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Pov: Morticia

Der nächste Morgen brach herein. Ihre Hand strich behutsam über die weichen Laken doch diese waren leer. Er war weg...genauso wie die Wärme die sie sonst immer umgeben hatte.
Ihr Lächeln verblasste.
Leicht runzelte sie ihre Stirn und zwang sich ihre dunklen Augen zu öffnen. Er war sonst immer an ihrer Seite, liebte er es doch sie morgens noch etwas zu necken, verborgen vor den Augen anderer.
Langsam erhob sie sich.
Ließ ihre Gedanken schweifen und stand auf.

Wo war er nur? Wieso war er nicht bei ihr?
Sie schlang ihr schwarzes Laken fest um ihren nackten Körper,
sah sich nocheinmal um, doch nichts wies auf den Grund der Abwesenheit ihres Mannes hin. Kein Zettel oder ähnliches.

Leise öffnete sie die Tür und tapste leise durch die leeren Gänge ihres Zuhauses. Die schweren Vorhänge waren zugezogen, nur ein kleiner strahl Sonnenlicht kam hindurch. Ansonsten war alles duster. Der Teppich unter ihren Füßen fühlte sich seltsam kalt an.
Irgendetwas stimmte hier nicht.
Ihr Bauchgefühl verriet es ihr...

Ihre Füße trugen sie die schmale Treppe hinunter, weiter ins Esszimmer.
Doch auch dort schien es nichts ungewöhnliches zu geben...
Der Tisch war leer, nichteinmal gedeckt... Sie setzte ihren Weg fort, bewegte sich in den Schatten.

Langsam machte sie sich Sorgen, wusste sie doch nicht, was in ihren Mann gefahren war.
Ihren sonst so liebevollen und zärtlichen Gefährten... Ein leises seufzen entwich ihren Lippen.

Als sie schließlich vor den schweren Türen des Wohnzimmers stand drangen leise Stimmen zu ihr hindurch. Sie erkannte den dunklen Bariton ihres Mannes, konnte jedoch die klockenhelle Stimme der anderen nicht ausmachen.
Langsam lehnte sie sich dagegen und die Tür gab quitschend unter ihrem Gewicht nach.

Vorsichtig sah sie um die Ecke. Ihr Blick blieb an zwei dunklen Gestalten hängen.
Ihr Atem stockte, als ihre Augen über eine sehr zierliche Gestalt schweiften, die in dem sonst fast dunklen Raum stand.
Blondes Haar, fiel dieser in leichten Wellen über die Schultern.
Glitzernde Juwelen schmückten den zierlichen Hals der Fremden und ihr weißes Wickelkleid umschmeichelte ihre Kurven. Roter Lippenstift umrandete ihre perfekt geschwungenen Lippen.
Sie war perfekt! Alles was sie selbst nicht war...
Ihr Mund bewegte sich sinnlich auf und ab als sie lieblich lachte.
In ihrem Magen bildete sich ein Knoten. Wer war diese Frau? Und warum in Gottes Namen empfing Gomez sie so früh, geschützt vor ihren Augen?
Normalerweise kündigte er ihr an, wenn Besuch kam oder er den Tag über verhindert war.

Morticia zog ihre Augen zu schmalen Schlitzen als sie sah wie nah diese Frau ihrem Mann kam.
Sie war von dem kleinen Sofa aufgestanden und lehnte sich nun immer weiter nach vorne gegen ihn, sodass wenn Gomez gewollt hätte,
er eine perfekte Sicht auf ihre üppigen Brüste gehabt hätte, die diese auch noch immer weiter nach oben zu drücken schien.
Ihre Hände hatten sich auf seine Schultern gelegt und glitten immer weiter hinunter und wieder zu ihrer Ausgangsposition hinauf.

Morticia keuchte auf als sie sah wie diese Frau sich vorbeugte und ihre dunklen Lippen, auf die seine legte...und ihn in einen begierigen Kuss zog. Blitzartig drückte sie sich eine Hand auf den Mund, schrie hinein.
Was tat er da nur?!
Gomez hatte all die Zeit keinerlei Anstalten gemacht, diese Frau nicht zu wollen, stattdessen hatte er seine Hände gegen ihre Schulter gelegt als wollte er sie liebkosen.
Hatte er ihr damals nicht oft genug gesagt er würde nur sie wollen?
Sie schüttelte energisch den Kopf.
Waren es all die Jahre nur Lügen gewesen, die er ihr erzählt hatte?
Auch wenn er niemals einer Frau zweimal hinterher geschaut hatte, hatte sie es immer geahnt.

Sie drehte sich um, rannte auf die Terrasse, versuchte vor ihren eigenen Gedanken zu fliehen,
die mit einem Mal über sie herein brachen.
Sie rannte die steinerne Treppe hinunter und stolperte über die erdigen Gräber.
Wie konnte er nur?
Nach all den Jahren?
Natürlich wusste sie, dass das Feuer zwischen ihnen irgendwann einmal abgebrannt und erloschen sein würde, doch so früh?
war sie ihm zu langweilig geworden? Nach so kurzer Zeit...
War sie nur ein einfaches Betthässchen? eine einfache Bettgespielin für zwischendurch?
Sie lachte verächtlich.
Heiße Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen. Sie rannte einfach. Doch wusste sie nicht wohin.

Ihre Füße brannten, trugen sie über feuchtes Gras und Moos. Steine gruben sich hart in diese, ließen sie wund werden.
Immer weiter rannte sie ins Hexenholz, bemerkte nicht wie anfangs leichte Tropfen durch die Blätter hindurch ins Reisig fielen und schließlich immer schwerer wurden.
leichter Nebel legte sich schwer in die Luft und das Atmen wurde schwerer.

Mit einem Mal stand sie in einem kleinen Wäldchen. Äste peitschten gegen ihre Wangen und große Tannen zogen an ihr vorbei. Ihre Augen waren rot verquollen und ihre Beine brannten. Dornen hatten sich in ihr Fleisch gegraben und hinterließen blutige Kratzer.
Ihr Lacken war schmutzig und grün gefärbt vom nassen Gras.
Sie rannte, blieb nicht stehen. Ihr war es egal wie sie aussah. Ihr roter Lippenstift, vollkommen verschmiert, Ließ sie auch nicht schöner wirken.

Sie sah zurück. Ihre Sicht verschwommen ihre Wangen voller salziger Spuren.

Ihr Kopf schien sich zu drehen.
Immer wieder fingen ihre Beine an unter ihrem Gewicht zu schwanken.
Ließen sie stocken.
Mit einem Mal verlor sie den Halt und  fiel.
Sie spürte einen dumpfen Schlag auf ihren Hinterkopf, dann war alles um sie herum in schwarzes nichts gehüllt.
Sie bekam nicht mit, wie der Regen über sie hinein brach.
Bekam nicht mit wie feuchtes Moos ihr Haar verfilzte.
Ihr Mund war ein Stück geöffnet. Kaltes Wasser lief in dünnen Strömen über ihren blassen Körper. Und ihr Atem ging rasselnd.
Sie wusste Nicht wielang sie dort lag.
Hatte sie doch das Gefühl für Raum und Zeit verloren.

Hoffte sie doch, ER würde sie finden...

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