Ich wünsche euch allen ein sonniges Wochenende (:
+++
Martins Sicht
"Martin, was soll das? Musst du so draufgehen?", schreit mich unser Trainer Adi Hütter von der Seitenlinie an.
"Wir sind hier immer noch nur im Training."
Schnaufend bleibe ich stehen und schaue zurück.
Timothy, den ich gerade umgegrätscht habe, liegt auf dem Rasen und schaut mich entgeistert an.
Auch der Rest des Team blickt zu mir.
Timothy setzt sich auf, während ich zu ihm laufe. Er fasst sich an seinen Knöchel, doch es scheint alles gut zu sein.
"Sorry, nicht mein Tag heute", entschuldige ich mich bei ihm und ziehe ihn wieder auf seine Beine.
Erst jetzt realisiere ich, was ich gerade gemacht habe. Ich hätte Timothy mit meiner Grätsche verletzen können. Es war nämlich keine einfache Grätschen, mit der ich den Ball berühre.
Nein, ich habe schon gemerkt, dass ich nicht an den Ball kommen werde, habe aber trotzdem angesetzt und mit voller Wucht Timothys Knöchel getroffen. Zum Glück scheint nichts weiteres passiert zu sein.
"Das merke ich", murmelt mein Mitspieler nur und joggt wieder auf seine Position.
Ich höre noch "Timmy, du gehst nachher mal zu den Ärzten" von unseren Trainer sagen. Er will also auf Nummer sicher gehen.
Zwanzig Minuten später beendet Adi das Training und wir trotten alle in die Umkleide.
Ich beeile mich beim Duschen und beim Umziehen, denn ich möchte einfach nur noch nach Hause und mit meiner schlechten Laune alleine sein.
Doch natürlich hält mich Kevin auf dem Weg zu meinem Auto auf.
"Willst du mir erzählen, warum du so schlecht drauf bist?", fragt er sofort und geht einen Schritt schneller, um mit mir mitzuhalten.
Ich schnaube ein wenig. Eigentlich habe ich gerade keine Lust drauf, aber ich weiß, dass Kevin nicht locker lassen wird.
"Nicht hier, lieber bei mir", antworte ich ihm und er nickt.
"Dann bis gleich", fügt er noch hinterher.
Kurze Zeit später schließe ich meine Wohnungstür auf und Kevin folgt mir ins Innere.
Er setzt sich auf mein Sofa und schaut mich erwartungsvoll an, als ich mich mit zwei Kaffees zu ihm setze.
Ich nehme einen Schluck, stelle die Tasse auf meinem Couchtisch ab und fange dann einfach an zu reden.
"Ich habe gesehen, wie Luisa einen anderen geküsst hat."
Kevins Augen weiten sich und es sieht so aus, als wolle er etwas sagen, aber ich rede weiter.
"Klar, wir sind nicht zusammen. Sie kann machen, was sie will. Aber keine Ahnung. Ich weiß nicht, was ich denken soll."
Ich lasse mich gegen die Lehne des Sofas fallen und verschränke die Arme vor der Brust.
"Wo hast du sie denn gesehen?", fragt Kevin nun.
"Gestern vorm Krankenhaus. Und es war zu 100 Prozent Luisa. Ich bin mir sicher. Ich wollte sie eigentlich nach ihrer Schicht überraschen und habe vorm Eingang auf sie gewartet. Und dann stehe ich da und sehe, wie sie zu einem anderen läuft und ihn küsst."
"Ich habe sie gar nicht so eingeschätzt." Kevin schaut mich mitleidig an und fügt hinzu: "Aber wenn es doch eine Erklärung dafür gibt? Du hast wahrscheinlich noch nicht wieder mit ihr geredet?"
Ich schüttle meinen Kopf. Luisa hat mir ja gestern Nachmittag kurz nachdem ich vom Krankenhaus abgehauen bin, eine WhatsApp geschrieben.
Sie habe spontan Zeit bekommen und wollte mich fragen, ob ich auch Zeit hätte.
So erzähle ich es auch Kevin: "Nein, sie hat mir aber gestern aber geschrieben, dass sie spontan Zeit hätte und ob es bei mir auch so wäre. Das verstehe ich halt nicht. Erst knutscht sie den Typ ab und dann fragt sie, ob ich Zeit habe."
Ich raufe mir durch meine Haare.
"Vielleicht war es echt nur ein Missverständnis. Hast du ihr geantwortet?"
Ich schüttle ein weiteres Mal meinen Kopf. "Nein. Ich war so wütend und gleichzeitig enttäuscht. Wütend auf mich, dass ich etwas für Luisa empfinde, aber sie anscheinend nicht für mich. Und enttäuscht, dass sie nicht nur mich am Start hat, sondern so wie es aussieht mehrere."
Kevin seufzt und lehnt sich wie ich ebenfalls gegen die Sofalehne.
Wir sagen beide nichts und hängen unseren Gedanken nach, als plötzlich mein Handy klingelt.
"Wenn man von ihr spricht", murmelt Kevin und schaut auf mein Handy.
Luisas Name steht auf dem Display.
"Willst du nicht rangehen?"
Ich schüttle meinen Kopf. "Nein, ich muss erstmal meine Gedanken sortieren."
Bevor ich Luisa auf den Kuss anspreche, muss ich in meinem Kopf erstmal Ordnung schaffen. Ich will in meiner ganzen Emotionalität nicht etwas Falschen sagen und sie am Ende verletzen.
"Aber warte nicht zu lange. Sie wird sich auch ihre Gedanken machen, wenn du nie antwortest. Denn mein Bauchgefühl sagt mir, dass hier ein Missverständnis zwischen euch steht."
Ich nicke. Das gleiche hat auch meine Schwester Christina gestern am Telefon zu mir gesagt.
Ich hatte sie sofort angerufen, als ich nach Hause gekommen bin.
Ich habe Christina gestern das erste Mal von Luisa erzählt, aber ich glaube sie hat gemerkt, dass sie mir schon sehr wichtig ist.
Sie hat mir bestimmt eine halbe Stunde einfach nur zugehört, als ich ihr alles von Luisa und mir erzählt habe, bevor sie etwas dazu gesagt hat.
Ihre Erklärung war ähnlich wie Kevins: Es muss ein Missverständnis sein, denn so wie es sich anhört, mag Luisa auch dich.
Ich hoffe nur, dass es auch ein Missverständnis ist.
DU LIEST GERADE
Ein Schuss ins Herz
FanfictionNach einer anstrengenden Frühschichtwoche lässt sich die 21-jährige Kinderkrankenschwester Luisa beim Feiern gehen auf ihren ersten One Night Stand ein. Als sie ihre Bettgeschichte ein paar Tage später aber bei einem offiziellen Pressetermin mit Ei...