Kapitel 15:

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Nach der letzen Stunde schlenderte ich auf der Suche nach Lee durch die langen Flure der Schule. Als ich ihn entdeckte zuckte schlagartig ein Schmerz durch meine Brust.

Er stand wieder mal mit Scarlett im Gang und küsste sie. Auch wenn er so aussah, als wäre er nicht ganz bei der Sache, fühlte ich mich ziemlich benutzt.
Irgendetwas in mir hatte die Hoffnung, er würde mit ihr Schluss machen.

Immerhin hatte er mich geküsst, berührt und es gab manchmal diese Momente, da lag so eine Spannung zwischen uns...Oder war dieser Kuss bedeutungslos für ihn, und nur dazu da, um mir aus der Situation mit seinem Boss herauszuhelfen?

Abi hatte mir mal erzählt, dass die beiden schon relativ lange zusammen waren. Also musste Ihm irgendetwas an der Beziehung zwischen ihnen liegen. In diesem Moment kam mir ein teuflischer Gedanke.

Lee hatte mit mir gespielt, jetzt würde ich ein wenig mit ihm spielen.

Mit dem aus der Wut gewonnenem Selbstvertrauen stolzierte ich in die Richtung der beiden und blieb kurz vor ihnen stehen. Sofort hörten sie auf und sahen mich verdutzt an. Ich straffte meine Schultern und sprach Scarlett an, die mich immer noch verstört anschaute, da ich es gewagt hatte ihr geknutsche zu unterbrechen.

„Scarlett richtig? Du musst etwas wissen..." Ihr hochnäsiger Blick verwandelter sich in einen etwas misstrauischen, fragenden. Wahrscheinlich hatte sie schon so eine Vorahnung.
Doch ihr Blick interessierte mich eigentlich nicht. Das eigentliche Spektakel war Lee's Blick, an dem man deutlich erkennen konnte: Ihm lag sogar sehr viel, an der Beziehung zwischen ihm und Scarlett.

In seinen Augen lag kurz eine Mischung aus unsicher, fassungslos und überrascht. Auf einen Schlag wurden sie jedoch eiskalt und drohend. Er funkelte mich warnend an und zischte Scarlett zu: „Vergiss es, wir sollten gehen." Lee durchbohrte mich mit seinem Blick doch ich hielt stand.

Einen weiteren Augenblick genoss ich die Situation. Zum ersten Mal, seit ich Lee begegnet war, verspürte ich für kurze Zeit das Gefühl, ich wäre ihm überlegen. Wenigstens diesen einen Moment lang. Ich hatte ihn mal in der Hand und nicht wie sonst immer, er mich.

Don't mess with me.

Dann richtete ich meinen Kopf wieder zu Scarlett und löste die Situation auf: „Du hast ein nettes Shirt, hab auch so eins."

Mit diesen Worten drehte ich mich triumphierend um und ging. Ich ließ einen gereizten und fassungslosen Lee und eine verwunderte Scarlett zurück. Auch wenn ich selbstbewusst wirkte, meine Hände zitterten.

Scarlett von dem Kuss zu erzählen wäre unklug gewesen, denn immerhin wohnte ich gerade bei Lee und er fuhr mich in die Schule-diesen Service und das Luxus Zimmer wollte ich nicht verlieren. Außerdem wer will Lee schon als Feind? Obwohl ich Scarlett schon gerne eins ausgewischt hätte...

***

Ich wartete fast zwanzig Minuten an Lee's Auto und hatte schon fast die Hoffnung verloren, dass er noch kommt. Als er auf einmal dann doch an der Ecke erschien, funkelte er mich immer noch wütend an. Was hat er nur so lange gemacht?

Er stellt sich bedrohlich dicht vor mich, weshalb ich nach oben sehen musste, um ihm in die Augen zu schauen. Das sorgte bei mir nicht gerade für Selbstbewusstsein. Das Gefühl von Macht, das ich vorhin verspürt hatte, war augenblicklich verschwunden. Ich fühlte mich wie eine kleine Fünftklässlerin, die vor einem Oberstufenschüler steht.

„Ich lass dich bei mir wohnen und das ist dein Dank? Du provozierst mich?" bemerkte Lee gereizt. Hm, so ausgedrückt klingt es tatsächlich ziemlich undankbar.
„Ok, ok tut mir leid ich...ich war nur...wütend" stotterte ich. Mist, wer hat mir ins Hirn geschissen, dass ich auf die Idee kam Lee zu verärgern?

„Eifersüchtig?" Fragte er mit einem süffisanten Grinsen.

„Jaaa genau, auf Scarlett, weil ich ja so gerne mit dir rum knutschen würde!" murmelte ich ironisch. Naja, jedenfalls betonte ich es ironisch, im Prinzip war es die Wahrheit.

Sein Blick wurde wieder ernster, dann zischte er: „Ok hör zu. Scarlett ist meine Freundin und ich will nicht, dass so ein verdammter Kuss, unsere Beziehung zerstört. Also entweder du lässt solche Aktionen bleiben, oder ich werfe dich raus und du lernst meine unfreundliche Seite kennen." Das war eine Drohung.

Er zog seinen Autoschlüssel aus der Hosentasche und schloss sein Auto auf. „Und jetzt steig ein, ich hab heute noch etwas zu erledigen." befahl er.

Ohne ihm zu widersprechen, stieg ich ein wenig gedemütigt ins Auto.
Man hat der schlechte Laune...
Aber mal im Ernst, ER hat mich geküsst, ER hat mich gegen die Wand gepresst, ER hat mein Bein über Seins gelegt, ER hat seine Hände von hinten um meine Hüfte gelegt...

Warum macht er das verdammt noch mal und weist mich danach wieder so ab??
Sowas macht man einfach nicht!

Bad Boy. Good lips. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt