Drowned° ~ BTS FF

14 ~ Hajoon

Es ist jetzt zwei Wochen her, seit ich das letzte mal in der Uni war. Ich habe jetzt private Vorlesungen durch verschiedene Privatlehrer, die mein Vater engagiert hat und werde nur noch zu den Prüfungen in die Uni gehen, werde jedoch in andere Räume gesetzt, sodass sie Chance sehr klein ist, irgendwem zu begegnen, den ich kenne.

Seit Taehyung und seine Freunde mich und meinen Vater gesehen haben, als er mich schlug, darf ich nicht mehr zur Uni, darf sie nicht mehr sehen, mein Vater hat zu viel Angst um sein Ego. Er hat sie sogar über die Uni kontaktiert, um sie falls nötig zu bestechen, was sie allerdings abgelehnt haben, sie haben ihm versprochen, nichts zu sagen. Ich bin gespannt, ob ich sie jemals wieder treffe, aber ich denke eher nicht. Die Prüfung, bei der ich umgekippt bin, habe ich schon per Post zurück bekommen, sie ist nicht so schlecht ausgefallen, wie ich erwartet hätte, daher hat mein Vater mich nur beleidigt, dass ich nicht die volle Punktzahl habe, er hat mich nicht mal geschlagen. Allerdings ist das aktuell auch nicht das größte Problem, denn ich wiege immer noch zu viel, mein Vater hält es mir immer vor, wenn ich etwas esse. Ich habe schon deutlich abgenommen, aber es reicht ihm einfach noch nicht, vermutlich wird es ihm nie reichen, er sucht immer irgendwas, worauf er rumhacken kann, sei es nur, dass meine Haare falsch liegen oder Augenringe, alles ist ihm recht, solange er mir damit das Gefühl geben kann, wertlos zu sein, sich elend zu fühlen. Sterben zu wollen.

Ich bin hier in meinem Zimmer, auf meinem Laptop läuft Musik und ich versuche die Tänze zu lernen. Das ist der einzige Sport, den ich zuhause so machen kann, es trainiert viele Muskeln und macht auch irgendwie Spaß, das hätte ich gar nicht gedacht, bevor ich es ausprobiert habe. Bis mein Vater wieder reinplatzt, um mich weiter zu beleidigen und anzuschreien.

"Was soll das denn, bist du ein Kpop Idol oder was? Hör auf damit, was ist wenn das jemand sieht, das sieht ja schrecklich aus!" Danke, sehr hilfreich. Ich entschloss einfach ihn zu ignorieren und mich auf meinen Schreibtischstuhl zu setzen, die Musik schalte ich jedoch nicht ab. Er schlägt die Tür zu und verlässt den Raum, nachdem er mir noch hinterher gebrüllt hat, ich solle lieber lernen, statt so herumzualbern. Mir ist die Lust am Tanzen jetzt schon wieder vergangen, er hat ja auch irgendwo recht, was soll ich damit schon erreichen, es sieht nicht gut aus, außerdem werde ich kein Kpop Idol. Ich bin so nutzlos, wieso weine ich jetzt eigentlich schon wieder, ich bin so schwach!

Wie immer begebe ich mich in mein Bad, und mache das, was ich immer in solchen Momenten mache, um mich zu beruhigen. Ich öffne die unterste Schublade und krame unter den Handtüchern, die dort ebenfalls drin sind, ein kleines Stück Metall hervor, etwas beschmiert mit getrocknetem Blut. Die Klinge.

Ich lehne mich mit dem Rücken an die Tür, meinen Ärmel rolle ich hoch, setze an den andern Narben und Schnitten an.

Dafür, dass ich nutzlos bin. Schnitt

Dafür, dass ich hässlich bin. Schnitt

Dafür, dass mein Vater mich hasst. Schnitt

Dafür, dass ich mich hasse. Schnitt

Dafür, dass ich nicht schlau bin. Schnitt

Dafür, dass ich...Schnitt

Schnitt

Schnitt

Ich zähle schon gar nicht mehr mit, mit dem Gründe nennen höre ich auch auf, das bringt ja doch nichts. Auch wenn mir keine Gründe mehr einfallen, werde ich doch sowieso nicht aufhören damit, ich höre erst damit auf, wenn ich wieder bei klarem Verstand bin und der Schmerz zurückkommt. Während man sich selbst verletzt, ist man in einer Art Starre, man fokussiert sich so sehr auf das Blut, das man gar nicht merkt, wie weh das eigentlich tut, bis man es realisiert und der Schmerz einen überfällt. So wie jetzt, wie immer lasse ich die Klinge in die kleine Blutlache neben mir fallen und schaue dabei zu, wie immer mehr Blut aus meinem schmerzenden Arm läuft. Vielleicht war es diesmal etwas heftiger als sonst, das liegt nur daran, dass mein Vater mich in etwas, bei dem ich dachte, ich könnte es wenigstens ein bisschen, ebenfalls beleidigt. Auch wenn ich das erst seit so zwei Wochen mal zwischendurch mache, ich dachte wirklich ich wäre nicht so schlecht.