Bones and Blood

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Kapitel 6

Belle

Das Bones and Blood ist so vollgestopft, wie es an einem Freitag um diese Uhrzeit üblich war. Denn ob man es glaubte oder nicht: die Mafiosi, die es sich leisten konnten, gönnten sich tatsächlich so etwas wie ein freies Wochenende von ihren kriminellen Machenschaften, wie der Rest der normalen Moskauer Bevölkerung auch. Die scheinbare Normalität darin war geradezu grotesk, wenn man bedachte, wer sich hier alles versammelt hatte, um eine erfolgreiche Arbeitswoche voller Mord, Zuhälterei und illegalen Geschäften ausklingen zu lassen: Oligarchen, korrupte Polizisten, die bereits erwähnten Mafioso und einige Politiker, die den Zusatz „korrupt" nicht wirklich brauchten, um deutlich zu machen, dass sie sich eher in zwielichtiger Gesellschaft herumtrieben. In Russland gehörte das quasi mit zum Beruf. Im Bones and Blood waren sie alle willkommen und sie alle bekamen wonach ihnen der Sinn stand. Neben einer ganzen Menge chemischen Substanzen, die ganz offen konsumiert wurden und mehr Alkohol als irgendeiner von diesen Bastarden vertragen konnte, war aber der Hauptgrund für die Beliebtheit des Bones und Blood eine ganz andere Droge: Gewalt. Zu sagen, dass die russische Unterwelt vollkommen verroht war, wäre eine maßlose Untertreibung. Gerade an Orten wie diesem zeigte sich, wie absolut barbarisch gerade die Männer waren, die sich in so einen zivilisierten Anzug zu quetschen pflegten.

Hier waren sie keine Geschäftsleute mehr, wie sie sich gerne bezeichneten. Hier waren sie nach Blut lechzende Irre, die an der umzäunten Arena standen und die darin kämpfenden Männern anbrüllten, sie sollen fester zuschlagen und brutalere Stöße ausführen. Sie wollten mehr vergossenes Blut, und noch mehr zersplitterte Knochen sehen. Das Bones and Blood trug seinen Namen schließlich nicht ohne Grund.

Vier große Bildschirme an der Decke, rund um die Arena, zeigten makabere Wetteinsätze, nicht nur darauf welcher der Kämpfer letztendlich gewann, sondern auch darauf welche Verletzungen sich die Männer gegenseitig zufügten. Die Anzahl gebrochener Rippen, offener Brüche und natürlich die Todeswahrscheinlichkeit, dessen Wert den gesamten Kampf über schwankte.

Aber solange auf diesem Bildschirm nicht Dimitris Name stand, interessierten mich die Wetten kaum. Im Gegensatz zu der leicht bekleideten Frau, die sich hektisch durch die verschwitzten und stinkenden Männer ihren Weg bahnte, um mir mein Getränk zu bringen, denn von der Höhe der Gewinne hing auch ihr Trinkgeld ab. Nicht, dass diese Frauen hier einen zusätzlichen Anreiz brauchten, um mir schnellstmöglich meine Bestellung zu bringen: Cola mit einer Scheibe Zitrone, kein Alkohol, keine Drogen. Es kümmerte zwar niemand wie alt ich war, aber ich hasse es betrunken oder High zu sein und ich fand diesen gesamten Ort dermaßen widerlich, dass ich sowieso keinen Genuss daran finden würde, wenn es anders wäre. Aber dank der Flutlichter, die direkt auf die Arena gerichtet waren und der Nähe meiner privaten Loge zu ihr, war es hier noch heißer als zwischen all den bedeutungslosen Leuten auf den billigen Stehplätzen am Zaun und ich hatte Durst.

Hitze machte mir nichts aus, ganz im Gegenteil, ich war ein richtiges Sommermädchen im Gegensatz zu den meisten Russen und deswegen hielt ich es auch länger als die wenigen anderen Frauen hier drinnen aus, bevor ich meinen Mantel auszog und damit für mehr als ein paar gaffende Blicke bei den Männern sorgte.

Es war nie nötig gewesen mir zu sagen, dass ich schön war. Meine Haut besaß diesen goldenen Schimmer, der gerade so modern hier in Moskau war. Meine großen goldenen Augen zusammen mit meinem dicken, schwarzen Haar, war in einer Stadt voller blauäugiger, wasserstoffblonden Barbies eine echte Rarität und mein Körper tat sein übriges. Ich war nicht besonders groß, in Gegensatz zu all den Russinnen, allerdings auch nicht so dünn. Sowohl meine üppige Oberweite als auch mein runder Hintern brachte mir mehr Blicke ein, als ich für angenehm hielt. Ich war eben die heiße Latina mit dem Schmollmund und damit quasi exotisch genug um Männer wie der Kuchen die Fliegen anzuziehen.

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