Kapitel 1:

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Ich warf trotzig meinen relativ bescheidenen Koffer in die Ecke meines kleinen Zimmers und legte mich auf das neue Bett. Eine Welle der Erleichterung überfiel mich.

„Bist du taub oder was, öffne endlich die Türe, verdammt!" Die aufgebrachte Stimme meiner Tante riss mich aus meinen Gedanken.

Anscheinend hatte sie schon einige Male angeklopft. Schnell stand ich auf und ging zu Tür, um sie zu öffnen. „Na endlich!" genervt sah sie mich an. Sie trug eine schmale Brille und ihr Gesicht war voller Falten.
Wahrscheinlich von ihren Wutanfällen, dachte ich mir. „Entschuldigung..." murmelte ich leise vor mich hin. „Pack deinen Koffer aus und komm dann herunter zum Abendessen." Sagte Tante Patricia mit hochgezogener Augenbraue.

Durch die schmale Brille wirkte ihr Blick noch strenger. Schnell nickte ich und schloss die Türe wieder. Heute war sie wirklich mies drauf für ihre Verhältnisse. Sie war schon immer streng aber trotzdem mochte ich sie irgendwie, immerhin war sie meine Tante und einer der wenigen Menschen die mir geblieben sind. „Sie kann ihre Liebe eben nicht zeigen, nimm's ihr nicht übel." hatte mein Dad immer gesagt.

Dad.

Für einen kurzen Moment schweifte ich traurig in meinen Erinnerungen.
Dann machte ich mich auf den Weg nach unten und setzte mich zu Patricia an den Tisch.

„Und freust du dich schon auf die Neue Schule?" Ihr Versuch ein Gespräch aufzubauen. Hätte ich jetzt nicht von ihr erwartet, früher wäre ihr das zu anstrengend gewesen. Hatte sie ein schlechtes Gewissen?

„Naja, nicht wirklich." Ich war kein Mensch der besonders gut darin war Neue Leute kennen zu lernen. Ich verhielt mich normalerweise ziemlich schüchtern in solchen Situationen und wusste nie recht wie ich mich verhalten sollte. Kurz gesagt meine sozialen Kompetenzen sind ziemlich beschränkt. Das kann ja lustig werden morgen, hoffentlich hassen mich nicht alle schon nach dem ersten Tag...

***

Mittlerweile war das Wochenende vergangen und der erste Schultag an der neuen Schule stand bevor. Ich zog mich an und lief dann ins Bad.
Dort putze ich Zähne, kämmte mein kupferrotes Haar und band es mir in einem wirren Dutt nach oben. Dann schminkte ich mich dezent und schaute noch einmal abschätzend in den Spiegel. Heute sehe ich nicht einmal so scheiße aus.

Es war der erste Schultag da konnte ich mir wenigstens ein wenig Mühe machen nicht wie ein verschlafenes geistig verwirrtes Ding in der Schule aufzutauchen. „Ich geh jetzt, tschüüüüüssss." brüllte ich von der Türschwelle aus zurück ins Haus und lief Richtung Bushaltestelle.

Obwohl es nicht mein erster Tag an einer neuen Schule war, fühlte ich mich doch ein wenig nervös. Seit dem was damals passiert war, hatte ich oft die Schule gewechselt, um einen Neuanfang zu starten.
Nachdem ich mich dennoch fast schon routinemäßig im Büro des Direktors gemeldet hatte und nun meinen Stundenplan in der Hand hielt, ging ich in das Klassenzimmer. Jetzt war erstmal Mathe Unterricht angesagt.

Es waren noch nicht wirklich viele da, weshalb ich meinen Platz relativ frei wählen konnte. Also setze ich mich irgendwo in die Mitte des Klassenzimmers und ging an mein Handy. Manchmal spürte ich den ein oder anderen neugierigen Blick auf mir, was mich aber nicht weiter störte.

Kurz vor Beginn der Stunde war das Klassenzimmer schon relativ gefüllt und der Platz neben mir immer noch frei. Sehr gut. Als ich gerade mein Handy wegpacken wollte und aufsah kam ein großer Junge, mit schwarzen Locken in den Raum. Seine Präsenz war im ganzen Raum augenblicklich zu spüren und ich hatte das Gefühl, dass die Gespräche für einen kurzen Augenblick verstummten. Alle Mädchen schmachteten ihn an.

Als er seinen Blick hob sah er mich für einen Moment an, seine tiefgrünen Augen zeigten keinerlei Emotionen. Als er wieder wegschaute merkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte.

Völlig verwundert darüber hörte ich plötzlich eine empörte Stimme. Augenblicklich wurde es still und ich sah nach vorne. Ein etwas dicklicher Lehrer mit kariertem Hemd bückte sich und hob ein kleines Tütchen vom Boden auf. „Ist das Gras?! Wem gehört das!" schrie er die Klasse an. Wirklich freundliche Begrüßung auch schön Sie kennen zu lernen.

Keiner Antwortete ihm. „Wenn sich der Verantwortliche nicht unverzüglich meldet werde ich..." Ohne wirklich nachzudenken stand ich auf, was mich selbst genauso wie alle anderen verwunderte. „Das ist meins." Ein leises Tuscheln ging durch die Klasse. „Ach die Neue...Olivia Jones, einen wunderbaren ersten Eindruck hinterlassen Sie da. Was erlauben sie sich an ihrem ersten Schultag Gras in die Schule zu schmuggeln? Sofort ins Rektorat!" Ok bleib ruhig, sei selbstbewusst! Ohne mit der Wimper zu Zucken stand ich auf und verließ den Raum.

Bad Boy. Good lips. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt