Kapitel 6

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"Wie du hast mit Martin Hinteregger geschlafen?", wiederholt meine beste Freundin Theresa viel zu laut, was ich gerade gesagt habe.

Eindringlich schaue ich sie an, mit der Bitte nicht zu laut zu reden, denn wir sind in einem Café in der Frankfurter Innenstadt.

Es ist viel los. Jeder Tisch ist belegt und was ich jetzt nicht gebrauchen kann, sind fragende Gäste, die an den Tischen neben uns sitzen.

"Das war der Blonde aus dem Club?"

Ich nicke. "Ja und deshalb war ich ja auch so geschockt, als er gestern plötzlich vor mir stand." Der Schock hielt auch noch den ganzen vergangenen Tag an, denn was er als letztes gesagt hat, ging mir nicht mehr so schnell aus dem Kopf.

'Aber es war einer der besten, den ich je hatte', hatte er gesagt. Immer wieder wiederholte ich den so einfachen und kurzen Satz.

Er hatte mich umgehauen und Martin ist danach einfach gegangen. Er ließ mich in dem Zimmer einfach zurück und verschwand kurz darauf auch mit seinen Teamkollegen.

Ich konnte mich stattdessen meine restliche Schicht kaum noch konzentrieren, sodass ich früher gegangen bin, weil zum Glück nicht viel los war.

Theresas Grinsen wird immer breiter, als ich ihr erzähle, was er als letztes zu mir gesagt hat.

"Oh mein Gott! Luisa, der will dich sowas von wieder sehen. Das passiert doch am Samstag, oder?"

Doch ob Martin mich wieder sehen möchte, da bin ich mir gar nicht so sicher. Immerhin hat er in diese Richtung keinerlei Anspielungen gemacht, außer dass er gefragt hat, warum ich so früh schon gegangen war.

"Ich weiß nicht, was am Samstag alles abgeht. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt hingehen soll", teile ich Theresa mit, die mich nur ungläubig anschaut.

Die Fakten hinter meinen Überlegungen sind aber, dass es mir gestern sehr unangenehm war, Martin wieder zu sehen. Ich wusste überhaupt nicht, wie ich mich verhalten sollte. Es war mir irgendwie peinlich und das machte die Situation nicht besser.

"Was redest du da? Du musst da auf jeden Fall hingehen. Vielleicht läuft ja nochmal was." Theresa wackelt vielversprechend mit ihren Augenbrauen und schlürft danach an ihrem Kaffee.

Die 21-Jährige bringt mich manchmal wirklich um den Verstand.

"Hör auf sowas zu sagen. Das war einmalig. Jetzt aber mal was anderes: Wie läuft es mit deinem Studium", probiere ich vom Thema abzulenken.

"Ich weiß, dass du ablenkst", antwortet Theresa und muss ein wenig lachen. "Aber da du schon nachfragst: Sehr gut. Es ist immer noch genau das, was ich machen will. Wir sind in letzter Zeit sehr viel im Labor und das ist wirklich das beste am ganzen Studium."

Theresas Gesicht ziert mittlerweile eine großes Lächeln. Es macht mich froh, dass meine beste Freundin so zufrieden ist mit ihrem Studiengang.

Sie studiert Biochemie hier in Frankfurt an der Goethe Universität, auch wenn sie gar nicht so aussieht. Theresa sieht schon manchmal aus wie das typische Modepüppchen, aber in ihrem Kopf gibt es mehr als nur Gedanken über die neusten Schuhe oder Handtaschen.

Schon in der Schule war sie sowohl in Biologie als auch in Chemie sehr gut gewesen. Ich konnte es nie verstehen, denn die Fächer waren mir immer zu hoch.

Generell war Theresa immer besser als ich in der Schule. Ihr fiel es einfach leicht, während ich mich abgeackert habe. Aus diesem Grund habe ich auch nach der zehnten Klasse hingeschmissen und die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester angefangen.

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