4 ~ Hajoon

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Zuhause angekommen, merke ich wie mein Arm schon wieder meinen Ärmel durchgeblutet hat. Schon das zweite mal, allerdings lag es dieses mal an mir, da ich es aufgekratzt habe. Wieso ich das getan habe? Keine Ahnung, es ist mir erst aufgefallen, als es schon wieder geblutet hat.

"Unglaublich, wie kannst du denn in dieser Prüfung kein gutes Gefühl haben, du hast doch sogar Privatlehrstunden bekommen, und zwar viele. Wofür bezahle ich das alles überhaupt, du bekommst ja doch nichts geregelt. Dich sollte man aussetzen!" Brüllt mein Vater mich an, sobald wir Zuhause sind. Es wäre schön, wenn er mich aussetzen würde, dann hätte ich meine Ruhe, ich bin sowieso nicht gemacht für so ein Luxus Leben, ich bin weder schlau noch sonderlich selbstbewusst, ich weiß nicht wie ich das noch Jahre durchhalten soll.

Anscheinend hat das Geschrei sogar meine Schwester gehört, da sie heruntergerannt kommt, um meinen Vater irgendwie zurückzuhalten, mich nicht gleich wieder zu schlagen, er war schon wieder kurz davor. Sie schafft es, ihn lang genug abzulenken, sodass ich in mein Zimmer, besser gesagt mein eigenes Bad laufen kann, um meinen Arm neu zu verbinden. Ein neuen Pulli nehme ich auf dem Weg auch direkt mit.

Im Bad angekommen schließe ich die Tür ab und rutsche an dieser herunter. Was mache ich denn falsch, dass er mich immer schlagen muss, bin ich so wenig wert? Wieso hasst er mich so? Wieso kann ich nicht einfach mal irgendwas richtig machen?

Ich merke erst gar nicht, dass ich weine bis die ersten Tränen auf die kalten Badfliesen tropfen. Es ist schrecklich in so einem großen Haus leben zu müssen, vor mir erstreckt sich ein Bad, das so groß ist wie ein Klassenraum und ich fühle mich vollkommen fehl am Platz. Man müsse ja meinen, es würde das Selbstbewusstsein puschen, in so einem Haus zu wohnen, man müsse sich reich fühlen, ich jedoch fühle mich arm. Und wertlos, ich habe es gar nicht verdient hier zu leben. Ich fühle mich allein. In so einem Haus könnten dreißig Leute wohnen, jedoch wohnt hier nur meine Familie. Meine kaputte Familie, meine Schwester hält sich selbst hier gefangen, in dieser falschen Welt, meine Mutter kann nichts machen, ist machtlos, mein Vater geldbesessen und nur auf Erfolg aus, will sein Ego immer verbessern und ich störe das Gesamtbild der Familie.

Ich verfestige langsam den Griff um meinen Arm, welche ich um meine angezogenen Beinen schlinge, bis ich spüre, wie sich meine Fingernägel langsam in meine Haut graben, Abdrücke hinterlassen. Jedoch hilft dieser Schmerz irgendwie, ich schaffe es mich zu beruhigen und aufzuhören zu weinen, sodass ich endlich meinen Arm neu verbinden kann.

Nachdem das unter Schmerzen erledigt ist, da die Wunden wieder aufgerissen sind, begebe ich mich in mein Zimmer um mich in mein Bett zu legen. Ich will gar nichts tun, der Hunger ist mir vergangen, obwohl ich seit 6 Stunden nichts gegessen habe, schlafen will ich nicht, aber rausgehen genauso wenig. Ich liege einfach hier mit meinen Kopfhörern auf meinem Bett und denke an nichts, so geht es mir seit ein paar Wochen öfter. Öfter als es sollte. Bis meine Schwester reinplatzt.

"Hey, willst du den Film schau- Was ist denn mit dir los?? Du bist weiß wie eine Wand und zitterst!" Sagt sie geschockt, als sie auf mein Bett zugeht, in dem ich immer noch antriebslos herum liege.

"Was soll schon sein, alles gut. Wir können gerne einen Film schauen, wie spät ist es überhaupt?" Wie lange liege ich hier schon, beschäftigt mit Musik und einem Buch?

"Ca. 20 Uhr, wieso?"

"Habe einfach länger nicht auf die Uhr geschaut, alles gut. Also, was wollen wir denn dann schauen?" Frage ich sie während ich mich aufrichte. Ich merke, dass mir etwas schwindelig ist, was ich jedoch gekonnt ignoriere, ich will ja keinem Sorgen bereiten. Obwohl, in dieser Familie würde das wahrscheinlich eh niemanden so richtig interessieren.

"Mir egal, kannst du aussuchen, gehen wir dann runter?"

Ich nicke ihr zu, woraufhin sie mir schon den Rücken zukehrt und auf die Tür zu steuert, ich muss mich noch kurz an meinem Nachttisch festhalten, als ich aufstehe, was sie zum Glück nicht sieht. Ich habe jetzt ca. 12 Stunden nichts gegessen, aber Hunger habe ich immer noch nicht. Das wird mir allerdings trotzdem auf der Treppe zum Verhängnis, da mir ca. auf der Hälfte schwarz vor Augen wird und ich merke wie mich die Kraft in meinem Beinen verlässt. Zum Glück steht meine Schwester schon unten an der Treppe, sonst hätte ich sie vermutlich noch mitgerissen, während meines Falls. Wie ich unten aufkomme, kann ich allerdings nicht sagen, da ich nur kurzen, intensiven Schmerz in meinem Kopf spüre und dann alles weg ist...

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"HAJOON??" Meine Schwester lehnt sich anscheinend über mich, ich sehe noch unscharf. Was ist passiert? Langsam wird alles klarer. Ach ja, ich bin die Treppe runter gefallen und dann ohnmächtig geworden, aber wieso?

"Wann hast du das letzte Mal was gegessen, du fällst doch sonst nicht einfach so um!" Ah, deshalb.

"Irgendwann heute morgen, vor der Uni." Bringe ich heraus, eher konzentriert darauf nicht gleich wieder das Bewusstsein zu verlieren. Meine Schwester zieht mich auf die Beine und stütz mich die letzten Meter bis ins Wohnzimmer, in dem wir zu allem Übel auch noch auf unseren Vater treffen, der irgendwas an seinem Laptop macht. Meine Schwester drückt mir direkt eine Flasche Wasser in die Hand und macht sich mit den Worten, sie würde mir jetzt erstmal etwas zu Essen machen auf den Weg in die Küche. Und lässt mich mit meinem Vater allein.

"Was ist, wieso siehst du so krank aus?" Fragt er monoton, wahrscheinlich hat er Angst, dass ich krank werde sodass ich nicht zur Uni kann.

"Ich bin eben ohnmächtig geworden und die Treppe runter gefallen." Antworte ich ihm genauso monoton ohne ihn anzuschauen, die aufkommenden Schmerzen an meinem Brustkorb ignorierend. Wieso verletze ich mich im Moment nur immer, mein Leben hasst mich einfach.

"Wieso wird ein gesunder Mann einfach ohnmächtig?" Er scheint keinen einzigen Funken Mitgefühl, nicht mal Feingefühl für solche Situationen zu besitzen.

"Ich habe seit heute morgen nichts gegessen."

"Wieso nicht, wir haben doch genug."

"Ich hatte keinen Hunger, außerdem wollte ich nicht erneut geschlagen werden, falls ich dir über den Weg laufe." Auch wenn ich das jetzt auf die Gefahr hin sage, erneut geschlagen zu werden, das musste jetzt raus.

"Sei nicht so respektlos!"

"Hajoon, schaffst du es selbst in die Küche, oder soll ich dir helfen??" Fragt meine Schwester durch die offene Küchentür, sie hat scheinbar gehört, dass die Stimmung hier sich wieder zum schlechten ändert.

"Nein, ich schaffe das schon, bin gleich da!" Brülle ich zurück und würdige meinem Vater keines Blickes mehr, gehe einfach in die entgegengesetzte Richtung in die Küche.

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Drowned° ~ BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt