Kapitel 82

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~2 Tage später~

Meine Ansage bei Leni schockte sie ziemlich. Sie weinte nur noch an diesem Abend und klammerte sich richtig an mich. Ich wollte doch diesen Schritt eigentlich gar nicht gehen. Ich wollte mich nicht von ihr trennen. Auch wenn es gerade etwas kriselte, war das doch nicht gleich ein Grund schluss zu machen. Dennoch musste ich es einfach tun auch wenn ich selbst Schiss davor hatte. Ich hoffte einfach mal wieder, dass meine Ansage etwas brachte. Und wies schien, war sie Leni ziemlich eingefahren. Ich hatte sie dann kurz nach dem Gespräch auf ihren Wunsch heim gefahren. Wahrscheinlich tat dieser Abstand gerade etwas gut, so konnte sie sich bewusst werden, was es hiess wenn sie wieder eine Szene schob. Wir hatten gestern ein längeres Gespräch am Handy, da ich nicht in Berlin war sondern bei meiner Mum zu Hause. Wir redeten lange und für mich hörte es sich so an, als hätte sie verstanden, dass es nun ums Ganze ging. Entweder um die Beziehung kämpfen oder einfach alles verlieren.

„Wincent können wir los?" hörte ich meine Mum nach mir rufen und sofort stand ich auf und ging zu ihr runter. „Ja. Lass uns Shayenne nach Hause holen!" strahlte ich meine Mum an und sie sah genauso glücklich aus. Heute durfte Shayenne endlich nach Hause. Wir setzten uns ins Auto und meine Mum fuhr los in die Klinik und je näher wir kamen, desto aufgeregter wurden wir. Nach Monaten würde Shayenne endlich dieses Gefängnis verlassen können. Auch wenn immer noch nicht alles wieder zu 100% klappte, fanden die Ärzte, dass sie so weit war und heim konnte.

Wir betraten die Klinik und machten uns schnurstraks auf den Weg zu Shays Zimmer. Doch als wir den Raum betraten war er leer, ihre Sachen standen zwar bereit zum mitnehmen, aber meine Schwester war nirgends zu sehen. Also gingen wir wieder auf den Gang und ich sah den Gang hoch und runter. „Suchst du mich?" hörte ich dann plötzlich die vertraute Stimme meiner kleinen Schwester. Ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung und sah sie erst mal etwas perplex an. Sie stand mitten auf dem Gang. Und das ohne Rollstuhl, Krücken oder sonstiger Hilfe. Die letzten paar Wochen hatte ich sie nie gesehen und deshalb wusste ich auch nicht, wie gut es ihr wirklich ging. „Shayenne!" sagte ich und da kam sie langsam auf mich zu. Ich traute meinen Augen kaum, als ich sah, wie meine Schwester ohne Hilfe zu mir spazierte. Ich starrte sie regelrecht an und als sie begann zu lächeln füllten sich meine Augen mit Tränen. Ich konnte es kaum glauben. „Wann ist das denn passiert?" fragte ich und ging ihr entgegen und schloss sie dann in meine Arme. „Es geht schon eine ganze Weile. Ich wollte dich damit überraschen." nuschelte sie. „Das ist dir gelungen." sagte ich leise und wollte Shayenne kaum mehr los lassen. Ich hielt meine Schwester im Arm, während sie sich gegen mich drückte und ihre Arme um mich geschlungen hatte. Ich war so überwältigt, dass ich danach irgendwie komplett neben der Spur war. Beim Austrittgespräch war ich eh nur halb anwesend und konnte es kaum erwarten endlich mit meiner kleinen Schwester die Klinik zu verlassen.

Und dann wars endlich soweit. Wir waren aus der Klinik und gerade eben zu Hause angekommen. Während ich das Gepäck meiner Schwester rein brachte, folgte meine Mum mit Shayenne. Ich brachte den Koffer hoch und als ich wieder runterkam, stand Shay vor der Treppe und sah die Stufen an. Ich blieb in der Kurve stehen und beobachtete sie. Sie bemerkte mich erst, als sie mit ihren Augen bei meinen Füssen angekommen war. „Was überlegst du?" fragte ich sie und ging langsam die Stufen runter. „Wie ich nun in mein Zimmer komme." antwortete mir Shayenne und lächelte verlegen. „Naja ganz einfach. Schritt für Schritt die Stufen hoch. Ich helf dir." lächelte ich und ging zu ihr. Ich stellte mich neben sie und gemeinsam brachten wir diese Hürde hinter uns. Es dauerte etwas länger als normal, aber als wir oben angekommen waren, lächelte mich Shayenne stolz an. „Du bist toll!" lächelte ich sie an und drückte ihr nen Kuss auf den Kopf. „Danke für alles Wiewie." sagte Shayenne dann während wir in ihr Zimmer gingen. „Nicht dafür Schwesterherz. Ich bin immer für dich da! Auch wenn ich oft nicht direkt bei dir bin, du weisst, dass du dich immer bei mir melden kannst." sagte ich und nahm sie in meine Arme als wir in ihrem Zimmer ankamen. „Hab dich lieb." hörte ich die leisen Worte meiner Schwester, die mich automatisch zum Lächeln brachten. „Ich dich auch." sagte ich leise und liess sie dann etwas alleine in ihrem Zimmer und liess sie einfach zu Hause ankommen.

Mittlerweile war ich nun wieder in Berlin und gerade liess ich mich aufs Bett meiner Freundin fallen, während sie vor ihrem Kleiderschrank stand und sich etwas bequemes anzog. Die letzten beiden Tage taten uns beiden ganz gut. Beide konnten wir uns drüber klar werden, was nun auf uns zu kam. Wir gingen aber beide dem Thema auch etwas aus dem Weg. Ich wollte mich nicht ständig auf das konzentrieren müssen. Bald würde sich zeigen, was Leni draus machen würde. Ich hoffte, dass die Ansage wirklich bei ihr ankam und sie sich nun versuchte zu ändern. „Wie geht's Shayenne?" holte mich Leni dann aus meinen Gedanken, als sie sich zu mir aufs Bett setzte. „Super! Es geht immer besser und gestern kam sie einfach so auf mich zugelaufen. Ohne Hilfe." lächelte ich Leni an und zog sie zu mir. „Geht's dir gut?" fragte ich meine Freundin und strich ihr eine Strähne hinters Ohr. Sie schloss kurz ihre Augen bei meiner Berührung und nickte dabei leicht lächelnd. „Ja." sagte sie dann leise und sah mich dann wieder an. „Dir?" stellte sie mir die Gegenfrage. „Klar." lächelte ich ebenso, zog sie zu mir und küsste sie sanft. Leni rutschte näher an mich ran und erwiderte den Kuss gefühlvoll. Ich wollte gerade den Kuss vertiefen als die Zimmertür auf ging und der Freund von Lenis Mama hereinplatze. „Leni deine Mutter ruft nach dir!" sagte er etwas unfreundlich. Leni verdrehte nur ihre Augen und sah dann zu ihm. „Dann hätte sie hochkommen sollen, sie wusste dass ich die Tür geschlossen hab." antwortete sie ihm und löste sich ganz von mir.

„Hi!" sagte ich dann laut zu ihm. Er hatte mich gekonnt ignorierte bis jetzt, doch nun hatte er Blickkontakt mit mir aufgebaut. „Tag Wincent." sagte er und sah dann wieder zu Leni. „Wie geht's?" schob ich dann hinterher und ich sah ihm genau an, dass es ihn nervte, dass ich ein Gespräch mit ihm aufbauen wollte. Er mochte mich nicht, wieso auch immer. Wahrscheinlich hatte er einfach ein Problem damit, dass ich Lenis Familie bereits mehr geholfen hatte als er jemals helfen konnte. „Gut danke." murmelte er und sah wieder zu Leni. „Mir auch, danke der Nachfrage." grinste ich leicht und da sah Leni kichernd zu mir. „Wincent hör auf." sagte sie schmunzelnd und schob den Freund ihrer Mutter aus dem Zimmer und folgte ihm nach unten. Grinsend verschränkte ich die Arme hinter dem Kopf und wartete also wieder auf meine Freundin.

Nach ein paar Minuten hörte ich wie sie wieder auf dem Weg nach oben war und kurz vor dem Zimmer rief er ihr erneut. „Was denn?!" sagte Leni genervt und ich musste mir echt ein lachen verkneifen. Leni ging wieder runter und kam nach einer Weile wieder hoch. „Können wir bitte zu dir?!" sah sie mich flehend an. „Nichts lieber als das!" lachte ich und sprang von ihrem Bett auf. Leni packte nur das Nötigste zusammen und gemeinsam gingen wir dann die Stufen runter. „Mama ich geh mit zu Winni!" brüllte meine Freundin durchs Haus während wir uns die Schuhe anzogen. „Wir wollen aber gleich Essen!" kam Mike, der Freund von Johanna um die Ecke. „Hab keinen Hunger!" sagte Leni und beachtete ihn kaum. „Mama?" rief Leni. „Ja?" hörte ich Johanna. „Wir fahren zu Wincent, ok?" sagte sie und da kam Johanna ebenso zu uns. „Oh, spontan wie immer." schmunzelte sie. Ich grinste leicht und Leni hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich nehm an du bleibst über Nacht da?" fragte Johanna. „Ja." sagte Leni schnell bevor ich etwas sagen konnte. Aber für mich wars sowieso okei. „Okei, dann habt nen schönen Abend." lächelte sie und ich winkte den beiden zu und folgte meiner Freundin zu meinem Auto die ungeduldig auf mich wartete.

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