Kapitel 25:

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Ich zuckte zusammen. Jack starrte mich verwundert an. Wer um Himmels Willen klingelt um diese Uhrzeit?!
„Sind das deine Eltern?" fragte ich zögernd, aber ich hatte schon einen Verdacht wer es sein könnte...Das ist unmöglich.

„Nein, die sind vor ein paar Stunden schon in London angekommen." Ich schaute misstrauisch zur Tür.
„Sollen wir die Tür öffnen? Ich meine es ist mitten in der Nacht...warum...wer...wer macht sowas?" Stotterte ich und starrte ratlos zu Boden.

„Wir sollten sie aufmachen. Wenn um diese Uhrzeit jemand klingelt, muss es einen sehr wichtigen Grund dafür geben." Murmelte Jack kniff entschlossen seine Augen zusammen. Er vergewisserte sich noch einmal mit einem kurzen Blick bei mir, doch ich zuckte nur mit den Schultern und nickte unsicher. Eine Sprechanlage, Kamera oder ähnliches gab es nicht. Also drückte er den Taster, der die Tür im Erdgeschoss öffnete.

Leise, bedachte Schritte hallten daraufhin durch das Treppenhaus und wurden langsam immer lauter. Bei jedem Schritt schlug mein Herz schneller. Direkt vor der Tür hörten sie auf. Ein letztes Mal tauschten Jack und ich unentschiedene Blicke, dann drückte er vorsichtig die Türklinke herunter.

Mein Herz blieb stehen, meine Augen weiteten sich und ein wohlbekannter süßer Duft durchströmte mich und erfüllte meinen Körper mit einer Wärme, die ich in dieser Form noch nie bei jemandem gespürt hatte. Gleichzeitig begann mein Bauch zu kribbeln, so als würden tausende Schmetterlinge darin herum fliegen.
Erstarrt blickte ich in seine wunderschönen grünen Augen, die sofort zu funkeln begannen. Seine Haare klebten nass und verwuschelt auf seiner Stirn, und trotzdem sah er unheimlich heiß aus. Wie gerne hätte ich ihm diese eine Strähne aus dem Gesicht gestrichen, seine Wange gestreichelt und seine weichen Lippen geküsst...

„Wir müssen reden." Lee's Blick war ernst und entschlossen, er ließ mir im Prinzip keine Wahl. So kannte ich ihn.
„Alleine." fügte er noch hinzu und durchbohrte dabei Jack mit seinen Augen, so als wolle er ihm kleine Messer in den Körper rammen. Jack schaute daraufhin etwas verunsichert zu Boden.

„Was ist, wenn ich das nicht will." forderte ich ihn heraus. Mein Ego wollte nicht so schnell Ja sagen und seinen Aufforderungen widerstandslos nachgehen.
Aber es war natürlich nicht so. Ich wollte mit ihm reden. Wie auch immer er es geschafft hatte mich so schnell hier zu finden, er hatte sich diese Mühe gemacht. Jetzt wollte ich auch erfahren, warum und was er mir zu sagen hatte.

„Du willst es. Ich kann es an deinen Augen sehen." Zischte er zurück und packte mein Handgelenk, um mich ein Stück näher heran zu ziehen. Wütend wendete ich meinen Kopf ab und blickte zu Boden. Ich musste mal lernen meine Gefühle besser zu verstecken.
„Bitte. Ich muss dir das noch sagen bevor du zu anderen Typen verschwindest." Flüsterte er zu meinem Erstaunen plötzlich etwas leiser und nickte in Richtung Jack. Der Griff um meine Hand lockerte sich und seine Augen wurden weicher, in ihnen lag ein Funken Reue und Eifersucht.
Anscheinend meinte er es tatsächlich Ernst?!

Es wäre komisch Jack kurz aus seiner Wohnung herauszuschicken. Deswegen löste ich mich aus Lee's Griff und marschierte mit hoch erhobenen Kopf die Treppen hinunter nach draußen. Die Schritte hinter mir verrieten, das nur er folgte. Draußen angekommen schloss ich die Tür und lehnte mich gegen die Hauswand. Es war bis auf das Licht der Straßenlaterne vor uns, immer noch stockdunkel. Regen prasselte auf den Boden vor dem Vordach und es war eiskalt.

Er stellte sich mit etwas Abstand neben mich.
„Ich denke es wird Zeit, dass ich mich bei dir entschuldige. Es tut mir wirklich leid, das ich dich vor Scarlett so behandelt habe..." Er fuhr sich durch die Haare, und es war ihm deutlich anzusehen, wie ungewohnt Entschuldigungen für ihn waren. Ich zog eine Augenbraue hoch, da ich ihn gerade fast nicht wiedererkannte. „Nun...das diese Nacht tut mir ehrlich gesagt überhaupt nicht Leid." er grinste mich selbstgefällig und stichelnd an. Da war er wieder, der Lee den ich kannte. Eingebildet, Selbstgefällig und trotzdem so anziehend. Ich musste leicht schmunzeln.

Er kam einen Schritt auf mich zu und lehnte sich näher zu mir heran, sodass mich augenblicklich sein Duft benebelte. Vorsichtig streckte er seine Hand aus, um sie an meine Wange zu legen. Ich wollte mich ihm hingeben. Alles was er getan hatte vergessen. Ihm verzeihen. Ich wollte nichts lieber als das. Aber ich konnte nicht. Immer wieder schossen mir die Erinnerungen an die Situation in der Schule in den Kopf. Wie er mich herunter gemacht und Scarlett dann demonstrativ vor mir geküsst hatte. Vielleicht hatte Abi Recht, er war nicht gut für mich. Ich wich seiner Hand aus, und trat einen Schritt zur Seite.

„Ich...Es geht nicht. Du bist schon mit Scarlett zusammen. Du liebst sie doch. Also benimm dich bitte auch so..." Als ich die Worte aussprach, klangen sie bei weitem nicht so ausdrucksstark, wie ich es mir vorgestellt hatte.
„Das mit Scarlett ist...kompliziert." entgegnete er mir. Ja, klar. Ich zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. Er machte mir doch nur etwas vor. Wie schon so oft.

„Hast du mich nicht schon einmal gefragt, warum ich noch in der 11. Klasse bin? Mit 18?" Ich nickte verwundert mit dem Kopf. Er war sitzen geblieben. Macht schon Sinn. Bei der Kacke die er immer anstellt, würde es mich eher wundern, wenn er nicht sitzen geblieben wäre.
„Aber was hat das jetzt mit Scarlett zu tun?" fragte ich leicht gereizt.
„Ich bin zwei Mal sitzen geblieben." Fuhr er fort, ohne auf meine Frage einzugehen. Ach, echt? Da bin ich noch gar nicht drauf gekommen.
„Aber nicht wegen schlechten schulischen Leistungen. Ich hab so einige Dinge angestellt, wegen denen ich eigentlich von der Schule hätte fliegen sollen..." Er schaute nachdenklich zu Boden. Kommt er auch mal zum Punkt? Wahrscheinlich hatte er meinen leicht genervten Blick gesehen, denn er wurde tatsächlich deutlicher.
„Liv...Scarlett ist die Tochter des Direktors. Mit ihr zusammen zu sein bringt einfach gewisse...Vorteile mit sich. Ich wäre sonst schon längst von der Schule geflogen. Mehrmals. Sie ist seit der Mittelstufe in mich verliebt. Das war meine einzige Chance. Für mich ist es eine reine Nutzenbeziehung." Betonte er noch einmal. Mein Herz schlug schneller.

Völlig verblüfft starrte ich ihn an. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Sollte ich mich freuen, weil er damit belegt hatte, dass er keine Gefühle für sie hat und alles nur gespielt war? Oder sollte ich abgeschreckt sein, weil er Scarlett seit einer Ewigkeit etwas vorspielt, obwohl er sie nur für sich ausnutzt, damit er nicht von der Schule geworfen wird? Wer sagt, dass er das dann nicht auch mit mir macht?! Mich ausnutzt, wie Scarlett...

„Ich weiß, dass es so gesehen nicht wirklich nett ist sie so auszunutzen..." murmelte er, auf meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck hin. „Nicht wirklich nett? Ist eher ein ziemlicher Arschloch-Move!" bemerkte ich nachdrücklich, begann dann aber plötzlich zu grinsen. „Nur...um ehrlich zu sein, ich kann diese dumme Bitch nicht ausstehen." platze es aus mir heraus. Sie behandelt ihre Mitmenschen wie Dreck und hält sich für was besseres. Bei dem Gedanken, das Lee sie nur benutzt, breitete sich das Gefühl von Genugtuung in mir aus. Ein Teil in mir freute sich darüber. Macht mich das nun zu einem schlechten Menschen? Vielleicht. War es mir egal, solange ich ihm dadurch näher war? Ja, absolut.

Sorry, das so lange kein Kapitel mehr kam, ich hatte ziemlich viel mit Schule un die Ohren. Aber jetzt sind ja endlich Ferien:)

Bad Boy. Good lips. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt