Ein Schuss ins Herz

Kapitel 12

Martins Sicht

"Was hast du denn gemacht Martin?", fragt mich Timothy als erster, als ich in die Kabine komme und zu meinem obligatorischen Sitzplatz laufe.

"Ist echt so. Du siehst richtig fertig aus", sagt nun Filip.

So wie ich aussehe, fühle ich mich auch. Nachdem Luisa vorhin abgeholt wurde, wollte ich mich nochmal kurz aufs Ohr hauen, aber ich bekam sie einfach nicht aus meinen Gedanken.

Da ich meinen Teamkollegen eigentlich nicht erzählen will, was gestern Nacht vorgefallen ist, antworte ich erstmal nicht.

Und ich habe Glück, denn Kevin springt mir unter die Arme.

"Ihr wart ja auch nicht mit feiern. Dann säht ihr auch so aus."

Mein Blick geht zu Kevin und ich schaue ihn dankbar an. Von ihm kommt ein Lächeln zurück.

Ich bin froh, dass er mir zur Seite gesprungen ist, denn ich hätte nicht gewusst, was ich antworten soll. Die Nacht mit Luisa hängt mir immer noch nach. Ich kann es auch einfach nicht verstehen, wie ein Mann einer Frau so etwas antun kann.

Wie man ein 'Nein' einer Frau nicht akzeptieren kann.

Natürlich hätte auch noch schlimmeres passieren können. Aber ich bin ehrlich: Ich möchte gar nicht wissen, wie es Luisa dann gegangen wäre. Sie war heute Nacht und auch heute Morgen so fertig und das hat man ihr auch angesehen.

Die ganze Sache hat sie ganz schön mitgenommen und ich kann es auch voll und ganz verstehen.

"Aber warum sieht Kevin dann fitter aus, als du Martin?", fragt Timothy mit seinem typischen Grinsen im Gesicht weiter.

"Jungs, hört sich zwar dumm an, aber ich bin auf meinem Sofa eingeschlafen und da liegt man echt nicht bequem", antworte ich und im Grunde ist es ja die Wahrheit.

Ich habe auf meinem Sofa geschlafen, aber vollkommen freiwillig, weil Luisa in meinem Bett lag.

*Nach dem Training*

Mit meinem Rucksack auf dem Rücken laufe ich gerade die Treppe zur Tiefgarage runter. Das Training hat nicht sonderlich lange gedauert.

Das tut es aber auch meistens nicht direkt am Tag nach einem Spiel. Morgen geht es allerdings schon weiter und dann wird es auf jeden Fall länger dauern.

Wir treffen uns bereits um 9 Uhr und gehen mit dem Trainerteam und den Analysten die guten und schlechten Dinge des gestrigen Spiels durch. Danach geht es sofort auf den Platz, um die neuen Ansätze umzusetzen und nachmittags findet eine weitere Einheit sowohl im Kraftraum als auch auf dem Trainingsplatz statt.

Es ist zwar anstrengend, aber ich darf mich nicht beschweren.

Ich lebe ein überaus privilegiertes Leben, spiele eigentlich den ganzen Tag nur Fußball und bekomme dafür ein Gehalt, was unverschämt hoch ist.

"Martin, warte mal", höre ich plötzlich Kevin rufen und drehe mich zu seiner Stimme um.

Ich bin bereits in der Tiefgarage angekommen und laufe zu meinem Auto, doch er öffnet gerade erst die schwere Tür und kommt auf mich zugelaufen.

"Was war gestern mit Luisa? Hast du etwas aus ihr herausbekommen?"

"Ja, sie hatte nicht die beste Begegnung mit dem Mann, der mit ihr an der Bar saß", antworte ich einfach nur und setzen mich wieder in Bewegung.

Ich möchte nicht zu viel erzählen. Immerhin ist es nicht mir passiert, sondern Luisa und ich glaube es wäre nicht richtig, Kevin jetzt die ganze Geschichte zu erzählen.