18. Kapitel

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Verdammt, warum muss es hier oben nur so kalt sein? Blöde Idee mitten im Herbst los zufliegen, wer kam nur darauf, ach ja mein herzallerliebster Bruder. Schnaubend zog ich meine Jacke enger um mich. Ich hatte ein T-Shirt, zwei Pullis, eine Strickjacke und noch eine Winterjacke an und fror trotzdem noch. Allerdings war ich nicht die einzige, alle froren, sogar manche Drakin obwohl diese durch ihren Schuppenpanzer besser geschützt waren. Ich und Ad hatten es im Gegensatz zu den anderen noch ein bisschen wärmer, Ad am meisten. Als feuerspeiender Drache hat man so manche Vorteile und einer ist eben, dass einem nicht so schnell kalt wird, was im Winter recht nützlich ist, aber im Sommer total nervt.

Meine Hände fühlten sich taub an, da nützte auch kein aneinander rubbeln und um sie in meine Ärmel stecken zu können war der Anorak zu kurz. Mann, man bräuchte Handschuhe. Warte - ich drehte mich um und wühlte in einer der beiden Taschen herum, sehr darauf bedacht, dass nichts heraus fällt, und siehe da, ich fand welche. Besser spät als nie, wie es so schön heißt. Meine beiden Hände tauten langsam wieder auf.

Bevor ich mich wieder herum drehte, sah ich mir meine Mitreisenden an. Wir hatten beschlossen, dass es schlauer wäre, uns zusammen zu tun. Zwar ist die Chance, dass uns jemand sieht, dann doppelt so groß, aber wir dann auch eine doppelte Gewinnchance gegen die anderen zu kämpfen. Nach und nach sah ich mir jeden der beiden Gruppen an, die alle ein paar Meter hinter uns flogen. Alle schliefen und sahen sogar einigermaßen friedlich aus, nur ein bisschen angespannt und erschöpft. Nur mit Mühe und mit Hilfe der Zwillinge konnte ich Marko überreden, dass ich die Aufsicht über uns übernahm und er sich dagegen ein bisschen ausruht. Naja ich und Caleb. Caleb hat die Wache für seine Gruppe übernommen, sie haben zwar zu uns gesagt, dass es besser wäre, wenn zwei Wache schieben würden, nicht nur einer, aber offenbar vertrauen sie uns immer noch nicht sonderlich,was auf Gegenseitigkeit beruht, von daher ist alles in Ordnung. Anders als bei uns hat die Anführerin der zweiten Gruppe kein Problem damit, dass jemand anders Wache hielt und so flogen wir schon seit ein paar Stunden schweigend neben einander her und hielten nach irgendwas verdächtigen Ausschau. Fehlanzeige bis jetzt, was eigentlich gut war.

"Also, hm lange nicht mehr gesehen", sagte Caleb auf einmal zu mir. Ich wand mein Kopf nach links, in Richtung der kommende Stimme. Im Schein des Vollmondes, der am klaren Nachthimmel hing, betrachtete ich sein schemenhaftes Profil.

" Jaha", sagte ich gedehnt. "Es hat sich ziemlich viel verändert." Blinzelnd schaute ich zu ihm rüber.

"Ja, es ist aber auch viel Zeit vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben oder von einander gehört haben ", meinte ich und überlegte, es müssten schon über sechs Jahre her sein.

"Ich wollte ja dich, Tris und die anderen während den Ferien besuchen kommen oder schreiben, aber..."

Bloß nicht an Tris denken, ich versuchte mit aller Macht nicht einen Gedanken an ihn zu verschwenden, nicht weil ich ihn nicht mag-ich meinte mochte, weil ich ihn nicht mochte, nein im Gegenteil, sondern genau deswegen. Der Schmerz der aufflackerte, kam nicht von meinen Rippen, von denen ich mir übrigends zwei geprellt hatte, aus, nein er kam vom Herzen. Ich vermisste ihn so schrecklich, seine immer optimistische Art, selbst in schlechtesten Zeiten gut drauf zu sein und uns allen Mut zu geben, oder dass er immer zu uns gehalten hat und immer dann aufgetaucht ist, wenn es Ärger gab, nur um ihn dann zu verschlimmern (er hat es aber immer nur gut gemeint, meistens).

"Lis?"

"Hm?",antwortete ich einfallsreich und strich abwesend über Ad seinen Hals, der still durch die Nacht flog und sich nur ab und zu mit Selvin, Caleb sein Drakin, unterhielt.

"Du hast mir nicht zugehört, egal, ich bin es ja gewohnt", den letzten Teil murmelte er nur noch vor sich hin, ganz so, als erinnerte er sich gerade an etwas, was ihn nicht so sehr begeisterte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 08, 2016 ⏰

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