Mit verheulten Augen blicke ich auf und sehe Martin, der am Steuer eines schwarzen Autos sitzt und zu mir schaut.
Ich sage nichts, sondern schaue ihn nur kurz an, um dann wieder auf mein Handy zu schauen.
Immer noch keine Nachricht von Elias, schwirrt mir durch den Kopf, doch Martin holt mich aus meinen Gedanken.
"Luisa, ist alles in Ordnung?", fragt er mich und kniet vor mir auf dem Boden.
Ich schaue mir Martin genauer an. Er sieht schick angezogen aus. Weiße Sneaker, gute Hose und Poloshirt, darüber eine schwarze Jacke.
In seinem Blick liegt Besorgnis.
"Ich will nach Hause", antworte ich ihm einfach nur. Ich habe gerade keine Lust irgendwas zu erklären. Ich möchte einfach nur hier weg und das so schnell wie möglich.
Martin dreht sich kurz um und schaut zu seinem Auto. Auch ich blicke auf und sehe, dass er nicht alleine unterwegs ist, sondern noch eine weitere Person im Auto sitzt.
Er schaut wieder zu mir und nimmt meine Hand in seine.
"Ich fahre dich nach Hause. Komm, steh auf", sagt er einfühlsam zu mir und zieht mich auf meine Beine.
Martin zieht seine Jacke aus und gibt sie mir, damit ich sie anziehen kann. Als wir die paar Schritte zum Auto laufen, steigt Kevin Trapp aus der Beifahrerseite aus.
"Du kannst dich nach vorne setzen", sagt er und schaut mich mit einem sachten Lächeln an.
Ich nicke ihm dankend zu und lasse mich in das bequeme Leder des Sitzes sinken. Martin macht sofort die Sitzheizung an, damit mir warm wird. Denn auch wenn ich seine Jacke trage, ist mir immer noch ganz schön kalt und ich zittere.
Die Stimmung im Auto ist bedrückend. Niemand redet etwas, nur das Radio läuft leise im Hintergrund. Ich schaue aus dem Fenster. Ich weine mittlerweile nicht mehr, aber ich merke, wie ich mich nach und nach immer ekliger fühle. Ich möchte einfach nur noch aus diesen Klamotten raus und mich am liebsten unter die Dusche stellen.
Nach kurzer Zeit hält Martin vor einem Wohnungskomplex und Kevin verabschiedet sich mit einem kurzen "Bis dann".
Martin fährt nicht sofort weiter, sondern schaut mich an.
"Luisa?"
"Hm?"
"Wo soll ich dich hinfahren", fragt er und legt seine Hand auf meinem Oberschenkel ab. Ich zucke bei der Berührung kurz zusammen und merke, wie mir schon wieder die Tränen in die Augen steigen.
Mit glasigen Blick schaue ich zu Martin und zucke einfach nur mit den Schultern.
"Da ich nicht weiß, wo du wohnst, fahre ich jetzt zu mir, wenn das okay ist?" Martin spricht vorsichtig und mit ruhiger Stimme.
"Ist in Ordnung", antworte ich ihm und lasse meinen Kopf wieder gegen die Fensterscheibe sinken. Mir fällt es immer schwerer, meine Augen offen zu halten. Immer wieder fallen meine Augenlider zu, bis ich letztendlich einschlafe und erst wieder aufwache, als mich Martin weckt.
"Luisa, wir sind da", flüstert er und rüttelt leicht an mir.
Ich reibe mir durch die Augen und öffne schließlich die Autotür. Martin hat in einer Tiefgarage geparkt. Er führt mich in ein Treppenhaus, wo wir in die dritte Etage laufen und schließlich vor einer weißen Tür anhalten.
"Geh geradeaus durch ins Wohnzimmer", sagt Martin zu mir, nachdem er die Tür aufgeschlossen hat.
In Martins Wohnung sieht es noch genauso aus, wie als ich vor ein paar Wochen einfach so gegangen bin. Aber was soll sich in den wenigen Wochen auch großartig verändern.
Ich setze mich auf Martins Sofa und streife mir erstmal meine Schuhe von den Füßen. In Martins Wohnung ist es wohlig warm, aber dennoch lasse ich seine Jacke an. Einfach weil ich das Gefühl habe, dass es mich ein wenig beruhigt.
Mit einer Tasse Tee kommt Martin ins Wohnzimmer und setzt sich zu mir.
"Willst du mir erzählen, was passiert ist", fragt er vorsichtig und reicht mir die Tasse.
Ich nehme einen Schluck und anstatt auf seine Frage zu antworten, bleibt mein Blick auf der Uhr hängen, die gegenüber von mir an der Wand hängt.
Halb vier, genauso fühle ich mich auch, denke ich mir und ich fange passend an zu gähnen.
Der Abend ist nervenaufreibend gewesen und vor allem auch kräftezehrend. Nicht nur der viele Alkohol, den ich getrunken habe, sondern vor allem auch Lennard hat mir meine Energie geraubt.
"Können wir morgen darüber reden", frage ich nach und schaue zu Martin.
Auf sein Gesicht schleicht sich ein leichtes Lächeln. "Natürlich. Willst du duschen gehen? Vielleicht fühlst du dich dann wohler und wärmst dich ein bisschen auf."
"Das wäre nett."
*Martins Sicht*
Während Luisa unter der Dusche steht, suche ich in meinem Schrank nach einer weiteren Decke und einem Kissen, damit ich auf dem Sofa schlafen kann.
Ich weiß nicht, was ihr passiert ist, aber alleine, dass sie vorhin im Auto bei meiner Berührung so zusammengezuckt ist, zeigt mir, dass es nichts gutes gewesen sein kann.
Deswegen werde ich heute auch auf meinem Sofa schlafen. Ich will ihr nicht zu nahe kommen, wenn eine einzelne Berührung schon zu viel gewesen ist.
Ich hoffe für Luisa, dass ihr Verhalten nichts mit dem Typ zu tun hat, mit dem sie im Club an der Theke saß.
Kevin, ich und noch ein paar andere aus dem Team sind auch da gewesen. Kevin hatte sie irgendwann in der Menschenmenge entdeckt und mir bescheid gesagt.
Ich habe sofort Eifersucht verspürt, als ich sie mit dem Mann gesehen habe und als die beiden dann auch noch verschwunden sind und ich sie im Club nicht mehr gesehen habe, wurde das Gefühl nicht weniger.
Als Kevin und ich dann aber gegen halb drei gegangen sind und ich sie auf der Bank an der Bushaltestelle sitzen sah, war die Eifersucht wie weggeblasen.
Und jetzt bin ich einfach nur froh, dass ich genau an dieser Bushaltestelle vorbeigefahren bin und Luisa jetzt bei mir ist. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre.
Ich höre wie Luisa das Wasser ausstellt und kurz danach steht sie im Wohnzimmer.
Ihre Haare hängen nass auf ihren Schultern und man sieht ihr an, dass sie einfach nur noch schlafen möchte. Dass sie viel zu große Klamotten von mir trägt, lässt ihr Erscheinungsbild nicht besser aussehen.
"Du kannst in meinem Bett schlafen. Ich schlafe hier", sage ich zu ihr und lächle sie an.
"Danke Martin, wirklich."
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Ein Schuss ins Herz
FanfictionNach einer anstrengenden Frühschichtwoche lässt sich die 21-jährige Kinderkrankenschwester Luisa beim Feiern gehen auf ihren ersten One Night Stand ein. Als sie ihre Bettgeschichte ein paar Tage später aber bei einem offiziellen Pressetermin mit Ei...