Aber ich stand einfach nur da, fühlte mich gefesselt während dieser Fremde mich begrapschte und abschleckte. Bleib stark, lass das nicht über dich ergehen. Aber es ging nicht, ich konnte nicht.
Plötzlich kamen alle Erinnerungen von früher wieder hoch...die Angst...die Verzweiflung...der Schuss...Blut...
Auf einmal hörte es auf. Die Hände lösten sich schlagartig von mir. Ich hörte eine laute vertraute Stimme, von weit weg die jemanden anschrie. Ich hörte das Geräusch von etwas brechendem und einen schmerzerfüllter Schrei. Alles gedämpft, so als würde es irgendwo anders passieren. Dann klappten meine Beine zusammen und ich sackte zu Boden.
Ich könnte jetzt weinen kam mir in den Sinn, aber es passierte etwas viel schlimmeres. Ich saß einfach still auf dem Boden, ohne zu weinen, ohne etwas zu fühlen und starrte auf einen Punkt irgendwo am Boden.
Ich dachte ich könnte es vergessen, endlich damit abschließen. Aber nichts konnte den Schmerz der Vergangenheit löschen, nicht einmal Zeit. Obwohl ich immer dachte „nothing heals the past like time".
Unter meiner rechten Hand spürte ich eine spitze Glasscherbe. Ich drückte meine Hand voller Kraft hinein. Langsam konnte ich wieder klarer denken. Die schmerzvollen Erinnerungen verblichen.
Physischer Schmerz im Tausch gegen psychischen.
Ich stand auf und sah mich um. Er kam auf mich zu. An seiner Hand klebte ein bisschen Blut. Mir war es so ziemlich komplett egal was er mit dem anderen Typ angestellt hatte. Er schaute mich besorgt an.
Erstaunlicherweise ging es mir wieder gut. Ich fühlte mich wie davor. Mein Herz schlug schneller als er näher kam. „Leander Wilson, Lee." erklärte er ohne das ich gefragt hatte. Sein Name. Warte woher wusste er das ich seinen Namen nicht kenne? Irgendwie ist das gerade ein wenig gruselig...
„Wie geht es dir?" wieder der besorgte Blick. Entweder er war ein erstaunlich guter Schauspieler oder er machte sich wirklich Sorgen, denn ich konnte in seinen Augen nichts erkennen. Normalerweise wusste ich sofort wenn jemand log.
„Die Augen sind der Schlüssel zur Seele" hatte mein Dad immer gesagt.
„Komischerweise wirklich gut...ehm ich würde sagen wir sind jetzt quitt...Danke." Das letze Wort betonte ich besonders, denn ich war ihm wirklich sehr dankbar. Wer weiß worin das geendet hätte ohne ihn. Ich lächelte ihn demonstrativ an. Ich war gut darin meine wahren Gefühle zu verstecken, die Umstände hatten es so erfordert...
Aber gerade musste ich es nicht. Seit er da war, war alles ok. Ich hatte keine Angst mehr, keine Erinnerungen plagten mich mehr, irgendwie war alles plötzlich wieder gut. Scheiße, das zeigt möglicherweise was für einen Einfluss er auf mich hat...auch wenn dieser Einfluss durchaus positiv war.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu, wobei sogar mir selbst auffiel, wie ich wankte. Der Alkohol. Den hatte ich doch fast vergessen.
„Kann es sein das du ein wenig betrunken bist?" er sah mich immer noch besorgt und gleichzeitig amüsiert an. „Nur ein ganz kleines bisschen." nuschelte ich zurück. Dann stupste ich ihm mit dem Finger gegen die Brust und trat einen Schritt näher zu ihm, fragt mich nicht woher ich plötzlich den Mut dafür hatte.
Achso, der Alkohol.
„Ich bin nur leicht...ehm...angetrunken." Versuchte ich ihn zu überzeugen, wobei ich mir nicht mal selbst glaubte. Er schmunzelte. Dann sah ich ihn von unten an und versuchte böse zu schauen, was mir anscheinend nur teilweise gelang. „Das ist alles deine Schuld...du bist ein kleines Arschloch weißt du...Lee." Ich stupste während ich redete ein paar mal in seinen gut trainierten Bauch. Es fühlte sich irgendwie besonders an seinen Namen auszusprechen.Er warf mir für einen kurzen Moment einen verwirrten Blick zu, dann fasste er sich aber wieder. „Hmm, meine Schuld also. Warum?" Er kam herausfordernd noch ein Stück näher.
Rüüückzuuug, scheiß Alkohol. Wegen dir natürlich du Fisch, weil du und deine ekelhafte Freundin vor mir rumgemacht habt. Ich weiß sie ist deine Freundin und ich hab nichts mit dir, keinen Anspruch auf dich, aber mir egal, trotzdem...
Ok ich bin doch eifersüchtig, ups.„Ähm...eh" Ich sah weg, da ich ihm nicht mehr in die Augen schauen konnte und nicht wusste was ich jetzt antworten sollte. Man hörte leicht gedämpft die Laute musik von drinnen. Ich betrachtete die Glasscheiben, durch die man nach innen schauen konnte.
Mein Blick fiel auf die blonde Freundin mit der Lee rumgemacht hatte, die gerade mit wahrscheinlich ihrer besten Freundin gegen die Wand gelehnt mit ein paar Typen flirtete. Was ein Stück scheiße...Lee war anscheinend meinem Blick gefolgt denn als ich mich wieder zu ihm wandte, beobachtete er sie ebenfalls gerade. Sein Blick strahlte Gleichgültigkeit aus. „Scarlett Smith und ihre Freundin Bethany O'Brien." antwortete er wieder ohne das ich gefragt hatte. Gut zu wissen...
Dann hob er mit zwei Fingern mein Kinn an, sodass ich ihm wieder in die Augen schauen musste und murmelte: „Du bist süß, wenn du eifersüchtig bist."
Er grinste mich für einen kurzen Augenblick mit einem komischen Lächeln an, das mir ein noch komischeres Gefühl gab, dann nahm er meine Hand und zog mich Richtung Straße. „Komm, ich bring dich nach Hause." „Nein...ich kann nicht." Antwortete ich und blieb etwas unsicher stehen. „Das war keine Frage, das war eine Aussage." er funkelte mich mit seinen tief grünen Augen an, die in diesem Moment pure Dominanz ausstrahlten.
Ich war tatsächlich ein wenig eingeschüchtert aber antwortete dennoch: „Erstens kann ich nicht einfach gehen, Abi und Jack würden mich suchen. Und zweitens kann ich nicht nach Hause, ich hab meiner...ehm..."
Sollte ich lügen oder nicht? Mein dad sagte mal: „Du kannst lügen, aber du kannst die Wahrheit nicht ändern." Ich entschloss mich die Wahrheit zu sagen.
„...Tante gesagt, dass ich bei einer Freundin übernachte." Er nahm sanft meine Hand, wobei ich froh war, dass es nicht die Hand war, die wegen der Glasscherbe ein wenig voller Blut war, und zog mich weiter. Zu meinem Erstaunen ging er gar nicht drauf ein und fragte nicht warum ich bei meiner Tante wohnte.
„Gut, dann übernachtest du eben bei mir und schreibst Abi eine Nachricht. Sie sah vorhin eh ziemlich beschäftigt aus. Aber ich denke du solltest dich jetzt irgendwo ausruhen." Sein Ton war zwar sanft aber ließ trotzdem darauf schließen, dass ich höchstwahrscheinlich keine Wahl hatte...also stieg ich in sein Auto.
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Bad Boy. Good lips.
Teen FictionAchtung: Diese Geschichte enthält viele sexuellen Handlungen und möglicherweise verstörende Inhalte. Er ist Gefühlskalt, Gefährlich, Egoistisch- Eigenschaften die einen eigentlich abschrecken sollten...aber gleichzeitig auch Aufregend, Unberechenb...