Kapitel 67

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Lenis Nudelauflauf war der Hammer, ich hätte am liebsten den Teller sauber geleckt. „Kannst du das bald mal wieder kochen? Der war sau lecker." grinste ich zufrieden meine Freundin an. „Ja wenn du das möchtest." lächelte sie leicht und nickte dabei. Sie war ziemlich ruhig, wahrscheinlich lags an unserem „Gespräch" von letztens. Ich war hin und her gerissen, ob ich dieses Thema nochmal aufgreifen sollte, oder ob ich es einfach lassen sollte und hoffen, dass es etwas gebracht hatte? Ich sah Leni zu, wie sie das Geschirr abräumte und beobachtete sie etwas. „Ist bei dir alles in Ordnung?" fragte ich dann und stand auf. „Hm? Ja. Wieso?" fragte Leni und richtete sich auf. Ich ging zu ihr und stellte mich neben sie. Ich strich ihr sanft über den Rücken und sah sie an. „Ist es wegen letzter Woche?" hakte ich nach. „Vielleicht etwas. Ich will an mir arbeiten. Versprochen Wincent." sagte sie dann und sah mich an. Sie hatte es mir schon ein paar Mal versprochen, aber hielt sich nie dran. Aber ich versuchte einfach an ihre Worte zu glauben und nickte. „Okei." sagte ich dann und beugte mich zu ihren Lippen und küsste sie sanft. „Abgesehen davon... Ist sonst alles gut?" fragte ich während ich zum Tisch ging und das restliche Geschirr holte. Leni druckste etwas herum und nachdem ich die Gläser in die Spülmaschiene gepackt hatte, drehte ich Leni an den Schultern zu mir. Ich sah ihr in die Augen, aber sagte nichts. Sie würde sich früher oder später selbst verraten und den Blickkontakt unterbrechen. Das war bisher immer so, wenn ich diese Methode anwandte. Und wie erwartet sah Leni zu Boden. Ich schloss den Geschirrspüler und schaltete ihn ein. Dann nahm ich meine Freundin an der Hand und zog sie zum Sofa wo ich mich drauf sinken liess und sie auf meinen Schoss zog. Ich strich ihr sanft über die Beine die sie über meine gelegt hatte und hielt sie fest, während sie ihren Kopf an meine Schulter legte. Ich konnte das ‚Ich-schweige-länger-als-du-Spiel' noch lange mitmachen, so viel Geduld hatte ich mittlerweile. Während ich Leni festhielt machte ich mit der freien Hand den Fernseher an, früher oder später würde sie reden. Gedanken verloren strich ich ihr dann wieder über den Rücken und begann zu schmunzeln, als sie nach 20 Minuten Schweigen ihren Mund auf machte.

„Ich hab morgen den Gerichtstremin." sagte Leni leise und da wandte ich meinen Blick sofort zu ihr. „Was?!" sagte ich und sah sie an. „Ich muss morgen zum Gericht, wegen der ganzen Sache mit meinem Vater." sagte Leni und ich schob sie etwas von mir weg. Ich wusste ja, dass mein Anwalt an dieser Sache dran war. Aber dass sie nun nen Termin hatte war mir neu. „Und wann hattest du vor mir das zu sagen, wenn ich nicht nach gehakt hätte?" fragte ich sie und fixierte sie mit meinem Blick. „Gar nicht." murmelte sie leise. „Gar nicht?!" fragte ich und schob sie von meinem Schoss runter und drehte mich ganz zu ihr. „Warum?" hakte ich nach. „Weil du sonst mitkommen willst." sagte Leni und nun sah ich sie verwirrt an. „Natürlich will ich mitkommen. Oder ist das verboten?!" fragte ich und runzelte meine Stirn. „Nein." sagte meine Freundin. „Und wo liegt nun das Problem?!" fragte ich und langsam aber sicher merkte ich, wie ich leicht genervt wurde. „Weil ich Angst habe, dass sie am Schluss dich hinter Gitter bringen anstelle meines Vaters." sagte Leni und da begann ich zu lachen. „Was?!" fragte ich und schüttelte ungläubig meinen Kopf. „Wieso mich?" fragte ich sie. „Weil... Ich weiss wie du in München reagiert hast und da war mein Vater über 600km weit weg. Morgen wird er nur ein paar Meter entfernt sein. Und da will ich mir nicht ausmalen wie du reagierst wenn du ihn sehen wirst." sagte sie und sah mich an. Stimmt, so weit hatte ich nicht gedacht. Ich wusste nicht, wie ich reagieren werde, wenn ich mit ihrem Vater im selben Raum war und mir die ganze Geschichte nochmals anhören musste. „Das heisst, ich darf dich nicht begleiten?" fragte ich Leni und da schüttelte sie den Kopf. Wow, meine Freundin wollte mich wirklich nicht dabei haben. „Darf ich dich wenigstens hin fahren?" fragte ich und auch da schüttelte sie den Kopf. „Mama holt mich morgen hier ab. Ich will nicht, dass du in der Nähe bist. Ich hab Angst, dass du etwas unverantwortliches tust." sagte Leni und ich sah sie einfach nur an.

Ich wusste ja, dass sie es eigentlich nur gut meinte. Denn wahrscheinlich hatte sie recht ich würde ausflippen bei diesem Termin. Aber dennoch tat es etwas weh, dass sie mich nicht dabei haben wollte. „Und wenn ich aussagen muss?" fragte ich und sah sie an. „Musst du nicht. Du warst kein direkter Zeuge und die Aussagen bei der Polizei in München hat gereicht. Sonst hättest du nen Brief gekriegt und hättest gewusst, dass der Termin morgen ist." sagte Leni und irgendwie war ich etwas gekränkt. „Na dann." sagte ich und stand auf und ging auf die Terrasse. Okei, vielleicht war ich auch beleidigt. „Mann Wincent, jetzt reagier nicht so." hörte ich dann Leni, die mir gefolgt war. „Findest du nicht, dass du mir sowas Wichtiges hättest sagen sollen?" fragte ich sie und sah aufs Wasser. „Ich wollte nur nicht, dass du dich aufregst. Ich hätte es dir morgen Abend gesagt." verteidigte sich Leni. „Das hätte es nicht besser gemacht." sagte ich und drehte mich zu Leni, die ihren Kopf hängen liess. Ich seufzte und ging zu ihr. „Sag mir bei solchen wichtigen Dingen doch einfach Bescheid." sagte ich leise und zog sie in meine Arme. Leni liess sich augenblicklich gegen mich sinken und schlang ihre Arme um mich. Ich legte meinen Kopf auf ihrem ab und hielt sie fest. Ich hoffte, dass mein Anwalt genügend Sachen gegen diesen Kerl in der Hand hatte, damit er weggesperrt wurde. Das war eindeutig Körperverletzung und Leni musste lange genug Schmerzen aushalten und zur Therapie gehen. Ich hoffte einfach, dass dies reichte um ihn hinter Gitter zu bringen. Selbst wenns nur ein Jahr wäre, scheiss egal. Aber eine Geldstrafe wäre einfach zu milde. „Es tut mir leid." hörte ich Leni und spürte wie sie ihren Kopf bewegte und zu mir hinauf sah. Ich hob meinen Kopf und erwiderte ihren Blick. „Ich weiss ja, dass du es nur gut meinst und mich vor ner Dummheit schützen willst." sagte ich dann und schmunzelte leicht.

Der Abend mit Leni verging dann eher ruhig. Wir gammelten auf dem Sofa und gingen dann, für meine Verhältnisse, früh schlafen. Auf dem Bauch liegend und mein Gesicht ins Kissen gedrückt schlafend, schreckte ich hoch, als Lenis Wecker klingelte. „Mach das aus...." brummte ich und merkte wie meine Freundin sich neben mir bewegte. „Wie spät is es eigentlich?" nuschelte ich mit geschlossenen Augen. „Kurz nach sieben." sagte Leni leise. „Was für eine unmenschliche Zeit." brummte ich wieder und zog mir die Decke übern Kopf. Während ich wieder einschlief, hüpfte Leni unter die Dusche und machte sich fertig für ihren Termin beim Gericht.

„Winni wach auf. Ich muss los." hörte ich sie dann und spürte wie sie mich sanft wach rüttelte. Ich öffnete langsam ein Auge und sah sie an. „Kommst du nachher wieder her?" nuschelte ich. „Nein, danach muss ich zur Schule." antwortete Leni mir. Ich war nicht gerade zufrieden mit ihrer Antwort, aber musste sie halt akzeptieren. „Wann kommt deine Mum?" nuschelte ich. „In 10 Minuten." sagte Leni und da zog ich sie kurzerhand zu mir unter die Decke und an mich ran. „Wincent ich hab mich bereits fertig gemacht." sagte sie etwas genervt und wollte sich von mir wegschieben. Sie war angespannt und nervös. Man konnte es ihr ja auch nicht verübeln. Aber trotzdem wollte ich jetzt einfach noch etwas kuscheln. „Du siehst gut aus." sagte ich leise und als sie ihren Kopf wegdrehte, als ich sie küssen wollte, musste halt ihr Hals dran glauben. Ich hauchte ihr sanfte Küsse an den Hals und verstärkte den Griff um sie noch mehr. Ich merkte wie sie langsam aber sicher, einknickte und mich nicht mehr so krampfhaft von sich wegschob. „Wincent... Mama kommt gleich." nuschelte sie dann und ich grinste leicht, als ich spürte wie sie ihre Hände in meinen Haaren vergrub und mir ihren Hals entgegen reckte. „Sie wird sich schon melden." murmelte ich gegen ihren Hals und begann dann leicht an ihrer Haut zu saugen. „Ooohh nein. Nein, nein Wincent!!" sagte Leni als sie merkte was ich vor hatte und zog meinen Kopf sanft an den Haaren etwas zurück. Ich grinste sie frech an, als sie sich aufgerichtet hatte. „Hör auf damit. Nicht heute." musste sie dann doch lachen. „Dann gib mir jetzt endlich einen richtigen Kuss." sagte ich grinsend und Leni beugte sich zu mir. Kurz bevor sich unsere Lippen berührten, klingelte ihr Handy und sie schreckte hoch.

Ich rollte leicht die Augen und hörte dem kurzen Gespräch zwischen ihr und ihrer Mama zu. „Ich muss los." sagte Leni und gab mir einen flüchtigen Kuss, den ich kaum erwidern konnte. Ich konnte gar nicht reagieren, war sie bereits aufgestanden und auf dem Weg zur Wohnungstür. „Ey warte!!!" sagte ich, sprang aus dem Bett und rannte ihr hinter her. „Wincent ich muss los!" sagte Leni, doch ich griff nach ihrer Hand und zog sie zu mir. „Ruf mich an, wenn der Termin vorbei ist." sagte ich und sie nickte leicht. Ich beugte mich zu ihr und küsste sie sanft zum Abschied. „Du schaffst das!" sagte ich dann leise und liess sie gehen.

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