Kapitel 31

502 16 0
                                    

Kurz danach sassen wir im Auto nach Lübeck. „Wincent du weisst, das wir mitten in der Nacht da ankommen werde. Wahrscheinlich wirst du deine Schwester gar nicht sehen können. Erst morgen früh." sagte Feli leise und sah mich durch den Rückspiegel an. „Mir egal, aber ich bin da." antwortete ich und schrieb schon die ganze Zeit mit Marco, der sich ein riesen Gewissen machte und Schuldgefühle hatte. Ich sass mit Leni auf der Rückbank, ich hätte Feli wahrscheinlich die ganze Zeit rein gequatscht und das wollte ich ihr nicht antun. Also sass ich zusammen mit Leni hinten. Leni sah mich immer wieder kurz an und sah dann wieder aus dem Fenster. Mir war klar, dass ich sie verschreckt hatte mit meinem Verhalten. Aber meine Sicherungen brannten komplett durch und ich spürte mich selbst nicht mehr. Ich spürte dann wieder ihren Blick auf mir und sah zu ihr. Sie erwiderte meinen Blick doch sagte nichts. „Komm her." sagte ich dann leise und da schnallte sie sich ab und rutschte zu mir. Ich legte meinen Arm um sie und liess meinen Kopf an ihren sinken und so sah ich einfach weiter aus dem Fenster.

In Lübeck angekommen sprang ich aus dem Auto und ging schnellen Schrittes auf das Krankenhaus zu. Meine Mum, wartete draussen auf uns. Sie wollte die Nacht hierbleiben, sie wollte in der Nähe von Shayenne sein. Ich ging direkt auf sie zu und schloss sie in meine Arme. Und dann passierte etwas, was ich selten gesehen hatte. Meine Mum begann einfach zu weinen. Diese starke Frau, brach in meinen Armen in Tränen aus. „Mama..." sagte ich leise und drückte sie an mich. Ich hielt sie einen Moment fest und spendete ihr Trost. Am liebsten hät ich auch wieder geheult, aber ich konnte nicht. Nicht vor meiner Mutter. Ich musste stark sein, wenn sie es nicht konnte. Und gerade eben war so ein Moment. Wir lösten uns dann langsam und meine Mum, sah neugierig zu Feli und Leni. „Mama das sind Leni und Felicia. Wir haben sie in unserem letzten Urlaub kennengelernt. Und sie haben mich hierhergebracht." sagte ich leise und Mama begrüsste die beiden. Wir gingen dann ins Krankenhaus und direkt zur Intensivstation. Es brach eine hitzige Diskussion aus, da sie mich nicht zu meiner Schwester lassen wollten. Aber irgendwann gewannen meine Mum und ich und wir durften rein. Feli und Leni warteten vor der Station, während wir drinnen verschwanden.

Ich stand stocksteif vor der Schiebetür mit dem grossen Fenster und sah in das Zimmer wo meine Schwester lag. Rings um sie herum waren Geräte und Maschienen. Sie hatte einen Beatmungsschlauch in ihrem Mund und ihr hübsches Gesicht war übersäht von Schrammen und Flecken. „Oh mein Gott." flüsterte ich leise und da konnte ich einzelne Tränen auch nicht mehr zurückhalten. Ich stand einen Moment da und dann betrat ich mit Erlaubnis das Zimmer. Langsam und zögerlich ging ich rein und setzte mich auf den Stuhl, der neben Shays Bett stand. Eine Krankenschwester begleitete mich, da sie sowieso kurz die Werte kontrollieren wollte. „Darf ich... darf ich meine Schwester anfassen?" fragte ich leise und die Krankenschwester nickte. Zögerlich griff ich nach ihrer Hand und schloss meine um ihre. Ich sah Shayenne einfach nur an. Ich beugte mich dann etwas vor und legte ihre Hand an meine Wange und schloss meine Augen. „Hey kleine Schwester! Ich weiss du kannst mich hören. Ich liebe dich. Bitte kämpfe! Wir brauchen dich hier." sagte ich leise und wieder rollten mir ein paar Tränen über die Wange. Es machte mich fertig sie so zu sehen und mein Herz verkrampfte sich. „Wird sie wieder gesund?" fragte ich die Krankenschwester. „Wir machen was menschenmöglich ist. Sie ist stabil, aber dennoch nicht über dem Berg. Ihre Schwester hat ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten." sagte sie und stellte sich zu mir. „Und wieso musste sie operiert werden?" fragte ich. „Sie hatte eine Hirnblutung, welche die Ärzte aber stoppen konnten und nun wurde sie in ein künstliches Koma gelegt, damit der Heilungsprozess einsetzen kann..." sagte sie und ich nickte stumm. Ich war geschockt und mein Herz wurde schwer. „Halt durch Schwesterherz!" sagte ich dann, als ich das Bild nicht mehr länger ertrug und verliess den Raum.

Meine Mum sagte mir dann, dass sie heute Nacht hierbleiben würde. Bat mich aber darum heim zu fahren und versprach mir, dass sie sich sofort melden würde, wenn etwas wäre. Widerwillig tat ich dann das was sie wollte und verliess die Intensivstation. Da standen Leni, Feli und Marco der eine Nacht hierbleiben musste. „Marco!" sagte ich und dieser drehte sich sofort zu mir. „Wincent!" sagte er und wir nahmen uns beide in den Arm. „Wince, es tut mir leid. Ich konnte nichts tun. Der war auf einmal da!" sagte Marco dann sofort und sah mich an. Ich sah ihm sein schlechtes Gewissen an, aber er konnte doch gar nichts dafür. „Du kannst nichts dafür Marco! Mach dir kein Gewissen. Du kannst nichts für so einen Vollidioten. Er ist der, der sich ein Gewissen machen müsste." sagte ich sauer. „Wincent der Geisterfahrer... Das war ein 18-jähriger Kerl. Er hat den Aufprall nicht überlebt." sagte Marco und sofort verstummte ich. Ich strich mir übers Gesicht und war sichtlich überfordert mit der ganzen Situation in der wir uns befanden. „Was tun Sie denn hier?! Sie sollten in ihrem Bett liegen!" kam dann die Krankenschwester von vorhin auf uns zu und sah Marco ernst an. „Ja ich..." begann mein bester Freund. „Nichts da. Gehen sie zurück ins Bett." wies sie ihn an und er tat was ihm gesagt wurde. „Und sie, Herr Weiss. Fahren sie nach Hause. Ihre Schwester ist hier in den besten Händen." sagte sie und ich nickte leicht. Als ich dann mit Leni und Feli alleine dastand, sah ich die beiden einfach nur an. Leni kam dann auf mich zu und zog mich in ihre Arme. Sie hielt mich fest und auch ich schlang meine Arme um sie und vergrub mein Gesicht an ihrem Hals. Das war genau das, was ich jetzt brauchte. Wir hielten uns einen Moment fest im Arm ehe ich mich langsam löste.

Wir fuhren dann auf direktem Weg nach Hause wo meine Mum und meine Schwester wohnten. Ich quartiere Leni und Feli dann auch grad im Haus ein. Ich bot ihnen an im Gästezimmer unter dem Dach zu schlafen. Oder im Bett meiner Mum. Aber beide lehnten sie ab und sagten, dass das Sofa perfekt war. Ich holte dann aus dem Büro Decken und Kissen und jeweils ein Crewshirt, was wir hier rumliegen hatten. „Ich kann euch leider nur Merch anbieten." sagte ich als ich ihnen ihre ‚Pyjamas' hinhielt. „Kein Problem. Danke Wincent." lächelte Feli. „Wenn was ist, ich bin im Gästezimmer ganz oben." sagte ich und liess dann die beiden alleine und ging hoch. Ich zog mich bis auf die Boxershorts aus und legte mich ins Bett. Aber an Schlaf war nicht zu denken. Ich fragte nochmal kurz bei meiner Mum nach, aber nach dem sie mir versicherte, dass alles ‚gut' war, gab ich dann doch Ruhe. Aber trotzdem konnte ich nicht schlafen. Zu viel ging mir durch den Kopf und ich fühlte mich einsam. Ich tastete nach meinem Handy und schrieb Leni, die zwei Stockwerke tiefer auf dem Sofa war.

W: schläfst du schon?

L: Nein.

W: kommst du hoch?

L: kann ich

W: brauch deine Nähe

Kurz danach, hörte ich wie sie die Stufen hochkam und auf der obersten Stufe stehen blieb. „Hi." sagte sie leise und lächelte mich leicht an. „Hey." antwortete ich und versuchte ebenso zu lächeln. Sie kam langsam zu mir. Ich musste doch etwas lächeln, als sie nur in Unterwäsche und meinem Merch zu mir ins Bett krabbelte. „Steht dir." sagte ich und zupfte an dem schwarzen Shirt. Leni lächelte nur leicht und sah mich an. Sie griff nach meiner Hand und sah mir in die Augen. „Winni ich bin immer für dich da, okei? Egal was, wann und wo! Melde dich bei mir." sagte die Schwarzhaarige. „Danke." sagte ich leise und liess mich ins Kissen sinken und zog Leni mit. Sie kuschelte sich an meine Brust und ich legte meinen Arm um sie. Die Müdigkeit übermannte mich sofort und ich schlief innert Minuten ein.

Where Love FallsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt