Kapitel 2

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Am nächsten Tag

Mein Kopf dröhnt, als ich am nächsten Morgen aufwache. Das helle Sonnenlicht, das durch die offenen Vorhänge auf mein Gesicht scheint, macht die Situation nicht besser.

Stöhnend drehe ich mich auf die andere Seite und möchte am liebsten weiterschlafen, doch anstatt auf eine leere Betthälfte zu schauen, schaue ich in das Gesicht eines schlafenden Mannes.

Sofort steigt mein Puls in die Höhe und ich merke, wie mein Herz stark gegen meine Brust klopft. Ganz vorsichtig drehe ich auf den Rücken und schaue mich in dem Zimmer um.

Außer dem großen Bett, indem ich liege, steht sonst nur ein Kleiderschrank in dem Raum. Mehr kann ich nicht sehen. Außer ein kleines Chaos, denn ich erkenne, dass meine Klamotten im ganzen Raum verteilt liegen.

Ich lasse mich wieder in das Kissen sinken. Ich denke an die vergangene Nacht zurück und was passiert war.

Ziemlich schnell waren Martin, genau, so heißt er, schwirrt es mir plötzlich durch den Kopf, und ich an die Theke gegangen.

Wir tranken, lachten und vor allem gab es eine gewisse Anziehung zwischen uns, die sich bemerkbar machte, weil wir kaum die Finger voneinander lassen konnten.

Theresa kam ein paar Minuten später zu mir und verabschiedete sich von mir. Und vor allem wünschte sie mir mit einem frechen Grinsen noch viel Spaß.

Es tat mir leid, dass ich sie alleine ließ und ich wollte schon mitkommen, aber sie wehrte sich und meinte nur, dass Malte sie abhole.

Kurz darauf gingen auch Martin und ich. Ich ließ mich einfach von ihm in ein Taxi ziehen. Ich wehrte mich nicht, denn ich wollte es auch gar nicht anders. Ich wollte mit ihm mit und ich wollte vor allem ihn. Den Unbekannten, der mich einfach so angetanzt hatte.

Bei Martin angekommen, er hatte noch nicht mal richtig die Wohnungstür aufgeschlossen, fielen wir schon wie ausgehungerte Raubtiere übereinander her.

Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch, als sich Martin neben mir umdreht und ich nun seinen Rücken vor mir habe. Lange, noch rote Kratzer ziehen sich über seine Schulterblätter und zeugen davon, dass zumindest ich meinen Spaß hatte.

Die Gedanken an die vergangene Nacht und wie ich vor allem Butter in Martins Hände war, lassen meine Hormone verrückt spielen. Ich hatte tatsächlich für eine zu lange Zeit keinen Sex mehr gehabt.

Bevor ich nochmal über ihn herfalle, gehe ich jetzt lieber, denke ich mir und schwinge mich langsam aus seinem Bett.

Wie eine Katze schleiche ich durch sein Zimmer und suche meine Klamotten zusammen. Mein Kleid finde ich achtlos auf dem Boden in der Nähe der Tür, mein BH liegt direkt vor dem Kleiderschrank. Nur eins kann ich nicht finden, genau, mein Höschen.

Ich überfliege mit meinem Blick mehrmals das Zimmer, aber nirgendwo kann ich es finden.

Egal jetzt, schwirrt es durch meinen Kopf, Höschen hin oder her. Du verschwindest jetzt Luisa. Was du jetzt nicht gebrauchen kannst, ist ein peinliches Gespräch mit deinem Verflossenen.

Ich ziehe mir schnell meinen BH und mein Kleid über und öffne die Tür, um in einem Flur zu stehen. Kurz vor der Haustür finde ich noch meine Handtasche und meine Schuhe. Da in meiner Handtasche alles wichtige vorhanden ist, öffne ich kurz darauf die Haustür und verschwinde.

Noch im Treppenhaus auf dem Weg nach unten hole ich mein Handy aus meiner Tasche und wähle die Nummer von Malte.

Theresa würde wahrscheinlich selbst noch schlafen, immerhin ist es erst kurz nach 9 am Morgen. Aber eine Abholung wäre schon ganz nett. Denn ich trage immer noch das Kleid von gestern und viel schlimmer, kein Höschen drunter. Damit Bahn zu fahren ist mir dann doch zu riskant.

"Und wo soll ich dich abholen", lacht Malte nach kurzer Zeit ins Telefon.

Auch wenn Malte der Verlobte von meiner besten Freundin ist, war er trotzdem schon immer wie ein großer Bruder für mich.

Den hatte ich tatsächlich zwar auch selber, aber Malte kam sehr nah an meinen Bruder Elias ran.

Ein Grund dafür ist einfach, dass Malte schon so lange mit Theresa zusammen ist. Und seitdem kenne auch ich ihn.

"Ich muss erstmal schauen, wo ich bin. Ich sende dir gleich den Standort", krächze ich ins Telefon. Mein Hals ist staubtrocken.

"Gut dann bis gleich." Und schon hat Malte aufgelegt.

Auf der Straße schaue ich mich erstmal um und entscheide mich dann nach rechts zu gehen. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, möchte aber auch nicht einfach den Standort von Martins Wohnung versenden. Am Ende steht er noch auf und sieht mich.

Ich komme an einem kleinen Park vorbei und entscheide mich kurzer Hand dort auf Malte zu warten. Ich sende ihm also meinen Standort und tatsächlich hupt mich eine viertel Stunde später ein Auto an.

"Will ich's wissen", fragt Malte lachend, als ich völlig fertig in sein Auto steige.

Ich schaue ihn gespielt mit einem Todesblick an, muss dann aber auch grinsen. "Du erfährst es doch eh von Theresa. Die fragt mich nachher bestimmt noch aus."

Malte stimmt mir daraufhin zu und fährt los.

Zuhause angekommen möchte ich so schnell wie möglich einfach nur schlafen, aber kaum habe ich die Wohnungstür aufgeschlossen, steht mein Bruder Elias im Türrahmen und schaut mich schief an.

"Na, wo kommst du denn her?", grinst er mich frech an. So sehr ich meinen Bruder auch liebe, manchmal verteufle ich es einfach, dass wir zusammen in einer Wohnung wohne.

"Von Theresa", lüge ich. Auch wenn Elias immer mal Mädels mit in unsere Wohnung nimmt, muss er nicht wissen, dass ich heute Nacht woanders geschlafen habe. Oder eher gesagt, dass ich mit jemand anderes geschlafen habe.

"Hattet ihr wenigstens Spaß", redet er weiter und sein Grinsen wird nur noch größer. Er weiß, dass ich ihn anlüge. Das merke ich alleine schon an seinem Gesichtsausdruck.

"Ja, hatten wir", sage ich und strecke ihm danach die Zunge raus. Ich gehe an ihm vorbei. Gelogen habe ich mit dieser Antwort ja tatsächlich nicht. Theresa und ich hatten Spaß. Nur danach hatte ich auch noch Spaß mit Martin.

Da Elias nicht weiter nachfragt, gehe ich in mein Zimmer und lasse mich sofort auf mein Bett fallen.

Meine Gedanken schweifen wieder zur vergangenen Nacht. Hätte ich meine Nummer hinterlassen sollen, schwirrt es durch meinen Kopf, doch ich finde schnell eine Antwort darauf.

Nein, es war richtig, dass du einfach so gegangen bist. Es war eine einmalige Sache. Du wirst ihn wahrscheinlich eh nie wieder sehen, rede ich mir in Gedanken zu.

Hätte ich da mal gewusst, dass ich Martin schneller wiedersehen werde, als gedacht.

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