gebrochen". Das muss es sein!

Der Mensch hinter der Prinzessin spricht von "engere Auswahl". Das habe ich noch nie gehört und erst nickt sie dazu, aber dann spricht der andere Mensch. Der Mensch, der viel bei uns Tieren ist und uns sagt, wir sollen uns gegenseitig abschlachten. Er spricht viel und der Mensch hinter der Prinzessin antwortet.

Dann sieht sie mich wieder an und sie lächelt. Ich habe noch nie einen Menschen lächeln sehen, nicht so zumindest. Als ich ein kleineres Tier war, hatte ich Angst vor dem Lächeln der Menschen, das bedeutete meistens Schmerz. Viel Schmerz oder das ich töten sollte. Ihr Lächeln ist anders. Es hat nichts Bösartiges an sich, dennoch versteife ich mich, weil ich gleich wieder Schmerzen fürchte zu erfahren. Aber es kommt nichts und ich empfinde auch Dankbarkeit. So wie die anderen Tiere die ich töte oder auch andere Menschen, wie diese Frau beim alten Herrn. Aber ich muss nicht sterben, ich will nicht sterben. Nicht wenn es bedeutet, die Augen für immer zu schließen und dass mein Körper zu den anderen geworfen wird neben unseren Schlafställen. Ich will sie wieder lächeln sehen.

"Ich will diesen hier haben!", sagt sie und zieht den großen Menschen an dem Ärmel. Erst jetzt registriere ich die anderen, die mit ihr gekommen waren. Ich hatte sie vorher bemerkt, aber nicht wirklich beachtet. Der kleine große Mensch sah aus wie die anderen Frauen, die ich bis jetzt gesehen hatte. Eine größere Version von der Prinzessin. Schön, anmutig, leuchtend, nicht wie die Huren-Frauen, die waren nie so hübsch gewesen. Der große Mensch war ein Herr, ein Mann, er war nicht hübsch. Er hatte eine Verletzung im Gesicht, die hässlich aussah, ich kannte einmal ein Tier, das eine ähnliche gehabt hatte und die Menschen, nannten ihn "hässlich" also musste er auch "hässlich" sein. Aber das schien die Prinzessin und die andere Frau nicht wirklich zu bemerken.

"Dad, ich will ihn!", forderte die Prinzessin und dann sah sie auch zur Frau hinauf, die ihr so ähnlich sah. Diese berührte den "Dad". Nicht so als würde sie ihn wehtun, wie ich es von Berührungen kannte, sondern "sanft". Ich wusste nur was passierte, wenn die Menschen hier "nicht sanft" waren. Manchmal sagten sie das und das bedeutete meistens, dass es Schmerzen würde. Diese Frau war nicht "nicht sanft", also musste sie "sanft" sein. Keine Schmerzen, sie berührte, ohne Schmerzen zu verursachen, dabei schien der Herr-Mensch, der Mann, auch ein Tier zu sein. Er sah so aus, wie eines. Konnte aus einem Tier ein Mensch werden? Würde die Prinzessin, wie die andere Frau, "sanft" sein?

"Sicher?", fragte die Frau noch einmal, nachdem sie mit dem ehemaligen Tier geredet hatte. Sie nickte und sah mich wieder an. Dan beugte sich die Prinzessin in meine Richtung. Ich nahm einen süßlich, fruchtigen Duft war, der einfach nur von ihr kommen musste. Ich hatte nie etwas Vergleichbares wahrgenommen, es war einzigartig und als ich begann zu verstehen, dass sie meine neue Herrin werden würde, verspürte ich zum ersten Mal Hoffnung.

Beta: Geany

>>Wie soll man den Verstand verlieren, 
wenn die Schmerzen einen zuvor
in den Wahnsinn getrieben haben?<<

-Seibold, Klaus

So, an der stelle bitte ich mal ganz lieb um Feedback. Wie gefällt euch Dimitri? Er ist nicht wie Alec, ich hoffe das ist okay. Und wie findet ihr Belle und vor allem: Was von Nora udn Alec als Eltern? 

Am Ende von ER kamen einige Nachrichten, dass sie die Schwangerschaft unpassend fänden, weil es so gar nicht zu den beiden passt und ich kann das nachvollziehen. Aber wenn man sich ein leben aufbaut brauchen selbst Killer einen Lebenszweck, oder nicht?

SIEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt