"Luisa, du weißt, dass nachher die Fußballer vorbeikommen?", fragt mich meine Arbeitskollegin Miriam während unserer Frühstückspause.
Wir sind heute im Frühdienst eingeteilt und schon seit halb fünf auf den Beinen. Mittlerweile ist es kurz vor 9 und somit stand die erste Pause auf unserem Plan.
Zum Glück haben wir heute nicht so viel zu tun. Miriam und ich arbeiten auf der Station für Neonatologie - also auf der Station für Frühgeborene. Es ist für mich immer wieder ein Wunder, wie zu frühgeborene Babys überleben und was wir alles dafür tun können.
Es macht mich stolz, aber wir sind auch häufig mit dem Tod konfrontiert. Denn so gut unsere Ausstattungen und Möglichkeiten im Krankenhaus auch sind, manche Kinder sind einfach zu schwach oder zu krank, sodass auch wir nichts mehr machen können.
"Stimmt, hatte ich schon wieder vergessen. Um was geht es da?", frage ich nach und beiße in mein belegtes Brötchen.
Miriam, die sich um einiges mehr freut als ich, dass wir von Fußballern für einen Sponsorentermin besucht werden, antwortet mir sofort.
"Der Doc macht doch immer so ein Spendenturnier für seine Forschung. Da hat er irgendwie die Eintracht mit ins Boot geholt und heute ist der Pressetermin dafür."
Miriam löffelt mit einem großen Grinsen im Gesicht ihren Joghurt. Ich weiß von der 25-jährigen, dass sie Eintracht Frankfurt Fan ist. Schon mehrmals habe ich meine Schicht mit ihr getauscht, damit sie frei haben kann, um zum Spiel zu gehen.
"Und weißt du, was noch besser ist. Das habe ich noch gar nicht erzählt. Nächsten Samstag findet ein weiterer Pressetermin statt und zwar im Stadion. Und rate mal, wer da hingeht", redet Miriam mit großen Augen weiter. Ich schaue sie nur fragend an, kann mir aber ihre Antwort schon vorstellen.
"Genau, wir! Wir sind alle eingeladen, einige haben aber auch schon abgesagt. Aber wir werden hingehen."
Ich schaue Miriam mit hochgezogener Augenbraue an.
Im Gegensatz zu ihr bin ich überhaupt kein großer Fußballfan. Ich kann mit dem Sport einfach nichts anfangen und auch nicht verstehen, wie man sein ganzes Leben danach ausrichten kann.
Mit Elias bin ich zwar mal im Stadion gewesen vor ein paar Jahren, aber das auch nur weil er ein Ticket übrig und keiner seiner Freunde Zeit hatte.
Seitdem war ich nie mehr im Stadion gewesen oder habe mir geschweige denn ein Spiel im Fernseher angeschaut.
"Ich muss am Samstag eigentlich arbeiten", sage ich zu Miriam, die mich nur angrinst.
"Keine Sorge Luisa, ich habe jemanden gefunden, der mit dir tauscht. Du musst dann einfach in zwei Wochen samstags ran."
"Na dann, wann kommen sie denn?", frage ich weiter nach und gehe im Kopf die Sachen durch, die ich noch machen muss.
"Um 11. Also noch gut zwei Stunden", antwortet sie mir.
"Gut, dann will ich mich mal an dem Medikamentenschrank zu schaffen machen", sage ich, stehe auf und verlasse unseren Aufenthaltsraum
Während meine anderen Kollegen rund um Miriam, insgesamt sind wir in einer Schicht zu viert, sich um unsere kleinen Patienten kümmern, setze ich mich vor unseren Medikamentenschrank, um zu schauen, was noch da ist und was nachbestellt werden muss.
Ich beginne in den oberen Schubladen, zähle die verschiedenen Packungen und räume die alten nach vorne, damit diese zuerst verbraucht werden. Anschließend schreibe ich auf, was bestellt werden muss und trage es anschließend in eine Liste ein. Diese sende ich nachher sofort an unsere Hausapotheke, sodass der Spätdienst nachher wahrscheinlich noch die Medikamente in unsere Etage geliefert bekommt.
Mit dieser Taktik arbeite ich mich weiter nach unten bis zur letzten Schublade und merke dabei gar nicht, wie die Zeit vergeht.
Ich möchte mich gerade am nächsten Schrank zu schaffen machen, als ich Stimmen auf dem Flur wahrnehme und plötzlich mein Name gerufen wird.
"Luisa, kommst du auch?", ruft unser Chefarzt Dr. Weidecker. "Wir wollen ein Foto machen."
Ich seufze und schließe wieder die Türen des zweiten Schrankes. Ich kann es nicht leiden, wenn ich bei meiner Arbeit gestört werde. Aber der Termin heute ist wichtig für unsere Station und verbessert auch nur unsere Stellung und unsere Arbeit.
Deshalb richte ich nochmal meine Arbeitskleidung, ziehe alles in die richtige Richtung und gehe mit einem Lächeln im Gesicht auf den Flur.
Meine Kolleginnen stehen bereits mit Dr. Weidecker auf dem Flur. Ich kann es noch nicht genau erkenne, aber ich höre, dass die Spieler der Eintracht bereits da sein müssen.
Ich stelle mich neben Miriam, der ich anmerke, dass sie nervös ist. Immerhin stehen einige Spieler ihrer Lieblingsmannschaft vor ihr.
"Alles klar", frage ich belustigt und sie kann nicht anders, als nur zu nicken.
Erst jetzt lasse ich meinen Blick zu den Spielern der Eintracht wandern. Ich bin ehrlich, dass ich keinen der Fußballer wirklich erkenne, aber dafür ist die Sportart auch zu unwichtig für mich.
Mein Blick trifft auf drei lächelnde Gesichter und eines, bei dem ich dachte, dass ich es so schnell nicht wiedersehe.
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Und es geht schon wieder weiter (:
Ich wünsche allen, die es feiern, frohe Ostern. Allen anderen wünsche ich ein hoffentlich sonniges Wochenende (:
Ich höre gerade das Spiel gegen den BVB und Silva hat gerade das 2:1 geschossen. Ich hoffe, dass es so ausgeht und dass wir unseren Vorsprung auf die Dortmunder ausbauen können. Immerhin geht es hier ja heute um die Champions League.
Ihr hört von mir in den nächsten Tagen. Viel Spaß beim Lesen (:
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Ein Schuss ins Herz
FanfictionNach einer anstrengenden Frühschichtwoche lässt sich die 21-jährige Kinderkrankenschwester Luisa beim Feiern gehen auf ihren ersten One Night Stand ein. Als sie ihre Bettgeschichte ein paar Tage später aber bei einem offiziellen Pressetermin mit Ei...